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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Grauen fernhalten.
    Tenan tat, als habe er nichts bemerkt.
    Alle schliefen mehr schlecht als recht. Obwohl das Flüstern der Grauen keinen mehr bedrängte und auch die Nachtflügler nicht auftauchten, wälzten sie sich in Albträumen hin und her, und sogar Dex blieb davon nicht verschont. Tenan, der sich mit aller Kraft zwingen musste, wach zu bleiben, spürte die Anwesenheit von etwas Bösem, das um den Lagerplatz der Gefährten streifte. Er konnte nicht sagen, was es war, doch es erfüllte die Luft wie ein eiskalter Hauch. Nur gut, dass ihn die Grauen Flüsterer gewarnt hatten, so konnte er doppelt vorsichtig sein.
    Vereinzelt störten Geräusche die Stille der Hallen, ein Knacken hier, ein Rascheln dort. Der Junge beruhigte sich mit dem Gedanken, dass es die Ykaliri sein mussten. Die Tiere fraßen kaum, stampften unruhig mit den Beinen und zogen an den Leinen, während sie leise röhrende Laute von sich gaben.
    Die Zeit schlich dahin.
    Eine Bewegung, mehr zu erahnen als tatsächlich sichtbar, ließ Tenan aufschrecken. Er stand auf und zog das magische Schwert, das Eglamar ihm geschenkt hatte.
    »Wer ist da?«
    Totenstille antwortete ihm, er hörte nur das Pochen seines eigenen Herzens. Der Lichtstrahl seines Stirnkristalls tastete durch die Finsternis, als er die Umgebung absuchte. Er wusste, dass jemand oder etwas in nächster Nähe war, spürte seine Gegenwart. Das Wesen schien auf den richtigen Zeitpunkt zum Angriff zu warten.
    Plötzlich begann die Luft zu knistern, Funken stoben aus dem Nichts, und der Gang flammte in einem blendend weißen Licht auf, das sogleich wieder erlosch. Die Ykaliri kreischten und röhrten angstvoll, dann bäumten sie sich auf und schlugen wild mit den Vorderläufen aus. Ihre Zügel rissen, und sie galoppierten in Panik davon.
    Tenan stürzte ihnen hinterher, in der Hoffnung, wenigstens eines der Tiere fassen zu können. Doch er stolperte über einen Stein und fiel der Länge nach hin. Das Schwert entglitt seiner Hand und schlitterte über den Steinboden. Fluchend rappelte er sich hoch und wollte den Ykaliri nachsetzen, doch sie waren bereits in der Dunkelheit eines Tunnelgangs verschwunden.
    Die anderen waren aus dem Schlaf hochgeschreckt. »Was ist los?«, rief Chast. Sofort war er auf den Beinen und riss sein Schwert aus der Scheide.
    Tenan hob seine Waffe vom Boden auf und eilte zu den Freunden. Nur zusammen hatten sie eine Chance, dem Angriff aus dem Nichts zu widerstehen.
    Im Licht ihrer Stirnkristalle sahen sie einen Schatten – oder vielmehr: nur dessen Umrisse. Alle Helligkeit wurde von seiner Gestalt aufgesogen und verschwand im schwarzen Nichts, das sein innerstes Wesen auszumachen schien. Die Luft surrte und war geladen mit einer knisternden Spannung. Der Schatten bewegte sich hin und her, als kämpfe er mit unsichtbarenGegnern. Ab und zu ging ein blauer Funkenregen nieder, als unsichtbare Waffen aufeinanderschlugen. Die Temperatur der Luft wechselte in rascher Folge zwischen eisiger Kälte und Hitzewellen, die fauchend durch die Halle schossen.
    Tenan konnte die Anwesenheit der Grauen Flüsterer spüren. Sie machten ihr Versprechen wahr und hatten sich versammelt, um das dunkle Wesen fernzuhalten, das sie verfolgte.
    Der Kampf nahm schnell an Intensität zu. Tenan und die anderen duckten sich hinter eine umgestürzte Säule. Obwohl sie die einzelnen Gestalten nicht sehen konnten, wurden sie Zeugen der Auswirkungen eines dramatischen Kampfs, der sich teilweise in einer anderen Dimension abspielte. Explosionen aus gleißendem Licht und Feuer flammten mitten im Raum auf, Blitze zuckten aus allen Richtungen, schlugen krachend in die Felswände, lösten Steine und Felsbrocken, deren Splitter gefährlich nahe an ihren Köpfen vorbeizischten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sie den Schutz der Säule nicht gehabt hätten!
    Tenan wagte es, ab und zu über ihren Rand hinauszuspähen. Er hatte den Eindruck, als könne er die Schemen der Grauen Flüsterer sehen, die geisterhaft aufleuchteten. Er schätzte ihre Zahl auf über hundert. Einmal glaubte er, Henom zwischen ihnen zu erkennen. Er hielt mit der Rechten einen mächtigen Schild vor sich, mit dem er die Angriffe des Schattens abwehrte, gleichzeitig schossen aus seiner anderen Hand Feuergarben, die dem Gegner hart zusetzten. Dann schienen sich die anderen Flüsterer an Henoms Seite zu drängen und begannen, all ihre Kräfte vereint gegen den Angreifer zu richten. Sie deckten ihn mit Blitzen und Kugeln aus

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