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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Kies ins Wasser, dann stiegen sie in das schwankende kleine Boot (selbst Harrid schaffte es trockenen Fußes), und Tenan stieß es vom Land ab, bevor er hinterherkletterte. Er packte die beiden Ruder und steuerte das Boot hinaus. Der Kahn war für fünf Leute zu eng, aber irgendwie fand jeder seinen Platz.
    Durch die Wettfahrten vor der Küste Gonduns war Tenan den Umgang mit kleinen Booten gewöhnt, sodass sie sicher und schnell das Meer erreichten. Dort hissten sie das Segel.
    Ein starker Wind ließ das kleine Schiff bald über die Wellen schießen. Sie hielten sich zunächst nahe der Küste, um nicht vom Hafen der Piraten aus entdeckt zu werden.
    »Wir werden so lange segeln, bis wir den äußersten Ausläufer der Kerr-Inseln im Westen erreicht haben«, sagte Eilenna. »Dann können wir es wagen, nach Norden abzubiegen und die Kuppelinseln ansteuern, die ich schon ein paarmal auf eigene Faust besucht habe. Dort können wir unsere Wasservorräte auffüllen, und wenn wir Glück haben, finden wir auch etwas zu essen. Wohin soll die Reise danach führen?«
    »Meledin liegt weit entfernt«, sagte Harrid. »Selbst wenn wir es bis zu den Kuppelinseln schaffen, ist es fraglich, ob wirvon dort aus die Hafenstadt erreichen. Die Gewässer sind tückisch, sie wimmeln nur so von angriffslustigen Harg- Fischen.«
    Tenan ließ den Kopf hängen. »Es ist doch sowieso alles sinnlos«, sagte er düster. »Ich hatte den Auftrag, den Kristall nach Meledin zu bringen. Nun kann ich nur noch mit leeren Händen vor den Rat des Hochkönigs treten und ihm vom Scheitern meiner Mission berichten.«
    »Es ist dennoch wichtig, dass der Orden von Dan von den Geschehnissen unterrichtet wird«, meinte Chast. »Immerhin weiß Hochkönig Andorin weder etwas vom Angriff des Todesfürsten noch vom Auftauchen des Kristalls. Wenn du meinen Rat hören willst: Lass uns versuchen, in die Hauptstadt zu gelangen.«
    »Ich bleibe dabei: Es ist gefährlich und nur schwer zu meistern«, widersprach Harrid. »Aber es mag nicht vollkommen unmöglich sein, wenn wir erst einmal die Kuppelinseln erreicht haben.«
    »Wir dürfen Meledin als letztes Ziel nicht aus den Augen lassen und müssen alles daransetzen, die Stadt zu erreichen«, bekräftigte Chast. »Von dort aus hast du die meisten Möglichkeiten und kannst neu entscheiden, was zu tun ist.«
    »Nicht aufgeben darf man«, ließ sich auch Urisk vom Bug vernehmen, wo er sich eingerollt hatte, und nickte eifrig. »Dort hat man gutes Essen, das macht den Geist wieder klar zum Denken.«
    Tenan musste unfreiwillig lachen. Wie gut, dass er Gefährten bei sich hatte, die ihm Mut zusprachen. »So sei es denn: auf nach Meledin!«, bestimmte er.

18
    Der Turm von Yridion auf der Insel Caithas Eri war seit Menschengedenken das Wahrzeichen der Hauptstadt Meledin und ganz Algarads. Hier residierte der Hochkönig, hier wurde im Rat der Dan-Ritter über das Schicksal des Reichs entschieden. Auf dem höchsten Punkt des Basaltfelsens, auf dem die Festung Meledin errichtet worden war, erhob sich der Turm inmitten von sechs massiven Mauerringen in den Himmel. Bei Tage mochte seine schlanke Silhouette und die große Stadt um ihn herum einen majestätischen Anblick bieten, doch zu dieser späten Stunde lag alles in undurchdringliche Finsternis getaucht, sodass man kaum Einzelheiten erkennen konnte. Auch die Gänge und Kammern in der Spitze des Turms, die geheim und unzugänglich waren, waren von Dunkelheit erfüllt. Nur wenige auserwählte Dan-Ritter hatten Zugang zu dem Archiv, das in nächster Nähe der Ratshalle lag. Schwere Vorhängeschlösser und Riegel versperrten zwei eisenbeschlagene Eichentüren, hinter denen die Bücher, Schriften und sonstigen Geheimnisse des Reichs aufbewahrt wurden.
    Ein tief vibrierender Ton, ähnlich dem Klang einer mächtigen Glocke, erfüllte die Luft. Üblicherweise war ein Ritter vor den Türen zu den geheimen Räumen postiert, doch diesmal stand keine Wache mehr dort. Eine Gestalt in weitem Kapuzenmantel beugte sich über den bewusstlosen Wachposten, der auf dem Steinboden lag. Die schmale Hand der Gestalt tastete nach der Stirn des Mannes und legte zwei Finger auf die Stelle zwischen den Augenbrauen. Im dumpfen Dröhnen des Glockentons waren die eilig geflüsterten Zaubersprüche kaum zu hören. Der Dan-Ritter am Boden stöhnte kurz, sein Körperbäumte sich auf, dann sackte er wieder zurück. Sein Atem ging flach und stoßweise.
    » Nos ridden ysem arag en asis . Erst die Dämmerung soll dich

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