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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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zu.
    Der Zauberstab begann in seiner Hand zu vibrieren, als lade er sich mit einer unsichtbaren Kraft auf. Wie lautete doch gleich das Wort der Macht, das er im Astadun gelesen hatte? Richtig, nun fiel es ihm wieder ein. Er kniff die Augen zusammen. Die korrekte Handhaltung! Nur nicht nervös werden! Leise, doch mit fester Stimme stieß er den magischen Laut aus: »Yrd!«
    Ein gleißender Feuerstrahl schoss aus dem Com. Der Rückstoß der Energie riss Tenan von den Füßen und schleuderte ihn zurück – was sein Glück war. Der Strahl wurde von derrußigen Kupferverkleidung des Kamins zurückgeworfen und fegte, einer Feuerschlange gleich, fauchend durch die Stube. Er entzündete Bücher und Pergament, riss Amphoren und kleine Flaschen von den Regalen, die klirrend am Boden zerschellten. Üble Gerüche und giftige Dämpfe stiegen auf. Tenan hielt schützend die Arme über den Kopf und ging in Deckung. Schließlich schlug der Feuerblitz krachend in den Mittelpfosten der Hütte ein, Holz splitterte, die Späne regneten auf den Steinboden und blieben glimmend dort liegen.
    Schwer atmend richtete sich Tenan auf – und starrte in die zornigen Augen seines Meisters.
    »Hast du heute nicht schon genug Übel angerichtet?«, schimpfte Osyn. Er riss ihm den Com aus der Hand. »Das war das letzte Mal für die nächsten Wochen, dass du Zauberei betrieben hast! Morgen wirst du all das Chaos aufräumen, das du angerichtet hast! Du wirst jedes Fläschchen zurück an die richtige Stelle stellen, jedes Kraut, das verbrannt ist, auf den Wiesen und im Wald neu suchen und genau so präparieren, wie es sich gehört. Danach wirst du den Stall ausmisten und am besten auch gleich all den Unsinn, den du in deinem Kopf trägst! Bei Helis, ich glaube allmählich, dass bei dir alle Mühen vergebens sind! Verschwinde!«

6
    Düstere, schwere Wolkenschleier waberten über dem Dämonenstich, jener Stelle des Narnen-Meeres, an der die Lethis gesunken war. Zwar hatte sich der Sturm, der dort gewütet hatte, gelegt, doch war die See noch immer aufgewühlt.
    Eine stattliche Anzahl von Booten und Schiffen schaukelte auf den Wellen. Unter ihnen waren auch drei Dronth-Brecher: die Acheron, das Flaggschiff der Flotte, und ihre Schwesterschiffe Dethor und Hiron. Ihre Aufgabe war es, den Meledos zu finden, der irgendwo im Wrack der Lethis vermutet wurde. Doch trotz aller Anstrengungen war es Drynn Durs Spürtrupps bisher nur gelungen, Teile der Takelage und den Bug des versunkenen Schiffs zu entdecken, der in beträchtlicher Tiefe auf einem Vorsprung des Dämonenstichs lag.
    Drynn Dur beobachtete die Bergung der Lethis voller Anspannung. Er verfluchte die Tatsache, dass das Schiff entzweigebrochen war, ausgerechnet hier, an der unwegsamsten und gefährlichsten Stelle im ganzen Meer vor Caithas Dun! Der Dämonenstich war eine Felswand, die wie eine glatte Mauer in die Endlosigkeit des Ozeans abfiel. Selbst die Hornen-Drachen, die die Gredows zur Suche einsetzten, konnten nicht in die letzten Tiefen des Abgrunds vordringen.
    Der Admiral trat an die Reling seines Schiffs und blickte hinunter auf das Wasser. Ein feines Kräuseln auf den Wellen verriet, dass bald wieder einer der Hornen-Drachen, die das Gebiet absuchten, auftauchen würde. Sie gehörten zu jener Zucht, die in besonders gefährliche Gewässer hinabtauchen konnte. Vielleicht würde dieser Drache deutlichere Kunde bringen können.
    Schon bald bildete sich ein Wasserwirbel, und rauschend zerteilte der gewaltige Schädel des Hornen-Drachen die Fluten. Die Schuppenhaut des Tieres schimmerte in den Farben des Regenbogens, während sich sein schlangen förmiger Leib elegant aus dem Wasser hob. Seine Vorderbeine endeten in scharfen Klauen. Das, was früher die Hinterbeine gewesen sein mochten, war zu mächtigen Flossen umgeformt. Schließlicherreichte der schmale dreieckige Kopf die Reling, an der Drynn Dur wartete. Dicke Lederzügel führten an den Seiten des Schädels, der von einem stolzen Kamm und einer Reihe spitzer Hörner bedeckt war, zum Sattel, der am Hals festgezurrt war. Das Tier trug um das zahnbewehrte Maul Zaumzeug aus Ketten, die verhinderten, dass es nach seinem Reiter schnappen konnte.
    Die perlmuttfarbenen Augen des Wasserdrachen fixierten Drynn Dur. Ihrem leeren Blick konnte der Admiral sofort entnehmen, dass der Meledos wieder nicht gefunden worden war; auch der Gredow, der hinten im Sattel saß, bestätigte dies. Er gehörte einer speziellen Züchtung an, die Kiemen entwickelt hatte

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