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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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großen Stein.
    »Ihr benutzt Wiedergänger als Kundschafter?«
Alfred dachte an das letzte Mal zurück, als er auf Abarrach gewesen war. »Oder
um für euch zu kämpfen?«
    Baltasar warf ihm einen raschen, wissenden Blick
zu. »Nein, nicht mehr. Wir haben aufgehört, Nekromantie zu praktizieren.«
    »Das freut mich«, entfuhr es Alfred etwas zu überschwenglich.
»Das freut mich sehr. Ihr habt die richtige Entscheidung getroffen. Die
Wissenschaft der Nekromantie hat unserem Volk bereits großes Unglück gebracht.«
    »Die Gabe, die Toten wieder zum Leben zu
erwecken, ist eine starke Versuchung, geboren aus Empfindungen, die wir Liebe
und Mitleid nennen.« Baltasar seufzte. »Unglücklicherweise handelt es sich
jedoch im Grunde um nichts anderes als den selbstsüchtigen Wunsch, festzuhalten,
was wir loslassen sollten. Kurzsichtig und hochfahrend, glaubten wir, diese
sterbliche Existenz sei die ideale Form, und danach käme nichts mehr. Wir sind
eines Besseren belehrt worden.«
    Alfred sah ihn erstaunt an. »Eines Besseren
belehrt? Wodurch?«
    »Unser Prinz, mein geliebter Edmund, hatte den
Mut, uns die Augen zu öffnen. Wir ehren sein Andenken. Die Seele darf sich
lösen und in ihre neue Heimat eingehen, und den Leib betten wir zur ewigen
Ruhe.«
    »Leider«, fügte er in bitterem Ton hinzu, »haben
wir allzuoft Gelegenheit, einem der Unseren diesen Liebesdienst zu erweisen.«
    Er senkte den Kopf und legte die Hand vor die
Augen, um die aufsteigenden Tränen zu verbergen. Von seinem Schmerz gerührt und
bereit, das vorhergegangene Mißverständnis zu vergessen, legte ihm der Hund
die Vorderpfote auf das Knie und sah mitfühlend zu ihm auf.
    »Wir flohen landeinwärts, um den Lazaren zu entkommen,
aber sie holten uns ein. Schließlich standen wir mit dem Rücken zur Wand und
mußten uns zum Kampf stellen – einem aussichtslosen Kampf. Bevor das Zeichen
zum Beginn der Schlacht gegeben wurde, trat einer aus den Reihen der Feinde,
ein junger Edelmann mit Namen Jonathon. Er erlöste Prinz Edmund, befreite seine
Seele und lieferte uns den Beweis, daß wir all diese Jahrhunderte hindurch
einem Irrglauben angehangen hatten. Die Seele fällt nicht dem Vergessen
anheim, sondern lebt weiter. Wir hatten falsch gehandelt, indem wir sie an das
Gefängnis des Fleisches ketteten. Jonathon hielt Kleitus und die anderen
Lazare zurück und gab uns Gelegenheit, in ein sicheres Refugium zu fliehen.
    Wir hielten uns versteckt, solange es möglich
war. Doch unsere Vorräte gingen zur Neige, unsere magischen Kräfte schwanden.
Endlich, vom Hunger getrieben, kehrten wir in diese Geisterstadt zurück,
nahmen mit, was noch an Lebensmitteln zu finden war, und suchten Zuflucht in
dieser Höhle. Mittlerweile sind wir wieder vom Hunger bedroht, und wir haben
keine Hoffnung, irgendwo Nachschub zu finden. Das wenige, was übrig ist, geben
wir den Kindern, den Kranken…«
    Baltasar verstummte und schloß die Augen. Sein Oberkörper
sank nach vorn, als hätte er einen Schwächeanfall erlitten. Alfred stützte
ihn, bis er sich wieder aufrichtete und tief Atem holte.
    »Vielen Dank.« Der Nekromant lächelte matt. »Es
geht mir schon wieder besser. Diese Benommenheit überkommt mich häufiger.«
    »Hervorgerufen durch Mangel an Nahrung. Ich vermute,
du ißt nichts, damit die anderen mehr haben. Aber du bist der Anführer. Was
wird aus eurem Volk, wenn dir etwas zustößt?«
    »Das Schicksal meines Volkes bleibt das gleiche,
ob ich lebe oder sterbe«, antwortete Baltasar dumpf. »Wir haben keine Hoffnung.
Keine Möglichkeit, zu entkommen. Wir warten nur auf den Tod.« Seine Stimme bekam
einen weicheren Klang. »Und ich muß gestehen, seit ich weiß, welchen Frieden
der Tod bringt, sehne ich mich danach.«
    »Nicht doch, nicht doch«, sagte Alfred hastig.
Die Worte erschreckten ihn. »Wir vergeuden Zeit. Sofern noch einige
Lebensmittel vorhanden sind, kann ich sie mit Hilfe meiner Magie vermehren.«
    Baltasar nickte müde. »Das wäre eine große
Hilfe. Und bestimmt habt ihr beträchtliche Mengen Proviant an Bord eures
Schiffes.«
    »Aber ja, selbstverständlich. Ich…« Alfred biß
sich auf die Zunge.
    »Nun hast du’s geschafft«, brummte Haplo.
    »Dann gehört also das Schiff, das wir gesehen
haben, tatsächlich dir!« Baltasars Augen bekamen einen fiebrigen Glanz. Seine
skelettartige Hand krallte sich in Alfreds abgewetztes Samtrevers. »Endlich
können wir entkommen. Diese Welt des Todes

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