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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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das Bild einer düsteren Halle, in deren Mitte ein eiserner Thron stand. Er war leer.
    »Meister?« Er wartete geduldig.
    Es dauerte nicht lange, da formte sich aus den Schleiern der Schatten ringsum der Umriss einer Gestalt, die geisterhaft auf dem Thron erschien. Sie war ganz in eine weite Kutte aus grauem Stoff gehüllt.
    »Wie kommst du mit deinem Auftrag voran, mein Schüler?«, fragte Achest Todesfürst ohne Umschweife. Seine Stimme wehte wie ein kalter Wind durch den Raum mit den Büchern.
    »Ich konnte das Tor der Klänge öffnen, wie Ihr und der Bash-Arak es mich gelehrt habt«, antwortete der andere flüsternd. »Aber jetzt bin ich auf ein Hindernis gestoßen, bei dem meine Kräfte versagen. Die Schriftrolle, die ich studieren soll,ist von einem mächtigen Lichtzauber geschützt. Wenn ich die Kugel noch einmal berühre, werde ich entdeckt.«
    »Das darf auf keinen Fall geschehen«, stimmte Achest ihm zu. »Du musst deinen Auftrag unbemerkt erledigen. Niemand darf Verdacht schöpfen.«
    Der Schüler verbeugte sich demütig.
    »So muss ich dir also zur Seite stehen. Leg die Kugel auf eines der Regale und richte sie so aus, dass ich die betreffende Schriftrolle sehen kann«, befahl Achest.
    Der Schüler tat, wie ihm geheißen.
    »Und nun streck deine Hände aus. Ich werde sie führen.«
    Wieder folgte der andere dem Befehl. Zwei dünne Rauchschwaden strömten aus der Kristallkugel hervor und wirbelten um seine Arme und Hände. Eine durchdringende Kälte erfüllte den Saal. Die durchsichtigen Rauchfäden fanden zueinander, nahmen Form und Gestalt an. Das grausige Abbild zweier Knochenhände legte sich über die Finger des Schülers und verschmolz schließlich mit ihnen. Es schien, als leide er unmenschliche Qualen, während dies geschah. Er spannte seinen Körper, sackte dann nach vorn und keuchte, doch kein Laut des Schmerzes kam über seine Lippen. Achests direkte Gegenwart vermochten nur die wenigsten zu ertragen, die eine besondere Ausbildung erhalten hatten. Diese Eingeweihten konnten all das Böse, das aus dem Geist des Todesfürsten auf sie abstrahlte, durch ihr innerstes Wesen dringen lassen. Dadurch gewannen sie neue Kraft und zehrten so von Achests Verderbtheit, die ihre eigene nährte und wachsen ließ.
    »Gib dich meinem Geist ganz hin«, zischte Achest, während sich die Knochenhände zuckend der roten Lichtkugel näherten, welche die Schriftrolle umhüllte. »Mein Wille sei dein Wille!«
    »Wie Ihr wünscht, Meister«, krächzte der Schüler mit rauer Stimme. Allein der Schmerz und die Kälte, die durch Achests Berührung durch seinen Körper rasten, ließen keinen Zweifel aufkommen, was passieren würde, wenn die Mission scheiterte und die Erzmagier ihn entdeckten. Doch daran zu denken war ohnehin müßig – im Geist Achests existierte so etwas wie Scheitern nicht.
    Der Schüler vertraute auf die gewaltigen magischen Kräfte des Todesfürsten, gegen die seine eigenen unendlich schwach und bedeutungslos waren. Er war dankbar, dass er so viel von dem dunklen Herrscher lernen durfte, und war bereit, dafür alles auf sich zu nehmen.
    Abermals tauchten seine Finger, die nurmehr von den Knochenhänden geführt wurden, in das rote Licht ein. Bei der Berührung der Lichtkugel erwartete er neuen Schmerz, doch nichts geschah. Stattdessen bogen sich die Strahlen der Kugel den durchscheinenden Skeletthänden entgegen und wurden von ihnen förmlich aufgesogen, bis sie verschwunden waren. Ein letztes Aufblitzen, dann lagen die geheimen Schriftrollen ungeschützt vor dem Eindringling. Langsam lösten sich die geisterhaften Hände des Todesfürsten wieder in grauen Schwaden auf. Wie erwartet hatte seine Macht den Zauber der Erzmagier überwunden. Der Schüler bewegte seine eigenen Finger, die sich eiskalt und taub anfühlten.
    »Tu, was zu tun ist«, wisperte Achest.
    Der Schüler gehorchte und griff behutsam nach der Schriftrolle, die noch neu und wenig gebraucht aussah. Er suchte hier wahrhaft keine Geheimnisse aus grauer Vorzeit. Diesmal würde ihm das Wissen aus der jüngsten Vergangenheit des Ordens von Dan die besten Dienste erweisen.
    Der Mann zog das sorgsam zusammengerollte Schriftstückan den beiden Holzstäben auseinander. Es zeigte eine Seekarte, die das westliche Narnen-Meer und die Inseln Jorlands wiedergab. Weiter südlich waren weitere Inseln eingezeichnet, zwischen denen in roter Tinte ein Symbol zu erkennen war. Es sah aus wie eine Stadt, die auf einem bauchigen Schiffsrumpf auf den Wellen

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