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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Kraft, für irgend jemanden eine Bedrohung zu sein.«
Baltasar lachte bitter auf.
    Alfred hatte den Sartan als einen schlanken Mann
in Erinnerung, jetzt wirkte er hager und ausgemergelt. Sein Haar und Bart,
früher glänzend schwarz – ungewöhnlich im Volk der Sartan –, war von
vorzeitigen grauen Strähnen durchzogen. Obgleich jede Bewegung für ihn eine
Anstrengung zu sein schien, bemühte er sich um eine stolze, aufrechte Haltung,
aber die zerlumpte schwarze Robe eines Nekromanten hing von seinen knochigen Schultern,
als wäre der Körper darunter ein Skelett.
    »Baltasar«, stieß Alfred betroffen hervor. »Du
bist es. Ich… war mir nicht sicher.«
    Das Mitleid in seiner Stimme war nicht zu
überhören. Baltasars schwarze Augen blitzten ärgerlich. Er richtete sich hoch
auf und verschränkte die ausgezehrten Arme vor der Brust.
    »Ja, Baltasar! Dessen Volk ihr auf dem Kai von
Glückshafen seinem Schicksal überlassen habt!«
    Der Hund, der den Nekromanten wiedererkannt
hatte, wollte ihn freundlich begrüßen, bei den in anklagendem Ton gesprochenen
Worten jedoch begann er zu knurren und blieb vorsichtshalber bei den ihm
anvertrauten Zweibeinern stehen.
    »Du weißt, weshalb wir dich zurückgelassen
haben. Ich konnte nicht zulassen, daß die Seuche der Nekromantie auf die
anderen Welten übergreift«, entgegnete Alfred ruhig. »Erst recht nicht, nachdem
ich gesehen hatte, was hier geschehen war.«
    Baltasar seufzte. Sein Zorn war nur ein
Strohfeuer gewesen, letztes Aufflackern eines seit langem erloschenen
Kampfgeistes. Die verschränkten Arme glitten auseinander und fielen kraftlos
herunter.
    »Ich verstehe deine Beweggründe. Damals war ich
natürlich nicht in der Verfassung, nüchtern zu überlegen, und noch immer fällt
es dem Verstand schwer, die Gefühle im Zaum zu halten. Du hast keine
Vorstellung davon« die tief in den Höhlen liegenden Augen trübten sich –, »wie
wir gelitten haben. Doch was du sagst, stimmt. Wir haben durch leichtfertiges
Handeln selbst das Unheil auf uns herabbeschworen. An uns ist es, die Folgen zu
tragen. Was fehlt der Frau?« Er betrachtete Marit forschend. »Sie muß demselben
Volk angehören wie dein Freund- wie hieß er noch? Haplo. Ich erkenne die
eintätowierten Runen auf ihrer Haut.«
    »Sie wurde von einem Lazar angegriffen«,
erklärte Alfred. Marit lag schwer auf seinem Arm. Sie hatte das Bewußtsein
verloren.
    Baltasars Gesicht verdüsterte sich. »Einigen von
uns ist das gleiche zugestoßen. Ich fürchte, man kann nichts für sie tun.«
    »Im Gegenteil.« Alfred errötete. »Ich kann sie
heilen, aber sie braucht einen ruhigen Ort, wo sie ungestört schlafen kann.«
    Der Nekromant schaute Alfred lange an. »Ich vergaß«,
sagte er schließlich, »ich vergaß, daß du Fähigkeiten besitzt, die uns
verlorengegangen sind, oder wir haben nicht mehr die Kraft, sie zu
praktizieren. Kommt mit. Die Frau ist sicher hier – so sicher wie irgend jemand
auf dieser verfluchten Welt.«
    Alfred folgte ihm tiefer in die Höhle hinein.
Unterwegs kamen sie an einer jungen Sartanfrau vorbei. Baltasar nickte ihr zu
und gab ihr ein Zeichen. Neugierig warf sie einen Blick auf das merkwürdige
Trüppchen, dann entfernte sie sich in Richtung des Ausgangs. Gleich darauf
erschienen von irgendwoher zwei weitere Sartan.
    »Wenn es dir recht ist, werden sie die Frau zu
unserem Wohnbereich bringen und sich um sie kümmern«, meinte Baltasar.
    Alfred zögerte. Er hatte Zweifel, ob es klug
war, diesen Leuten – Angehörigen seines Volkes – zu trauen.
    »Ich werde dich nicht lange aufhalten. Aber ich
würde gerne über einiges mit dir reden.« Der durchbohrende Blick der schwarzen
Augen vermittelte Alfred das ungute Gefühl, daß seine Gedanken für Baltasar
kein Geheimnis waren. Und er war überzeugt, daß Baltasar ihm nicht erlauben
würde, sich um Marit zu kümmern, bevor er seine Neugier – oder was immer es
sein mochte – gestillt hatte.
    Widerstrebend überließ Alfred Marit der Fürsorge
der Sartan, die mit ihr im hinteren Teil der Höhle verschwanden. Als er ihnen
nachschaute, fiel ihm auf, daß die beiden Männer fast ebenso schwach waren wie
die verwundete Patrynfrau.
    »Man hat dir unser Kommen gemeldet«, sagte
Alfred. Er erinnerte sich an den Schatten zwischen den Felsen.
    »Wir stellen Wachen auf, wegen der Lazare«,
erklärte Baltasar. »Bitte setzen wir uns einen Moment. Gehen strengt mich an.«
Erschöpft sank er auf einen

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