Das siebte Tor
seine Hand voller Blut.
Doch er mußte etwas unternehmen. Er konnte nicht
einfach hier sitzen und abwarten. Falls Haplo noch lebte, kämpfte er allein
gegen den Feind…
Alfred machte einen erneuten Versuch, auf die Beine
zu kommen, als eine Bewegung seine Aufmerksamkeit erregte. Er blickte durch das
Todestor ins Labyrinth. Hunderte von Schlangen wälzten sich auf die offene Tür
zu.
Haplo lag vor der Tür zum Todestor auf dem
Boden, und Xar wußte nicht, ob er bewußtlos oder tot war, aber es kümmerte ihn
auch nicht. Der Fürst hatte sich auf einen Streich auch das Problem mit dem
sogenannten Drachenmagier vom Hals geschafft. Ein Blick zeigte ihm Alfred,
blutend, schwach, auf allen vieren. Soviel zu dem mächtigen Sartan.
Nachdem dafür gesorgt war, daß niemand ihn mehr
stören konnte, wandte Xar sich den Türen der Nichtigenwelten zu und begann,
den Zauber zu wirken, der die vier Welten zu einer einzigen zusammenfügen sollte.
Dem Lazar schenkte er keine Beachtung, sollte er weiter davon faseln, im
Sanktuarium keine Gewalt zu üben.
Xar kannte den Zauber. Der Fürst des Nexus hatte
in der Gestalt von Hugh Mordhand an dem Runentisch gesessen und Alfreds
Visionen von der Teilung miterlebt. Er war dabei sogar von Alfred gesehen worden,
eine Unvorsichtigkeit, die ihn hätte zu Fall bringen können. Zum Glück war der
Sartan von der mythischen Erfahrung so verstört gewesen, daß ihm gar nicht zu
Bewußtsein kam, was er gesehen hatte, und nun brauchte der Fürst des Nexus nur
aus der Fülle der Möglichkeiten zu wählen.
Es hatte mehrerer Sartan bedurft, die Magie zu
wirken, die eine Welt in ihre Elemente aufspalten sollte. Dennoch fühlte Xar
sich von der Größe seines Vorhabens nicht eingeschüchtert. Es würde viel
einfacher sein, das Geschehene rückgängig zu machen, erst recht, da er auf das
Magiereservoir des Siebten Tores zurückgreifen konnte.
Fürst Xar hatte einen ungehinderten Ausblick auf
die vier Welten. Mit entschiedenen Bewegungen begann er, die Runen in die Luft
zu zeichnen, Sigel der Zerstörung, der Umkehrung, der Verschmelzung.
Düstere Sturmwolken türmten sich über Arianus.
Die vier strahlenden Sonnen Pryans verdunkelten
sich.
Das Meerwasser Chelestras wallte und brodelte.
Beben erschütterten die Felsenwelt Abarrach.
»Eure Macht ist groß, Fürst des Nexus«,
schmeichelte eine zischende Stimme hinter Xar. »Euch gebührt Bewunderung und
Respekt.«
Xar drehte sich herum. Eine Schlange in
Patryngestalt stand im Sanktuarium. Die Kreatur sah genau aus wie einer von
Xars Gefolgsleuten, nur daß die Tätowierungen an ihrem Körper keinen Sinn
ergaben.
Der Fürst war auf der Hut. Inzwischen wußte er
gut genug über die Schlangen Bescheid, um ihnen nicht zu trauen. Er wußte auch,
daß sie über erhebliche magische Kräfte verfügten. Sein Besucher war imstande,
den Verschmelzungszauber aufzuheben, wenn er auch nicht die Absicht zu haben
schien.
»Wer bist du?« verlangte Xar herrisch zu wissen.
»Ihr kennt mich, Gebieter«, antwortete die
Schlange. »Ich bin Sang-drax.«
»Sang-drax ist tot«, widersprach Xar schroff.
»Er starb im Labyrinth.«
»Und doch stehe ich hier, durchaus lebendig. Ich
habe es Eurem Vasallen gesagt« – ein Blick aus rotglühenden Augen streifte
den am Boden liegenden Haplo – »und ich sagte es Euch, Fürst des Nexus, daß wir
nicht sterben können. Wir haben immer existiert. Wir werden immer existieren.«
Xar hob die Augenbrauen. »Nun gut, und was
suchst du dann hier? Deine Gesellen treiben im Labyrinth ihr Unwesen,
brandschatzen und morden mein Volk!«
Die Schlange war bestürzt, bekümmert. »Warum
habt Ihr Euch nicht die Zeit genommen, uns anzuhören, Fürst. Jene, die wir im
Labyrinth angegriffen haben, sind nicht Euer Volk, sind keine wahren Patryn.
Nein, in ihren Adern fließt auch Sartanblut. Solch ein minderwertiger Zweig
sollte nicht fortbestehen dürfen, oder seid Ihr anderer Meinung? Schließlich«,
die roten Augen der Schlange glitzerten unter halbgesenkten Lidern, »wart Ihr
auf dem Schlachtfeld vor Abri. Ihr hättet uns aufhalten können.«
Xar wischte den Einwand als belanglos zur Seite.
»Ich habe von Haplo einiges über diese Angelegenheit erfahren. Die Vorstellung
bereitet mir kein Vergnügen, aber ich werde mich mit diesen Mischlingen
befassen, sobald ich ins Labyrinth zurückkehre. Ich frage dich nochmals,
weshalb bist du hier? Was willst du?«
»Euch dienen, mein Fürst«,
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