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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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hat.«
    Erskryn lehnte sich in sein Kissen zurück. »Das will ich nicht glauben. Wie ich schon sagte – es gibt seltsame Dinge, die sich auf eurer Fahrt ereignet haben. Nehmen wir zum Beispiel den Angriff des Dronth-Brechers: Warum sollte ein so großes Schlachtschiff unter der Flagge des Todesfürsten ein kleines, abgetakeltes Handelsschiff wie die Dakany verfolgen? Wegen ein paar Amphoren Kiras-Tel wird Achest keine solche Aufmerksamkeit erwecken wollen.«
    »Lieber würde ich mir die Zunge herausreißen lassen, als es Euch zu sagen.«
    Harrids Gegenüber lächelte dünn. »Das mit der Zunge könnte ich einrichten, durchaus. Aber Ihr habt ja noch Eure Begleiter bei Euch. Vielleicht sind sie gesprächiger?«
    Chast funkelte den Piratenhauptmann herausfordernd an, schwieg aber. Urisk verdrehte die großen Augen und schielte immer wieder sehnsüchtig zu den Speisen; er hatte Erskryns Frage gar nicht wahrgenommen.
    Tenan war den dreien für ihre Verschwiegenheit dankbar, sie begaben sich damit in große Gefahr. Schließlich nahm er allen Mut zusammen. Wenn er nur eine falsche Fährte legen und Erskryns Misstrauen zerstreuen könnte, wäre schon vielgewonnen. »Herr, wir sind nur eilige Reisende auf dem Weg nach Meledin.«
    »Eilige Reisende? Da haben wir schon einen weiteren Punkt. Woher die Eile? Was habt ihr zu verbergen?«
    »Die Dakany war das einzige Schiff, das der Verfolgung durch den Dronth-Brecher entkommen konnte. Wir hatten sehr viel Glück. Als wir sahen, dass die Dronth-Brecher den Hafen von Dorlin anliefen, beschlossen wir, den Hochkönig auf dem schnellsten Weg zu warnen.«
    »Das mag alles sein«, entgegnete Erskryn. »Aber was hat es mit diesem seltsamen Gegenstand auf sich?« Er zog den Silberbeutel mit dem Kristall hervor und ließ ihn an der Schnur hin und her baumeln. Tenan schlug die Augen nieder, während ihn Erskryn wölfisch angrinste. »Du weißt, was sich in dem Beutel befindet? Du hast ihn bei dir getragen, mein Junge, wohl verborgen unter deinem Wams. Ein Kristall – vor allem dieser hier – ist von großem Wert, findest du nicht auch? Ziemlich ungewöhnlich, dass ein einfacher Händler so etwas bei sich trägt.«
    »Dieser Kristall ist wertlos für Euch«, entgegnete Tenan bestimmt.
    »Das kannst du jemandem erzählen, der dümmer ist als ich«, lachte Erskryn. »Tres hat mit diesem Ding schon unliebsame Erfahrungen gemacht, wie er mir erzählte. Er hat mich davor gewarnt, den Stein aus dem Beutel zu nehmen, und ich bin so klug, dass ich seinen Rat befolgte. Mein Freund Thut Thul Kanen ist übrigens der gleichen Ansicht.« Er wies auf den Südländer, der mit vor der Brust verschränkten Armen unbeweglich neben ihm stand. »Als ich ihm den Inhalt des Beutels beschrieb, bat auch er mich, größte Vorsicht walten zu lassen. Er und sein Volk haben in der Vergangenheit schlechte Erfahrungenmit Kristallen wie diesem gemacht.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause und sah zu Thut Thul Kanen, um ihm das Wort zu geben.
    Der Anführer der Shon-Krieger trat einen Schritt vor. Seine schwarze Haut spannte sich straff wie dünnes Papier über seinen spitzen Wangenknochen. Er sah mehr einem Totenkopf ähnlich als einem Menschen, fand Tenan. Sein tiefschwarzes Haar war zu einem Zopf im Nacken geflochten und wurde von einem Ring aus Kupfer zusammengehalten. Ein schwarz schimmernder Lederpanzer bedeckte stahlharte Muskeln, seine breiten Hände steckten in eisenbeschlagenen Handschuhen. Tenan bezweifelte keinen Augenblick, dass Thut Thul Kanen imstande war, einen Felsen zu zermalmen.
    »Die leuchtenden Steine haben Tod und Verderben über mein Volk gebracht«, begann er mit einer tiefen, volltönenden Stimme. »Vor etwa zwanzig Sommern kamen Händler in unser Land und verkauften Steine wie diesen hier im Namen Andorins, eures Hochkönigs. Die Kristalle sollten uns dabei helfen, unsere Ernte zu verbessern und die Wüste fruchtbar zu machen. Aber sie waren verflucht. Es war ein Anschlag auf mein Volk, verübt von unseren Feinden. Wir Südvölker sind schon lange ein Dorn im Auge Andorins, der Algarad unter seine Macht zwingen will. Der Orden von Dan, der nur ein verlängerter Arm des Hochkönigs ist, wollte uns vernichten, dessen waren wir bald sicher. Dafür setzten die Ritter die schändlichste aller Waffen ein, nämlich schwarze Magie. Aber wir zittern nicht vor ihm und bewahren unseren Stolz. Niemals werden wir uns unterordnen!«
    Thut Thul Kanens Stirn schien von dunklen Wolken umgeben, als er

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