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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Baltasar zu sich – ungern, dachte Marit. Dem Archonten widerstrebte es
sichtlich, seine Machtposition zu teilen, aber die Abarrach-Sartan hatten
keinen Zweifel daran gelassen, daß sie nur einem der ihren folgen würden.
    »Was ich gehört habe, gefällt mir nicht«, sagte
Ramu mit gesenkter Stimme. »Die Berichte der Kundschafter sind widersprüchlich.
Sie haben mir gemeldet…«
    Marit konnte nicht verstehen, was er Baltasar
erzählte, aber sie ahnte es. Die Kundschafter hatten gesehen, was die
Schlangen sie sehen lassen wollten.
    Baltasar hörte zu, dann unterbrach er Ramu mit
einer höflichen Geste und gab Marit ein Zeichen, sich zu ihnen zu gesellen.
    Ramu zog die Brauen zusammen. »Hältst du das für
klug? Sie ist eine Gefangene. Ich möchte nicht, daß der Feind von unseren
Plänen erfährt.«
    »Wie gesagt, sie ist eine Gefangene und hat
meines Erachtens kaum eine Chance zu entfliehen. Ich lege Wert darauf, ihre
Meinung zu hören. Bitte sprich weiter, Bruder.«
    Ramu ließ einen Augenblick verstreichen, bevor
er fortfuhr. Wegen der Patrynfrau sah er sich zu seinem Ärger gezwungen, neu
abzuwägen, was und wieviel er preisgeben wollte. »Ich habe die Absicht, mich
mit eigenen Augen vom Stand der Dinge zu überzeugen, deshalb werde ich mich
zum Letzten Tor begeben.«
    »Ausgezeichnet«, stimmte Baltasar zu. »Ich
begleite dich.«
    Das Gesicht des Archonten verriet keine große Begeisterung.
»Du bist noch sehr schwach, Bruder. Solltest du nicht deine Kräfte schonen?«
    Baltasar tat den Einwand mit einem
Schulterzucken ab. »Ich bin der Repräsentant der Letzten meines Volkes. Ihr
Herrscher, wenn man so will. Nach dem Gesetz der Sartan kannst du mir meine
Bitte nicht abschlagen.«
    Ramu neigte den Kopf. »Ich war nur um dein
Wohlergehen besorgt.«
    »Natürlich. Was sonst.« Baltasar lächelte
ironisch. »Und ich nehme Marit mit, als meine Beraterin.«
    Vor Überraschung stumm, konnte sie ihn nur
anstarren.
    »Kommt nicht in Frage«, lehnte der Archont
rundweg ab. »Sie ist viel zu gefährlich. Sie bleibt hier, unter Bewachung.«
    »Aber sie kann uns nützlich sein«, setzte
Baltasar ihm auseinander. »Diese Frau hat sowohl im Nexus als auch im Labyrinth
gelebt. Sie ist vertraut mit dem Land, mit den Bewohnern. Sie weiß, was
vor sich geht, was man meiner Meinung nach – von deinen Kundschaftern nicht
behaupten kann.«
    Ramu stieg die Zornesröte ins Gesicht. Er war es
nicht gewöhnt, kritisiert zu werden. Die anderen Ratsmitglieder, die Zeugen
des Disputs waren, tauschten unbehagliche Blicke.
    Baltasar war ein gewiefter Diplomat. Ramu hatte
keine andere Wahl, als nachzugeben. Er brauchte die Hilfe der Abarrach-Sartan,
und dies war weder die Zeit noch der Ort, ihren Anführern in die Schranken zu
weisen.
    »Nun gut«, sagte der Archont verdrossen. »Sie
kann dich begleiten, aber sie wird streng bewacht, und wenn irgend etwas
geschieht…«
    »Ich übernehme die volle Verantwortung«, kam Baltasar
ihm bereitwillig entgegen.
    Eine direkte Konfrontation war vermieden worden,
doch jeder Sartan, der diesen Zusammenprall zweier starker Willen erlebt hatte,
wußte, es würde Krieg geben. Es ist nicht Platz für zwei Sonnen auf einer Umlaufbahn,
wie das Sprichwort sagt.
    »Ich möchte dir danken, Baltasar«, begann Marit
unbeholfen, doch er schnitt ihr barsch das Wort ab. »Danke mir nicht. Komm
her und sieh hinaus.« Er griff mit seiner mageren Hand nach ihrem Arm und zog
sie zu einem der Bullaugen. »Ich möchte, daß du mir etwas erklärst.«
    Die knochigen Finger gruben sich so tief in ihr
Fleisch, daß die Tätowierungen aufleuchteten, um sie zu schützen. Sie wollte
sich losreißen, aber der Nekromant hielt sie fest.
    »Wenn sich eine Chance bietet, zögere nicht, sie
zu ergreifen«, sagte er leise, eindringlich, bevor sie protestieren konnte.
»Ich werde für dich tun, was ich kann.«
    Flucht! Marit wußte sofort, was er meinte. Aber
warum wollte er ihr helfen? Mißtrauisch wartete sie ab.
    Baltasar warf einen Blick über die Schulter.
Einige Sartan schauten zu ihnen her, aber sie gehörten zu seinen Anhängern,
denen er trauen konnte. Die anderen waren entweder mit Ramu gegangen oder
damit beschäftigt, ihren Vettern zu helfen.
    Er wandte sich wieder Marit zu und fuhr halblaut
fort:
    »Ramu weiß nichts davon, aber ich habe meine
eigenen Kundschafter ausgesandt. Sie berichten, daß Heerscharen abscheulicher
Ungeheuer sich am Letzten Tor versammelt haben

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