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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Sartan
von Abarrach hatten vergessen, wie man ihre Magie erneuerte. Aber das magische
Feuer übersprang ein beschädigtes Sigel, entzündete das nächste und so fort.
Alfred brauchte nichts weiter zu tun, als sich das Bild der Katakomben zu
vergegenwärtigen, und die Runen wiesen ihnen den Weg.
    Nur, was erwartete sie dort?
    Er faßte einen Entschluß. Gesetzt den Fall, ich
bin im Irrtum und Xar hat Haplo in einen der Untoten verwandelt, dann werde
ich ihn von diesem furchtbaren Dasein erlösen. Ich werde ihm Frieden geben.
Ganz gleich, was wer auch immer sagt oder tut, um mich daran zu hindern. Das
Glyphenband führte stetig in tiefere Regionen. Alfred war früher schon in den
Katakomben gewesen und wußte, daß die Richtung stimmte. Auch Marit kannte sich
aus. Sie eilte im Laufschritt vor ihm her. Beide hielten wachsam Umschau, aber
nicht einmal die Toten verirrten sich in diese Gänge.
    Sie marschierten so lange, ohne etwas anderes zu
sehen als die Sartanrunen am Fuß der Wand und den Schimmer der Patrynrunen auf
Marits Haut, daß Alfred das Gefühl hatte, sich durch einen trostlosen Alptraum
zu quälen, ohne von der Stelle zu kommen.
    Als Marit unvermittelt stehenblieb, ging Alfred
wie schlafwandelnd weiter und prallte gegen sie. Mit einem scharfen Zischen
stieß sie ihn gegen die Wand.
    »Ich sehe Licht«, sagte sie halblaut.
»Fackelschein. Und ich weiß jetzt auch, wo wir sind. Vor uns liegen die
Verliese. Wahrscheinlich befindet sich Haplo in einer der Zellen.«
    »Es ist so still hier unten«, flüsterte Alfred. »Furchtbar still.«
    Ohne auf ihn zu achten, hastete Marit weiter,
dem Lichtschein entgegen.
    Alfred brauchte nicht lange, um die richtige
Zelle zu finden. In den Verliesen waren die meisten Sartanglyphen entweder
beschädigt oder absichtlich ausgetilgt worden, deshalb konnten sie nicht mehr
als Wegweiser dienen.
    Doch ihm war es, als leiteten ihn unsichtbare
Runen, erschaffen von der Angst in seinem Herzen.
    Haplo lag auf einer Bank aus Stein, die Augen geschlossen,
die Hände auf der Brust gefaltet. Er bewegte sich weder, noch atmete er. Alfred
hatte einen Augenblick der Ungestörtheit, um seine Bewegung zu meistern,
bevor Marit, die ihm in einigem Abstand folgte, um auf die Schritte möglicher
Verfolger zu lauschen, bemerkte, daß er stehengeblieben war, und sofort erriet,
weshalb.
    Er versuchte, sie festzuhalten, aber sie riß
sich los und stürmte an ihm vorbei. Mit einem schnell hervorgestoßenen Wort
ließ Alfred die Gitterstäbe verschwinden. Sonst wäre sie einfach
dagegengelaufen.
    Einen Moment stand sie über die Steinbank
gebeugt, dann sank sie schluchzend auf die Knie und nahm Haplos bleiche Finger
zwischen ihre Hände, als könnte sie ihm ihre Wärme geben. Die Tätowierungen an
seinem Körper schimmerten matt, aber das marmorkalte Fleisch beherbergte
keinen Funken Leben.
    »Marit«, sagte Alfred unbeholfen. »Du kannst
nichts tun.«
    Tränen standen ihm in den Augen, Tränen
aufrichtigen Kummers, jedoch auch Tränen der Erleichterung. Haplo war tot, ja. Tot! Kein schreckliches, magisches Leben brannte in ihm wie eine Kerze
in einem Knochenschädel. Seine Züge waren gelöst, frei von Schmerz.
    »Er hat seinen Frieden«, murmelte Alfred.
    Langsam trat er in die Zelle und stand neben
seinem Todfeind, seinem Freund.
    Marit hatte die schlaffe Hand wieder auf Haplos
Brust gelegt, über die Herzrune. Nun saß sie zusammengekauert auf dem Boden
und überließ sich stumm ihrer verzehrenden, unstillbaren Trauer.
    Alfred hatte das Gefühl, eigentlich wäre es
angemessen, etwas zu sagen, einige Worte zum Abschied. Aber Worte waren
unzulänglich. Was sagte man über einen Mann, der in dein Herz geschaut und
gesehen hat, nicht was du bist, sondern welche Möglichkeiten in dir verborgen
liegen? Was sagte man über einen Mann, der dieses andere, bessere Ich ans Licht
gezerrt hatte? Was sagte man über einen Mann, der dich lehrte zu leben, während
man sich viel lieber in den Tod geflüchtet hätte?
    All das hatte Haplo getan. Und jetzt war Haplo
tot. Er starb für mich, für den Nichtigen, für sein Volk. Jeder von uns zehrte
von seiner Kraft und vielleicht haben wir, ohne es zu merken, jeder ein Stück
von seinem Leben gestohlen.
    »Mein lieber Freund«, flüsterte Alfred mit
erstickter Stimme. Er beugte sich nieder und legte seine Hand auf die Haplos.
»Ich verspreche dir, ich werde den Kampf fortführen. Ich werde tun, was in meiner
Macht

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