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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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roten Glanz, und die Hitze
der Flammen hing schweflig zwischen den Wänden.
    »Es ist uns verboten weiterzugehen«, sagte
Alfred ruhig.
    »Das habe ich gemerkt!« Hugh Mordhand rieb sich
die Arme, wo die Flammen das dichte, schwarze Haar versengt hatten. »Und was
jetzt?«
    »Ich kann die Runen außer Kraft setzen.« Doch
Alfred machte keine Anstalten, seinen Worten die Tat folgen zu lassen.
    »Weiche Knie?« fragte Haplo.
    »Nein«, verteidigte sich Alfred. »Es ist nur…«
Er schaute den Gang hinunter, in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Die blauen Runen am Fuß der Wand waren
erloschen, aber seine Gedanken, sein Blick erweckten sie erneut zum Leben. Sie
wiesen zurück zu dem Verlies, zu Haplo.
    Alfred sah auf den Hund hinunter. »Ich muß erst
wissen, was mit dir geschieht.«
    »Das ist nicht wichtig.«
    »Aber…«
    »Verflucht, ich weiß nicht, was geschieht!«
brauste Haplo auf. »Aber ich weiß, was geschieht, wenn wir hier versagen. Und
du weißt es auch.«
    Alfred verzichtete auf weitere Einwände und
begann zu tanzen.
    Seine Bewegungen waren anmutig, langsam, gravitätisch.
Er begleitete seinen Tanz mit Gesang, seine Hände woben die Runen zu der
Melodie, seine Füße zeichneten das gleiche komplizierte Muster auf den Boden
aus gewachsenem Fels. Die Magie durchdrang ihn, perlte in seinem Blut. Sein
Körper, der sich oft so fremd anfühlte, als gehörte er jemand anderem und wäre
nur geliehen, fiel von ihm ab. Er war Licht und Luft und Wasser. Er war
glücklich, zufrieden, frei von Angst.
    Das rote Licht der Abwehrrunen flammte einmal
blendend hell auf, dann wurde es schwächer und erstarb. Dunkelheit strömte in
den Gang, Dunkelheit löschte Alfreds Glanz. Die Magie in seinem Blut verpuffte,
sein alter, linkischer Körper hing vor ihm am Haken wie ein schwerer Mantel, in
den er sich hineinquälen mußte, plump, nicht für ihn zugeschnitten.
    Alfreds Bewegungen wurden schwerfälliger. Er
blieb stehen, und seine Schultern sanken herab. Müde sagte er: »Wir können
jetzt weitergehen. Hinter uns werden die Runen wieder aufleuchten – vielleicht
hält das Fürst Xar von der Verfolgung ab.«
    Haplo ersparte sich einen Kommentar und gab nur
einen skeptischen Laut von sich.
    Alfred übernahm die Führung. Hugh Mordhand
folgte ihm und hielt dabei ein wachsames Auge auf die Runen gerichtet, als
rechnete er jeden Moment damit, daß sie wieder anfingen zu brennen. Der Hund
trottete gelangweilt hinter dem Assassinen drein, als letzter kam Jonathon.
Seine schleppenden Schritte hinterließen eine deutliche Fährte in der dicken
Staubschicht. Alfred richtete den Blick auf den Boden und entdeckte beklommen
ihrer aller Fußabdrücke von damals, unverändert, als wäre seither keine Stunde
vergangen. Die seinen waren leicht von den anderen zu unterscheiden, eine
verstolperte Schlangenlinie, die seinen Gemütszustand widerspiegelte: Verwirrung,
Angst, nichts anderes als jetzt.
    Haplos Spur dagegen – pfeilgerade, zielstrebig,
entschlossen. Beim Verlassen des Raums war sein Gang weniger fest gewesen.
Seine Überzeugungen waren ins Wanken geraten, die im Sanktuarium gemachte Erfahrung
hatte sein Weltbild erschüttert.
    Und Jonathon. Er war als junger Mann diesen Weg
gegangen, atmend, fühlend; jetzt wanderte sein untoter Leib durch den Staub
und verwischte die Spuren des Lebenden. Bei jenem ersten Mal war auch der Hund
bei ihnen gewesen, aber von ihm war keine Fährte zu entdecken, weder alt noch
neu. Alfred wunderte sich, daß er diesen Umstand bisher nie bemerkt hatte.
    Oder vielleicht habe ich Spuren gesehen, dachte
er mit einem wehmütigen Lächeln, weil ich sie sehen wollte.
    Er bückte sich und kraulte dem Vierbeiner die
Ohren. Der Hund schaute mit feuchten, klugen Augen zu ihm auf, sein Maul
öffnete sich zu einem hechelnden Grinsen.
    »Ich bin wirklich«, schien er zu sagen.
»Vielleicht bin ich sogar die einzige Wirklichkeit.«
    Alfred drehte sich um. Aufrecht, ohne zu
stolpern, ging er durch das Siebte Tor, das bei den Bewohnern Abarrachs die
Krypta der Verdammten hieß.
    Der Gang endete vor einer Mauer aus massivem
schwarzen Fels, versehen mit zwei verschiedenen Runeninschriften. Bei der
ersten handelte es sich um einfache Glyphen, unzweifelhaft von Samah selbst
angebracht. Die anderen Sigel waren von den ersten Sartansiedlern auf
Abarrach hinzugefügt worden. Während sie versuchten, mit ihren Vettern auf den
anderen Welten Verbindung aufzunehmen,

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