Das siebte Tor
dein Haupt. Hör auf mich und ergreife die Gelegenheit, die ich dir biete.
Ich sende dich zurück zu Marit, zu eurem Kind…«
Haplo brauchte keine Bedenkzeit. »Nein, mein
Fürst.«
Xar knirschte mit den Zähnen. Er sah, daß das
Chaos im Inneren des Todestores sich beruhigte. Am Ende eines langen Korridors
stand eine Tür offen. Alfred streckte die Hand aus, um sie zu schließen…
Der Fürst des Nexus hatte keine Wahl.
»Du hast dich zum letzten Mal gegen mich
aufgelehnt, mein Sohn!« Auch Xar streckte die Hand aus und begann, die Runen
zu singen. Jonathon erhob die Stimme: »Übt keine Gewalt!«
Der Schemen wiederholte die Warnung, aber sein
Flüstern war nicht länger zu hören.
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Kapitel 30
Das Todestor
Alfred hatte vergessen,
was es hieß, durch das Inferno des Todestores zu gehen, in dem alle
Möglichkeiten gleichzeitig Realität sind.
Folglich betrat er einen gewaltig hohen und
breiten Gang, der nur ein schmaler und immer schmaler werdender Spalt war.
Wände, Boden und Decke wichen auseinander, während sie ihn erdrückten und
zermalmten.
»Achte nicht darauf!« befahl er sich streng. »Du
mußt einen festen Punkt ins Auge fassen – das Tor. Wo… wo ist es?«
Er schaute sich um, und sofort ließ die
Möglichkeit, daß er das Tor gefunden hatte, es auftauchen, ihr Widerpart
hingegen es prompt verschwinden. Er klammerte sich an die erste Möglichkeit
und sah – am anderen Ende des Korridors, unmittelbar vor sich, zyklopisch,
winzig klein, in immer größerem Abstand, je näher er kam – eine Tür.
Sie trug ein Sigel, das gleiche Sigel wie die
Tür, durch die er eingetreten war. Zwischen ihnen befand sich die Passage, die
man das Todestor nannte. Waren beide Türen geschlossen, gab es keinen Zugang
mehr zu dieser Verbindung zwischen den Welten.
Doch um die hintere Tür zu schließen, mußte er
den Korridor entlanggehen, durch den Hexenkessel aller im selben Moment
gültigen Möglichkeiten. Er zitterte vor Kälte, weil es so heiß war: Er hatte so
viel gegessen, daß er Hungers starb. Seine Stimme war zu laut, er konnte sie
nicht hören. Er lief und lief und kam doch nicht von der Stelle.
»Kontrolle«, sagte Alfred verzweifelt zu sich
selbst. »Das Chaos kontrollieren.«
Er konzentrierte sich, rang mit dem aberwitzigen
Kaleidoskop, bis endlich der Korridor ein Korridor blieb und oben oben war und
unten unten. Die Tür befand sich am Ende des Ganges. Sie stand offen. Er
brauchte sie nur zu schließen.
Alfred tat einen Schritt nach vorn, und die Tür
glitt zurück.
Er blieb stehen, und sie entfernte sich, wie von
einem unsichtbaren Faden gezogen.
Sie hielt still, er ging weiter. Und weiter –
weg von der Tür.
»Loslassen«, glaubte er Jonathon sagen zu hören.
»Und festhalten.«
»Natürlich!« Alfred schlug sich mit der flachen
Hand auf die Stirn. »Das ist mein Fehler! Das war Samahs Fehler. Es ist immer
unser Fehler gewesen, all die Jahrhunderte hindurch! Wir versuchen, das
Unkontrollierbare zu kontrollieren. Laß los… laß los.«
Leichter gesagt als getan. Loslassen hieß, sich
ganz und gar der Willkür des Chaos auszuliefern.
Alfred bemühte sich. Er öffnete die Hände. Der
Korridor geriet aus den Fugen, blähte sich auf und schrumpfte; schien lautlos
zu explodieren und fiel zusammen wie ein Kartenhaus. Alfred ballte die leeren
Fäuste, als könnte er so Halt finden. Ein gräßliches Schwindelgefühl drohte ihn
zu überwältigen, und fast wollte er aufgeben, als vom anderen Ende des Ganges
ein freudiges Wuff ertönte. Alfred fuhr herum und sah einen offenbar
hocherfreuten Hund auf sich zustürmen.
»Nein!« Der Sartan hob beide Hände, um den Vierbeiner
abzuwehren. »Nein! Guter Junge. Bleib da! Braver Hund! Nein!«
Der Hund sprang. Alfred schlug einen
unerwarteten Salto rückwärts. Die Magie zersprang wie Glas, Splitter flogen
nach allen Seiten, er stürzte in die Höhe, fiel nach unten…
Und da war die Tür, genau vor ihm.
Alfred stand plötzlich still, mit den Füßen auf
festem Boden. Dankbar wischte er sich mit dem Hemdärmel den Schweiß von der
Stirn. Wie einfach alles im Grunde genommen war.
Vor ihm – eine ganz gewöhnliche Tür mit
silberner Klinke. Nicht sehr eindrucksvoll, eher enttäuschend. Alfred warf
einen Blick durch den Spalt, auf den Nexus, das Labyrinth, den eingestürzten
Vortex.
Im Labyrinth standen sich Patryn und Sartan zu
beiden Seiten einer brandgeschwärzten Mauer in Schlachtordnung
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