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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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zeigen, wie wir uns hier zu amüsieren pflegen. Meine Männer sollen auch etwas zu lachen haben. Ab mit ihnen an den Pranger!«
    Unter den feindseligen Blicken der Menge, die alles gespannt beobachtete, stießen die Wachen Tenan und seine Begleiter grob zu einem hölzernen Podest. Dort stand eine Vielzahl von Vorrichtungen, an denen die Piraten ihre unglücklichen Opfer quälten. An jedem Holzpfahl waren Bretter angebracht, die sich durch ein eisernes Scharnier öffnen ließen. In den Brettern befanden sich Aussparungen für den Hals und die Handgelenke. Die Wächter stießen die Gefangenen vor die Pfähle, rissen ihre Köpfe und die Hände nach unten und schlossen mit lautem Knall den oberen Holzblock.
    Tenan musste gebeugt vor dem niedrigen Balken stehen, was eine höchst unbequeme Haltung war. Das Holz schnittrau und scharfkantig in seinen Hals. Nur mit Mühe konnte er den Kopf drehen und Harrid und Urisk zu beiden Seiten sehen. Der Fairin winselte und wand sich vor Schmerzen, doch er versuchte tapfer, sein Leiden zu verbergen. Harrids Ächzen ließ darauf schließen, dass er kaum noch Luft bekam. Chast wurde hinter dem Kapitän an den Pranger gefesselt.
    Erskryn stellte sich lachend vor sie und stemmte die Arme in die Seiten. »Wer hätte gedacht, dass mein Fest auf so hübsche Weise verziert wird! Der berühmte Harrid, der verwegene Kapitän und treue Diener des Hochkönigs, am Pranger der Piraten!«
    Seine Männer lachten, überhäuften die Gefangenen mit Beschimpfungen und bewarfen sie mit Essensresten. Besonders Tres ließ es sich nicht nehmen, seinen Hass an Harrid auszulassen. Er versengte seinen Bart mit einer brennenden Fackel, die er mehrmals unter seinem Gesicht vorbeizog. Der Kapitän knirschte mit den Zähnen, gab aber keinen Ton von sich.
    Schließlich gebot Erskryn dem Matrosen Einhalt. »Ich brauche den alten Bären vielleicht später noch. Lasst die Gefangenen jetzt in Ruhe, sie sollen zuschauen, wie ein Fest bei Piraten abläuft! Der Sklavenhandel muss gebührend gefeiert werden!«
    Er setzte sich wieder auf sein Kissen zu den Shon-Kriegern. Sein Blick fiel auf Eilenna, die in der Nähe Krüge abräumte und sich nicht unter die Zuschauer gemischt hatte. »Eilenna! Komm her und leiste mir und meinen Freunden aus dem Süden Gesellschaft! Mein Freund Thut Thul Kanen würde dich gern näher kennenlernen.«
    Das Mädchen wischte sich die Hände an der Schürze ab und ging zu Erskryn hinüber. Tenan verdrehte den Kopf unter dem Prangerbalken, um sie besser beobachten zu können. An Eilennas Miene sah er, dass sie dem Wunsch ihres Onkels nur wider willig nachkam.
    Thut Thul Kanen erhob sich und verbeugte sich, wobei er sie wie gebannt ansah. »Es ist mir eine große Ehre, dich begrüßen zu dürfen. Du bist wahrhaft eine Zierde für dieses Fest.«
    »Ist der Schmuck der Tafel noch nicht ausreichend?«, erwiderte sie abweisend. Sie nahm auf einem Sitzkissen neben dem Piratenhauptmann Platz und faltete die Hände im Schoß.
    »Verzeiht, mein Freund. Sie hat ein loses Mundwerk. Ihre Erziehung lässt ein wenig zu wünschen übrig, fürchte ich. Sie wird sich ab jetzt gebührend benehmen.« Erskryn warf seiner Nichte einen bösen Blick zu, und sie senkte den Kopf.
    »Ihre Heißblütigkeit unterstreicht nur ihre Schönheit«, schmeichelte der Hauptmann der Shon-Krieger.
    Erskryn brummte missmutig. »Genug des Lobes, sie wird sonst noch eingebildeter, als sie ohnehin schon ist. Lass uns das Dalak-Spiel wiederaufnehmen, das wir unterbrochen haben. Wie hoch soll der Einsatz diesmal sein?«
    Tenan kannte die Regeln des Dalak von den Abenden mit seinen Freunden im Wirtshaus in Esgalin. Es war ein Würfelspiel, bei dem neben Glück auch Taktik und Strategie von Wichtigkeit waren. Gespielt wurde mit zwölf achtseitigen Würfeln. Ziel des Spiels war es, den Dalak zu erreichen, der aus verschiedenen festgelegten Kombinationen von Punkten bestehen konnte. Man würfelte abwechselnd und nahm diejenigen Würfel aus dem Spiel heraus, deren Augenzahl dem angestrebten Dalak nahe kamen. Die Spieler strebten außerdem danach, die Pläne des anderen zu durchkreuzen. Mit einem besonderen Verteidigungswurf, dem sogenannten Jenom, konnte man den letzten Spielstand des Gegners rückwirkend verändern. Dieser musste dann bestimmte Würfel wieder in den Würfelbecher zurücklegen. Auf diese Weise war jeder gezwungen, seine Strategie laufend zu verändern und anzupassen.
    Voller Eifer begannen Erskryn und Thut Thul Kanen einen

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