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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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zu jener Seite neigt. Während sich die anderen Mädchen und Frauen die derben Späße der Seeleute gefallen lassen mussten, wagte keiner, Eilenna anzufassen oder auch nur ein grobes Wort zu sagen. Sie strahlte eine Aura der Unnahbarkeit und des natürlichen Stolzes aus.
    Je weiter der Abend vorrückte, desto ausgelassener wurde die Stimmung. Die Feuer brannten hoch und loderten in heißen Garben in den Nachthimmel. Einige Seeleute holten ihre Fideln, Flöten und Schlaginstrumente hervor und spielten zu wilden Tänzen auf. Die Szenerie erinnerte Tenan an jenen unglückseligenAbend auf der Dakany, als Tres den Kristall entdeckt hatte, während die Mannschaft feierte. Er konnte den Verräter ausmachen, der selbstzufrieden auf einem bequemen Sitzkissen fläzte und den Wein in sich hineinschüttete.
    Angewidert wandte sich Tenan ab, setzte sich an die feuchtkalte Höhlenwand und versuchte, ein wenig zu dösen, denn an Schlaf war bei all dem Lärm, der von draußen hereindrang, nicht zu denken. Urisk hatte sich auf dem Boden zusammengerollt. Der arme Fairin schlotterte vor Kälte und murmelte unverständliche Worte im Traum. Chast und Harrid unterhielten sich leise im Hintergrund.
    Plötzlich rasselten draußen Schlüssel, und die Eisentür flog auf. Vier offensichtlich schon angetrunkene Piraten er schienen im Eingang. »Aufstehen und mitkommen! Der Hauptmann will euch sehen.«
    Harrid fluchte leise, während er sich aufrappelte.
    Chast raunte Tenan im Vorbeigehen zu: »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst, und erzürne Erskryn nicht.« Er verstummte, als einer der Wachposten ihm den Schwertknauf in den Rücken rammte.
    Die Wachen stießen die vier Gefangenen unsanft vorwärts durch das wilde Treiben der Tänzer, die johlend und lachend zur Seite sprangen. Manche machten sich über sie lustig und riefen ihnen Schimpfworte zu, andere spuckten vor ihnen aus.
    Nur Urisk nahm das kaum wahr, seine Aufmerksamkeit galt ganz den Schalen und Tellern mit Essen, an denen sie vorbeigeführt wurden. Einer der Piraten drückte ihm sein Messer an den Hals, als er die Hand ausstreckte, um nach einer Suri-Frucht zu greifen. Der Fairin greinte laut, und Tenan musste ihn am Arm packen und wegziehen, damit er nicht einen weiteren Versuch unternahm.
    Die Wachen führten die vier zu Erskryns Platz am Feuer.
    Die dunklen Krieger erhoben sich, als sie in den Lichtschein der Fackeln traten und sich in einer Reihe vor Erskryn und den Hauptmann der Südländer stellen mussten. Sie bezogen mit Lanzen und ledernen Schilden in einem Halbkreis um ihren Anführer Position und starrten sie aus finsteren Mienen an, zeigten auf diese Weise offen ihre Stärke, obwohl die Gefangenen keine wirkliche Gefahr darstellten. Erskryn lümmelte auf seinem Sitzkissen und hielt seinen Krug mit Met in der Rechten. Sein roter Bart schien im Feuerschein zu lodern und verlieh ihm ein dämonisches Aussehen. Seine Augen blitzten in jener kalten Glut, die Tenan schaudern ließ.
    Auf seine Handbewegung hin verstummte die Musik, und die Tänzer versammelten sich neugierig um die Gefangenen. Der Rote sah die vier aus schmalen Augen an.
    Es herrschte eisiges Schweigen.
    »Es wird Zeit, dass wir uns ein wenig unterhalten«, begann Erskryn schließlich mit samtweicher Stimme. Er wies auf die Reste des opulenten Mahls, das er und seine Gäste verspeist hatten. »Ich nehme an, ihr seid hungrig? Wenn ihr keine Probleme macht, werde ich euch als Belohnung etwas in die Höhle bringen lassen.«
    »Wir sind keine Hunde, die die Reste vom Tisch ihres Herrn fressen«, gab Harrid zurück.
    Urisk winselte unglücklich und rang die Hände, widersprach aber nicht.
    »Wie ihr wollt.« Der Hauptmann führte eine Hammelkeule an den Mund und biss genüsslich ein Stück ab. Schmatzend sprach er weiter. »Ich habe ein paar Fragen, die ihr mir hoffentlich beantworten könnt und die auch für meine Gäste aus dem Süden interessant sind. Ich werde jeden von euch späternoch einzeln befragen, aber vielleicht können wir uns viel Unangenehmes schon jetzt ersparen, wenn ihr mir nichts verheimlicht.« Er trank einen gewaltigen Schluck Met und wischte sich dann über den Bart. »Es ist recht ungewöhnlich, dass ein Handelsschiff wie die Dakany den gefährlichen Weg durch die Stromschnellen nimmt. Die Kerr-Inseln liegen abseits der Routen. Was hat euch bewogen, diesen Kurs ein zuschlagen?«
    Harrid spuckte aus. »Es gibt nichts zu erzählen als das, was Euch Euer Spitzel Tres wahrscheinlich schon berichtet

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