Das siebte Tor
für dich zu tun. Ich kann dich entbehren,
andere nicht.«
Erneut schüttelte Haplo wortlos den Kopf.
»Marit liebt dich.« Alfred zielte auf den
schwachen Punkt in Haplos Rüstung. »Du liebst sie. Geh zu ihr. Mein Freund«,
seine Stimme bekam einen feierlichen Klang, »zu wissen, daß ihr beide
zueinandergefunden habt, würde mir meine Aufgabe leichter machen…«
Immer noch schüttelte Haplo den Kopf.
Alfred verzog gekränkt das Gesicht. »Du hast
kein Vertrauen zu mir. Nein, ich kann dir keinen Vorwurf machen. Ich weiß, ich
habe dich in der Vergangenheit getäuscht, aber ich habe mich geändert, glaub
mir. Ich bin jetzt stark…«
»Ich glaube dir«, sagte Haplo endlich. »Ich habe
Vertrauen zu dir, und ich will, daß du zu mir Vertrauen hast.«
Alfred starrte ihn begriffsstutzig an.
»Hör mir zu. Um den Zauber zu wirken, mußt du
diesen Raum verlassen und das Todestor betreten. Richtig?«
»Ja, aber…«
»Dann bleibe ich hier.«
»Warum? Ich verstehe nicht…«
»Um Wache zu halten.«
Alfreds frohe Zuversicht war schlagartig dahin.
»Fürst Xar. An ihn habe ich nicht mehr gedacht. Doch wenn er uns immer noch
aufhalten wollte, hätte er es bestimmt längst versucht.«
»Kümmere dich um deine Beschwörung«, forderte
Haplo ihn barsch auf.
Alfred schaute ihn kummervoll an. »Du weißt
etwas. Etwas, wovon du mir nichts sagst. Du bist in Gefahr. Vielleicht sollte
ich nicht gehen…«
»Wir beide sind nicht so wichtig. Denk an die
anderen«, entgegnete Haplo ruhig.
»Du mußt loslassen«, flüsterte Jonathon. »Und
festhalten.«
»… loslassen… festhalten…« Die Stimme des Schemens
war kräftiger als die des Körpers.
»Denk an dein Versprechen.« Hugh Mordhand trat
einen Schritt vor. »Erlöse mich von diesem elenden Dasein.«
Ein einzelner Tropfen, fiele er auch in einen
Ozean, wird dennoch Kreise ziehen.
»Ich werde es tun.« Alfred richtete sich auf und
straffte die Schultern. Er streckte Haplo die Hand entgegen. »Leb wohl, mein
Freund. Und sei bedankt. Weil du mir den Mut zum Leben wiedergegeben hast.«
Haplo ergriff Alfreds Hand, dann umarmte er den
verlegenen und überraschten Sartan. »Auch ich danke dir«, sagte er brummig,
»weil du dich hartnäckig geweigert hast, mich in Frieden sterben zu lassen.
Lebe wohl, mein Freund.«
Alfred war feuerrot geworden. Unbeholfen klopfte
er Haplo auf den Rücken, dann wischte er sich mit dem Rockärmel über Augen und
Nase.
»Komisch«, meinte er mit gepreßter Stimme und
halb abgewandt, »ich… ich vermisse den Hund.«
»Komisch«, Haplo grinste, »ich auch.«
Nach einem letzten Blick über die Schulter ging
Alfred zu der Tür mit der Rune für ›Tod‹. Er stolperte kein einziges Mal.
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Kapitel 29
Das Siebte Tor
Haplo blieb in der Mitte des Raums stehen und
sah zu, wie Alfred das Tor betrat. Hugh Mordhand war herangekommen und hatte
sich zu ihm gestellt. Der Patryn wandte den Blick nicht von der Tür ab.
Alfred legte die Hand auf das Sigel und sprach
das Wort. Die Tür schwang auf. Ohne sich noch einmal umzusehen, trat Alfred
hindurch und verschwand.
Hugh Mordhand machte Anstalten, sich der Tür zu
nähern.
»Ich würde nicht weitergehen«, meinte Haplo
höflich.
Der Assassine blieb stehen und schaute sich nach
ihm um. »Ich will nur sehen, was geschieht.«
»Wenn Ihr noch einen Schritt tut, Gebieter«,
sagte Haplo in respektvollem Tonfall, »sehe ich mich gezwungen, Euch
aufzuhalten.«
»Gebieter?« Hugh Mordhand zog verwundert die
Brauen hoch. Haplo stellte sich zwischen den Assassinen und die Tür.
»Übt keine Gewalt«, mahnte Jonathon aus dem Hintergrund.
»… keine Gewalt…«
Nachdenklich sah Hugh Mordhand den Patryn an,
dann zuckte er die Schultern und sprach einige Worte Worte aus der Patrynsprache.
Worte, die keinem Nichtigen bekannt waren.
Ein greller Funkenwirbel hüllte die Gestalt des
Assassinen ein, und Haplo kniff geblendet die Augen zusammen. Als er wieder
sehen konnte, war Hugh Mordhand verschwunden. Xar stand vor Haplo.
»Die Frage über die vier Welten«, sagte Xar.
»Damit habe ich mich verraten.«
»Ja, Gebieter.« Lächelnd schüttelte Haplo den
Kopf. »Es war nicht die Art Frage, die ein Nichtiger stellen würde. Hugh
Mordhand lag seine eigene Welt nicht sonderlich am Herzen, erst recht nicht
kümmerte ihn das Schicksal von drei fremden. Wo ist er übrigens?«
Xar zuckte die Schultern und hielt den Blick auf
das Todestor gerichtet. »Im
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