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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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erwachen lassen«, murmelte der Mann im Kapuzenmantel und nickte zufrieden, als er sah, dass der andere in tiefen, traumlosen Schlummer gesunken war. Dann erhob er sich, wandte sich um und stellte sich breitbeinig vor den Zugang zum geheimen Bereich. Trotz der undurchdringlichen Finsternis schien er sich ausgezeichnet orientieren zu können. Er breitete die Arme aus und atmete tief ein. Kaum hörbar zuerst, dann immer deutlicher und kräftiger, hob sich seine Stimme vom Hintergrund des stetig klingenden Glockentons ab. Sie gewann an Stärke, wobei sie anfangs noch die gleiche Tonlage hatte wie der Klang im Hintergrund. Irgendwann schwenkte der Gesang in eine Terz, dann in eine Quinte zum Grundton des tiefen Glockentons. Seltsamerweise hallten die Töne, die der Eindringling zuvor gesungen hatte, weiterhin in dem Gewölbe, sodass es sich allmählich anhörte, als hätte sich ein vielstimmiger Chor eingefunden. Die verschiedenen Töne schwangen erhaben in der Luft. Schließlich, mit einem letzten gesungenen Laut, schoben sich die Verriegelungen vor dem Zugang wie von Geisterhand zur Seite. Die Stimmen verstummten allmählich, bis nur noch das Dröhnen der Glocke übrig blieb. Es klackte und rasselte, als sich der Mechanismus der Schlösser öffnete, dann schwangen die beiden Flügel des Eingangs auf und gaben den Weg frei. Eilig trat der Fremde in den dahinter liegenden großen Raum.
    Eine Vielzahl von hölzernen Stegen und Gängen zweigten von einem Hauptgang ab, der wie schwerelos mitten durch den Raum führte. Die verschiedenen Wege führten zu Podesten und Regalen, die in unterschiedlicher Höhe in der Luft schwebten.Auf ihnen wurden Bücher und Schriftrollen aufbewahrt – die Schätze des Reichs von Algarad. Es waren zum größten Teil sehr alte und wertvolle Stücke, auf denen der Staub der Jahrhunderte lag. Sie waren jeweils von einer Lichtkugel umgeben, die abhängig vom Inhalt in einer eigenen Farbe leuchtete. In den vordersten Reihen schimmerte das Licht grünlich, dann wandelten sich die Farben in Blautöne, um schließlich in den hintersten Bereichen in Gelb und Rot überzugehen. Es sah aus, als funkelten bunte Lampen in der Dunkelheit.
    Ohne zu zögern, bewegte sich der Eindringling über den Hauptgang, der unter seinen Schritten federte, zum gegenüberliegenden Ende des Raums, das von rotem Licht erfüllt war. Der Fremde schien genau zu wissen, wohin er wollte.
    Vor einer Sammlung von zusammengerollten Schriftrollen in einem unscheinbaren Holzrahmen blieb er stehen. Die Handschriften trugen das magische Siegel des Hochkönigs: ein stilisiertes Schwert in einem Kranz aus Strahlen. Das rote Licht, das sie umgab, leuchtete bedrohlich, als wolle es jeden warnen, der sich unbefugt näherte. Der Eindringling zögerte kurz, als überlege er, wie er am besten vorgehen sollte. Er streckte vorsichtig die Hände aus, um zu versuchen, eine der Schriftrollen aus ihrer Halterung zu nehmen. Als seine Fingerspitzen in das Licht eintauchten, ringelten sich Blitze darum, und er zuckte jäh zurück. Gleichzeitig wich die Dunkelheit einer gleißenden Helligkeit, die plötzlich aufflammte und den ganzen Raum in strahlendes Licht tauchte. Überall an den Wänden entzündeten sich wie von selbst Fackeln.
    Der Mann fluchte leise, hob geblendet die Hand vor die Augen und zog die Kapuze tief ins Gesicht. Missmutig schüttelte er den Kopf. Die Erzmagier von Dan ließen tatsächlich nichts unversucht, um die geheimen Schriften zu sichern! Aber erhatte im Grunde nichts anderes erwartet. Schade nur, dass er seinen Auftrag nun doch nicht ohne fremde Hilfe ausführen konnte. Er musste nun besonders achtsam vorgehen, denn er hatte soeben die erste Phase einer magischen Schutzvorrichtung ausgelöst. Wenn er sich noch einen Fehler leistete, würden die Erzmagier alarmiert werden und hierher eilen, um nach dem Rechten zu sehen. Eine Auseinandersetzung mit ihnen konnte er nicht gewinnen; ihre magischen Fähigkeiten übertrafen die seinen um ein Vielfaches.
    Er vermutete, dass er hier in den geheimen Bereichen des Turms mit seinen begrenzten Kräften schnell an seine Grenzen stoßen würde. Wer konnte sagen, welche Zauberkräfte die Dan-Magier noch zum Schutz des Archivs einsetzten? Es gab nur einen, der ihm weiter helfen konnte.
    Sobald sich seine Augen an das helle Licht gewöhnt hatten, holte er aus den Faltenwürfen seines Mantels eine kleine Kristallkugel hervor. Er strich mit der linken Hand darüber, und augenblicklich erschien darin

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