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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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umfaßte die seine mit festem Griff,
eine junge Hand über Alfreds zerknitterter, altersfleckiger Haut und den
knotigen Fingern.
    »Hoffnung, Bruder«, sagte der Jüngling neben ihm
leise. »Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.«
    Alfred wandte sich ihm zu. Das Gesicht des
Sartan war gutgeschnitten, mit klaren, energischen Zügen – edler Stahl, im
Schmiedefeuer gehärtet. Keine Zweifel trübten die schimmernde Oberfläche, die
Klinge war zu makelloser, haarfeiner Schärfe geschliffen. Der junge Mann
erinnerte Alfred an jemanden, den er kannte. Der Name lag ihm auf der Zunge…
    Haplo. Der Mann war Haplo gewesen.
    Alfred lächelte. »Ich erinnere mich an das
Hochgefühl, zu wissen, daß ich nicht allein im Universum war, daß eine höhere
Macht über mich wachte. Ich erinnere mich, daß ich zum erstenmal in meinem
Leben keine Angst hatte.« Er schüttelte den Kopf. »Aber das ist auch alles.«
    »Nun gut«, meinte Haplo ergeben. »Du kannst uns
nicht ins Sanktuarium bringen. Wohin kannst du uns bringen? Wie weit
müssen wir noch gehen?«
    »Deine Gefängniszelle?« schlug Alfred betreten
vor.
    Haplo schwieg. Schließlich knurrte er
verdrossen. »Was hilft’s. Wenn das dein Bestes ist, dann tu es!«
    Alfred beschwor die Möglichkeit, daß sie dort
waren und nicht hier, und binnen eines Lidschlags war die Möglichkeit Realität.
    »Mögen die Ahnen mich beschützen«, murmelte Hugh
Mordhand.
    Sie standen in der Zelle. Ein von Alfred in die
Luft gezeichnetes Sigel verbreitete milchige Helligkeit. Haplo lag kalt und
allem Anschein nach leblos auf der steinernen Bank.
    »Er ist tot!« Hugh warf aus schmalen Augen einen
argwöhnischen Blick auf den Hund. »Wen höre ich dann reden?«
    Alfred machte den Mund auf, um eine ausführliche
Erklärung abzugeben – die ganze Geschichte von dem Hund und Haplos Seele –,
als der Hund eine Falte von Alfreds Kniehose zwischen die Zähne nahm und ihn
zur Tür zerrte.
    Der Sartan sträubte sich. »Haplo. Was… was wird
aus dir?«
    »Unwichtig«, beschied ihn Haplo kurz. »Beeilt
euch. Wir haben nicht viel Zeit. Wenn Xar uns findet…«
    »Aber du hast gesagt, Fürst Xar wäre Ramu ins
Labyrinth gefolgt!«
    »Ich sagte vielleicht«, berichtigte ihn
Haplo grimmig. »Und nun geht endlich!«
    Alfred zauderte. »Der Hund kann das Todestor
nicht passieren. Vielleicht kann er auch das Siebte Tor nicht betreten. Nicht
ohne dich. Jonathon, weißt du es? Was wird geschehen?«
    Der Lazar zuckte die Schultern. »Haplo ist nicht
tot. Er lebt, wenn er auch an der Schwelle steht. Meine Sorge gilt jenen, die
sie überschritten haben.«
    »… überschritten haben…«
    »Dir bleibt keine andere Wahl, Alfred«, drängte
Haplo. »Also bring es zu Ende.«
    Der Hund unterstrich seine Worte mit einem
Knurren.
    Alfred seufzte. Er hatte eine Wahl. Es gab immer
eine Wahl, und er schien mit schöner Regelmäßigkeit die falsche zu treffen. Er
spähte den Gang hinunter, der sich in undurchdringlicher Schwärze verlor. Das
weiße Sigel, das er über Haplo entzündet hatte, flackerte und verglomm. Sie
standen blind in der Dunkelheit.
    Alfred dachte weit, weit zurück, an seine erste
Begegnung mit Haplo auf Arianus. Er erinnerte sich an die Nacht, als er Haplo
mit einem Schlafzauber außer Gefecht gesetzt hatte und unter den Verbänden um
seine Hände die eintätowierten Sigel entdeckte. Der Schreck, die Bestürzung,
die Ratlosigkeit.
     
    Der Erzfeind ist zurückgekehrt! Was soll ich nur
tun?
    Alles in allem hatte er sehr wenig getan. Nichts
Weltbewegendes oder Schicksalhaftes. Er war der Stimme seines Herzens gefolgt,
hatte so gehandelt, wie er es glaubte, rechtfertigen zu können. Existierte eine
höhere Macht, die seine Schritte lenkte?
    Alfred blickte auf den Hund, der sich an sein
Bein schmiegte. Er glaubte zu verstehen.
    Leise begann er die Runen zu singen, mit einer
nasalen Stimme, die geisterhaft durch den Gang hallte.
    Am Fuß der Wand flammten blaue Sigel auf, die
Dunkelheit wich zurück.
    »Was ist das?« Hugh Mordhand hatte dicht an der
Mauer gestanden. Beim Flackern der Magie tat er einen Satz zur Seite.
    »Die Runen«, erklärte Alfred. »Sie werden uns zu
dem Ort führen, von dem wir gesprochen haben. Das Sanktuarium oder auch die
Krypta der Verdammten.«
    »Was für ein passender Name«, bemerkte Hugh
Mordhand trocken.
    Das letzte Mal, als Alfred hier entlanggekommen
war, hatten ihm und seinen Begleitern die Verfolger im Nacken gesessen.

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