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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Wettstreit, der aus mehreren Spielen bestand. Ein Pirat ritzte mit einem Messer den Spielstand auf eine Holztafel. Zu Beginn gewann mal der eine, mal der andere.
    Erskryn und Thut Thul Kanen erhöhten ihre Einsätze allmählich. Jeder ließ eine große Kiste mit Gold, Edelsteinen und anderen Kostbarkeiten heranschleppen, die aus Beutezügen stammten. Nach und nach wechselten Diamanten und funkelnde Geschmeide den Besitzer, je nachdem, wer gerade gewann. Die Umstehenden feuerten sie an und schlossen Wetten ab. Tenan konnte sehen, mit welchem Stolz beide Gegner ihre Reichtümer aus den Schatztruhen entnahmen und eine kurze Geschichte dazu erzählten, bevor sie sie durch einen Sklaven in die Truhe des anderen legen ließen.
    Thut Thul Kanen saß aufrecht auf seinem Kissen, die Beine über Kreuz, und ließ die Würfel rollen. Seinen Wein rührte er nicht mehr an. Je länger der Wettstreit andauerte, desto häufiger gewann er, und seine Schatztruhe füllte sich. Ab und zu lächelte er gönnerhaft in die Runde. Tenan fiel auf, dass seine Blicke immer öfter bei Eilenna verharrten, die dem Spiel mit unbeweglicher Miene beiwohnte. Sie bemerkte das Interesse des Shon-Kriegers wohl und vermied es, ihn offen anzusehen.
    Erskryn verfolgte angespannt jeden Wurf seines Gegners, während er den Wein in sich hineingoss. Aus seinen Augen sprühte die Gier. Allmählich schwand seine Lässigkeit. Das Spiel entwickelte sich nicht nach seinen Wünschen. Er verlor immer häufiger und sah seine Reichtümer in bedenklicher Weise schrumpfen. Seine Kiste leerte sich, während die Truhe Thut Thul Kanens langsam überquoll. Ärgerlich versuchte er, die Strategie des anderen zu stören, doch es wollteihm nicht gelingen. Er winkte den Sklaven, sie sollten neuen Wein bringen.
    Tenan reckte den Kopf, um besser sehen zu können, da brandeten die enttäuschten Rufe der Piraten an sein Ohr. Erskryn hatte soeben den Rest der Schätze verspielt, die sich in der Truhe befanden. »Bringt mir eine neue Truhe aus der Schatzhöhle«, verlangte er.
    »Willst du dein Glück wirklich noch einmal heraus fordern?«, fragte Thut Thul Kanen mit seiner tiefen Stimme. »Du hast schon eine ganze Kiste voller Schätze verspielt.«
    »Bei Eta, das ist tatsächlich nicht zu fassen«, rief Erskryn. »So viel Pech hatte ich noch nie! Sag mir, lieber Freund, woran kann das liegen? Ich hatte den Eindruck, die verdammten Würfel ermöglichten dir entweder einen Jenom, der meinen Spielstand zunichtemachte, oder du konntest deinen Dalak allzu schnell erreichen.«
    Thut Thul Kanens Augen wurden schmal. »Willst du etwa behaupten, dass ich betrüge?«
    »Ich behaupte gar nichts«, antwortete Erskryn. »Ich wundere mich nur.«
    Der Anführer der Krieger von Shon neigte sich etwas zur Seite, um Eilenna besser betrachten zu können. »Diese Blume des Nordens ist eine Zierde deiner Rasse, Hauptmann Erskryn. Welche Verschwendung, sie in der Kälte und Abgeschiedenheit der Kerr-Inseln erblühen zu sehen.«
    Erskryn grunzte. »Was kümmert es dich? Sie hat nichts mit dem Spiel zu tun.«
    Thut Thul Kanen wiegte den Kopf, als sei er anderer Meinung. »Wie viel wäre sie dir wert?«, fragte er unvermittelt.
    Der Piratenhauptmann runzelte die Stirn. »Worauf willst du hinaus?«
    Eilenna hob den Kopf und blickte Thut Thul Kanen fassungslos an. Sie verstand schneller als ihr Onkel, was der Südländer vorhatte.
    »Ich will dir eine Gelegenheit geben, wie du dein Gesicht wahren kannst und vor allem deine Schätze zurück gewinnst.«
    Es dauerte einen Moment, bis Erskryn begriff. Er lachte laut auf. »Ich soll sie im Spiel einsetzen? Das sieht euch Südländern ähnlich!«
    »Wage nicht einmal, daran zu denken«, zischte Eilenna ihrem Onkel zu und wollte aufstehen.
    »Du bleibst sitzen!« Erskryn fasste sie am Arm und zog sie zurück auf ihr Sitzkissen.
    Ihr Blick blitzte böse zwischen Erskryn und dem Südländer hin und her.
    »In Shon sprechen die Frauen erst, wenn man sie dazu auffordert«, sagte Thut Thul Kanen sanft. Sein Lächeln spiegelte sich nicht in seinen Augen. »Du könntest dort noch viel lernen.«
    »Das könnte sie in der Tat«, meinte Erskryn. »Aber mach dir keine Hoffnungen: Hier auf den Kerr-Inseln gelten noch Sitte und Anstand, auch wenn du das von einem Haufen Gesetzloser nicht erwarten würdest.« Er schüttelte den Kopf. »Ich werde doch meine eigene Nichte nicht beim Würfelspiel als Einsatz verwenden. Eilenna bedeutet mir mehr, als es den Anschein haben mag. Sie ist

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