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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Die Reiter hatten Mühe, sie zu bändigen.
    »Haltet die Zügel straff und seht zu, dass ihr sie wieder in eure Gewalt bekommt!«, rief Dex ärgerlich über die Schulter. »Sie spüren eure Aufregung. Wenn ihr nicht mal eure eigenen Gefühle bändigen könnt, wie wollt ihr es dann mit euren Reittieren machen?«
    Irgendwie schafften sie es und erreichten den Eingang zur nächsten Ebene, die zurück in die Kälte und Dunkelheit der Gänge führte. Hier beruhigten sich die Ykaliri ein wenig.
    »Lasst mir einen Moment Zeit, bis ich den richtigen Weg gefunden habe«, sagte Dex. Er löste das Verbindungsseil zwischen ihm und den anderen Ykaliri und inspizierte fünf Wegverzweigungen, die in verschiedene Richtungen führten.
    Tenan schaute zurück auf den Vorhof der Hölle, dem sie eben entkommen waren. Krachend brach einer der Vulkanhügel in sich zusammen und versank in der Lava. Es sah aus, als werde er von einem gierigen Monstrum aufgesaugt, das seine Überreste in feurigem Blut wieder ausspie, sobald es sie verdaut hatte. Feuergarben loderten aus den Rissen und Spalten zwischen den Schlacken auf, heiße Dämpfe schossen empor.
    »Immerhin konnten wir uns wieder ein bisschen aufwärmen«, sagte Harrid und tupfte sich den Schweiß von der Stirn.
    Tenan strengte seine Augen an. War es eine Täuschung vonLicht und Schatten? Da war etwas! Eine dunkle Gestalt bewegte sich vorsichtig auf dem Weg, den sie gekommen waren, als wolle sie nicht gesehen werden. Von Stein zu Stein huschte die Kreatur, verschwand schließlich hinter einem großen Felsen.
    Tenan wartete eine Weile. Er fragte sich schon, ob er inzwischen Gespenster sah, und wollte sich abwenden, da tauchte die Gestalt wieder auf. Mitten auf dem Weg hielt sie inne, starrte herüber, als habe sie entdeckt, dass sie beobachtet wurde. Im nächsten Augenblick war sie nicht mehr zu sehen.
    »Hier geht’s weiter«, sagte Dex mit Bestimmtheit, als er zurückkam. Tenan blieb keine Zeit, um auf das erneute Erscheinen des Verfolgers zu warten.
    »Was hast du?«, fragte Eilenna leise. »Seit wir uns in dem Labyrinth aufhalten, bist du nicht mehr der Gleiche. Irgendetwas beschäftigt dich.«
    Tenan zögerte. Er wusste ja nicht, ob da wirklich etwas war, das sie verfolgte. Doch dann erzählte er Eilenna von seiner Beobachtung und dem Erlebnis mit den Grauen Flüsterern.
    »In diesem Labyrinth befinden sich noch mehr Wesen, als wir vermuten«, sagte Tenan. »Sie beobachten uns und verfolgen jeden unserer Schritte. Nicht alle sind uns wohlgesonnen. Wir müssen wachsam sein.«

6
    Drynn Dur hatte sich in seine Kajüte im Heck der Acheron zurückgezogen und befohlen, dass niemand ihn stören durfte. Halbkapitän Crowon hatte in seiner Abwesenheit das Kommando auf dem Schiff übernommen. Noch lag der Dronth-Brecherim Hafen von Dorlin, doch die Reparaturen waren beendet, und die Mannschaft erwartete neue Befehle.
    Der Admiral stand vor dem Cerele, dem magischen Spiegel, den er normalerweise benutzte, um mit seinem Herrn Achest in Verbindung zu treten und dessen Order zu empfangen. Diesmal jedoch sollte er eine Botschaft von jemandem entgegennehmen, den man schlicht den »Schüler« nannte – eine Botschaft, die äußerst wichtig für Drynn Dur sein mochte.
    Niemand kannte die wahre Identität des Schülers oder sein Aussehen – außer Achest oder der Bash-Arak vielleicht. Erst vor einigen Jahren hatte der Todesfürst ihn seinen Befehlshabern in einem geheimen Treffen vorgestellt. Wie immer, wenn der Schüler auftrat, war seine Gestalt in einen weiten Kapuzenmantel gehüllt gewesen, der seine Züge und seine Gestalt verbarg. Drynn Dur erinnerte sich, dass er nicht sehr groß gewesen war, und seine Stimme hatte jugendlich geklungen. Er hatte damals den Eindruck gehabt, dass er noch jung war, die Schwelle zum Mannesalter noch nicht ganz überschritten hatte. Doch schien er ein unentbehrlicher Trumpf im Spiel Achests zu sein, ein Stachel im Fleisch des Ordens von Dan, von dem dieser nichts wusste. Denn der Schüler lebte mitten in Meledin und verrichtete dort unbemerkt seinen Dienst für Achest.
    Noch war auf der grauen Glasoberfläche nichts anderes zu sehen als Drynn Durs Spiegelbild im düsteren Licht der Fackeln, aber der Kontakt musste jeden Augenblick stattfinden. Drynn Dur berührte den Rahmen des Cerele, um ihn für den Austausch bereit zu machen.
    Endlich entstand Bewegung auf der Spiegelfläche, und aus einem grauen Wirbel formte sich das Bild eines kleinen schattigen Raumes. Wie

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