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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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– rote Drachen, Wölfe, die
aufrecht gehen wie Menschen, gigantische Insekten. Es interessiert dich
vielleicht zu erfahren, daß Ramus Männer einen Angehörigen deines Volkes
gefangen und zum Reden gezwungen haben.«
    »Einen Patryn?« Marit runzelte verwundert die
Stirn. »Aber es sind keine Patryn mehr im Nexus. Die Schlangen haben mein Volk
durch das Letzte Tor zurück ins Labyrinth getrieben.«
    »Es war etwas Merkwürdiges an diesem Patryn.«
Baltasar nahm den Blick nicht von ihrem Gesicht. »Er hatte seltsame Augen.«
    »Laß mich raten – rote Augen? Das war einer von
der Schlangenbrut. Sie können jede Gestalt annehmen…«
    »Ja. Nach allem, was ich wußte, habe ich mir
etwas Ähnliches gedacht. Dieser falsche Patryn gestand, sein Volk wäre mit den
Schlangen im Bunde und kämpfte darum, das Letzte Tor zu öffnen.«
    »Das ist die Wahrheit!« Marit fühlte sich
entsetzlich hilflos, auf allen Seiten von Lüge und Verrat umgeben. »Wir haben
keine andere Wahl. Wenn das Letzte Tor sich schließt, ist mein Volk auf ewig im
Labyrinth gefangen.« Angst und Verzweiflung raubten ihr die Stimme. Einen
Moment lang konnte sie nicht weitersprechen. »Aber wir sind nicht mit
den Schlangen im Bunde. Wir kennen sie! Lieber schmachten wir für immer im
Labyrinth, als uns mit diesem Gezücht einzulassen. Wie kann dieser Narr Ramu
nur so etwas glauben?«
    »Er glaubt, was er glauben will, Marit. Was
seinen Zwecken dient. Oder vielleicht ist er blind für ihre Verderbtheit.« Ein
unfrohes Lächeln spielte um die Lippen des Nekromanten. »Wir sind es nicht,
nicht mehr. Wir haben in diesen dunklen Spiegel geschaut und erkannt, was uns
daraus entgegenblickt.«
    Baltasar seufzte, und sein eingefallenes Gesicht
war blaß. Nach der langen Zeit der Entbehrungen hatte er seine Kräfte noch nicht
wiedergewonnen, doch als Marit vorschlug, er solle in sein Quartier gehen und
sich hinlegen, schüttelte er den Kopf.
    »Du mußt dein Volk unterrichten, Marit. Wir
müssen auf derselben Seite gegen diese Kreaturen kämpfen, oder uns allen ist
der Untergang gewiß. Gäbe es nur jemanden, der als Unterhändler geeignet wäre,
um Ramu zu überzeugen…«
    »Aber es gibt jemanden!« Jetzt umklammerte Marit
Baltasars Arm. »Obmann Vasu! Er ist ein halber Sartan! Ich werde versuchen, zu
ihm zu gelangen. Doch Ramu wird merken, wenn ich von meiner Magie Gebrauch
mache, und mich aufhalten.«
    »Wieviel Zeit brauchst du?«
    »Genug, um die Runen zu zeichnen. Ungefähr
dreißig Herzschläge, nicht mehr.«
    Baltasar lächelte. »Warte ab und halte dich
bereit.«
    Marit stand neben einer Mauer, hinter der die
ausgebrannten Gerippe der einst prächtigen Gebäude des Nexus hervorragten. Die
leuchtende Stadt, funkelnder Abendstern der Zwielichtwelt, war ein Trümmerfeld
feuergeschwärzter Steine. Die Fenster waren dunkel und leer wie die Augen der
Untoten. Rauch von den glimmenden Holzbalken verschleierte den Himmel und
breitete eine rußige, glutrot angestrahlte Nacht über die Szenerie.
    Zwei Sartan hatten den Auftrag, sie zu bewachen,
doch ihre Aufmerksamkeit galt zu einem weit größeren Teil den Vorgängen am
Letzten Tor. Nur gelegentlich streiften sie die Gefangene mit einem flüchtigen
Blick. Was Marit hinter dem Tor sah, schwächte sie mehr als jede Sartanmagie.
    »Man hat mir also die Wahrheit berichtet«, sagte
Ramu grimmig. »Armeen der Finsternis sammeln sich zum Sturm gegen das Letzte
Tor. Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen, wie es scheint.«
    »Du Narr!« schleuderte Marit ihm entgegen. »Die
Streitkräfte sammeln sich, um uns anzugreifen!«
    »Glaub ihr nicht, Sartan«, zischelte eine
tonlose Stimme zwischen den Ruinen. »Es ist ein Trick. Sie lügt. Ihre Armeen
werden das Letzte Tor durchbrechen und von dort weiterziehen, um die vier
Welten zu erobern.«
    Ein gewaltiger Reptilschädel reckte sich hinter
der Mauer in die Höhe und pendelte träge über ihnen hin und her. Die tückischen
Augen glommen rot, eine gespaltene Zunge schnellte zwischen den zahnlosen Kiefern
vor und zurück. Altersstumpfe Haut hing faltig an dem massigen Schlangenleib,
der nach Tod, Verwesung und kalter Asche stank.
    Baltasar prallte entsetzt zurück. »Was ist das
für eine widerwärtige Kreatur?«
    »Weißt du es nicht?« In den roten Augen
irrlichterte Spott. »Ihr habt uns geschaffen…«
    Die beiden Sartanwachen waren kreidebleich und
zitterten am ganzen Leib. Marit hätte die Gelegenheit zur Flucht

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