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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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entdecken, dass wir verschwunden sind?«, fragte Tenan.
    »Natürlich! Aber sie werden uns nicht finden.« Eilenna blieb vor einer Felsnische stehen, die von dichtem Efeu überwuchert war. Sie zog den Vorhang der Blätter mit beiden Händen zur Seite. Dahinter kam ein dunkler Durchgang zum Vorschein. »Tretet ein«, sagte sie lächelnd. »Das ist ein alter Tunnel, den ich auf einem meiner Streifzüge als Kind entdeckt habe.Keiner von Erskryns Leuten weiß davon. Er führt zu der kleinen Bucht, in der ich mein Boot versteckt habe.«
    Sie entzündete geschickt mit Feuerstein und Zunder eine Fackel, die sie in einer Vertiefung versteckt hatte, um in der Dunkelheit sehen zu können. Zu Tenans Erstaunen erstreckte sich ein breiter Gang vor ihnen, der sich in Spiralen nach unten wand, tief hinein ins Innere der Felsklippe.
    »Dieser Tunnel ist sehr alt«, erklärte Eilenna, während sie voranlief. Der Schein ihrer Fackel tanzte in der Finsternis. »Er muss von Wesen geschaffen worden sein, die vor langer Zeit hier hausten. Es gibt Geschichten und Sagen, die berichten, einst habe ein mächtiges Volk in diesem Gebiet gelebt. Damals bildeten die Kerr-Inseln noch ein zusammenhängendes Festland. Die Könige unterhielten einen regen Handel mit dem sagenhaften Reich von Atala, das irgendwo verborgen unter dem Meer liegen soll. Keiner weiß, warum die große Insel damals auseinanderbrach und die Kerr-Inseln entstanden.«
    Chast verbesserte sie. »Man weiß es sehr wohl, denn die alten Schriften, die in Meledin aufbewahrt werden, berichten davon. Es war eine gewaltige Katastrophe, die vor langer Zeit über jenen Teil Algarads hereinbrach, ausgelöst durch die schwarze Magie dunkler Wesenheiten, von denen ich hier lieber nicht sprechen will.«
    Chasts Andeutungen verstärkten ein unheimliches Gefühl, das alle erfasst hatte, seit sie den Gang betreten hatten.
    In endlosen Drehungen führte der Weg nach unten. Schon bald hatte Tenan die Orientierung verloren. An einer Stelle waren Felsbrocken von der Decke herabgefallen und erschwerten den Durchgang. Mühsam bahnten sich die Gefährten ihren Weg. Überall lagen Trümmer, als ob ein gewaltiges Beben den Tunnel erschüttert hätte. Da die Kanten und Bruchstückeder Felsen kaum Anzeichen von Verwitterung zeigten, konnte das Beben noch nicht allzu lange her sein.
    »Was ist das?« Tenan zeigte auf einen schmalen Spalt, der zwischen dem Geröll und der Wand klaffte. »Hier zweigt ein weiterer Gang ab.«
    »Ich konnte mich als Kind hindurchzwängen, aber der Eingang ist durch den Erdrutsch vollends eingestürzt, und der Gang dahinter ist nun verschüttet. Er führt zu einem größeren Netz von Gängen, das unter der Erde liegt. Hier gibt es noch viele Geheimnisse, die nur die wenigsten kennen.«
    Sie setzten ihren Weg fort, wobei sie noch ein paarmal über Schutt und Geröll klettern mussten. Tenan war überzeugt, dass die Felswände beim nächsten Beben komplett einstürzen würden. Endlich erreichten sie das Ende des Tunnels. Schon flutete ihnen das erste Tageslicht entgegen.
    »Endlich draußen!«, rief Urisk erleichtert.
    »Ja, aber bald werden uns die Piraten suchen«, sagte Eilenna. »Wir müssen zusehen, dass wir wegkommen. Dort unten am Strand liegt das Boot.«
    Sie gelangten zu einer flachen Kiesbank, die einen Durchlass zum offenen Meer bildete. Unter Sträuchern versteckt lag ein alter Kahn.
    »Ich brauchte das Boot manchmal, um zu verschwinden, wenn Erskryn nicht gut auf mich zu sprechen war – was öfter vorkam«, erklärte Eilenna, während sie sich daranmachte, den Kahn vom Gestrüpp zu befreien. Tenan und die anderen halfen ihr dabei. Es war ein kleiner Vier-Mann-Segler, dessen Mast umgeklappt war. Das Holz war an manchen Stellen vom Moder zerfressen.
    Harrid schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »In dieser Nussschale sollen wir von der Insel verschwinden undden Piraten entkommen?«, murmelte er fassungslos. »Wir haben nichts zu essen dabei, ganz zu schweigen davon, dass die See in diesen Bereichen oft rau und wild ist.«
    »Leider war es in der kurzen Zeit nicht möglich, ein mehrgängiges Menü für dich auf das Boot zu schaffen«, gab Eilenna giftig zurück. »Ich konnte lediglich ein paar Reste des Festmahls ergattern. Es ist nicht viel.«
    »Ein wenig mehr Zuversicht wäre angebracht«, schalt auch Chast seinen alten Freund. »Komm schon, hilf mir, den Mast aufzustellen und das Segel daran zu befestigen!«
    Bald schon schoben sie den Rumpf knirschend über den

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