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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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meinem Körper befinden würde.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken«, erwiderte Deimara. »Wenn die Prophezeiung recht behält, werden sich die Dinge ganz von allein ergeben. Hab Vertrauen in dein dhorin und lass dem Schicksal seinen Lauf .«
    Tenan wusste, dass ihm das nicht leicht fallen würde. Er hasste nichts so sehr wie die Ungewissheit, das Abwarten und die Tatenlosigkeit. Sein ganzes Leben auf Gondun hatte er so verbracht.
    Henom hob in einer beschwörenden Geste die Hände. »Du darfst den Raum der Stille im Augenblick ohnehin nicht mehr betreten. Sei gewarnt! Etwas Dunkles verfolgt eure Spur. Wir können nicht sehen, was es ist, aber es muss ein sehr mächtiges Wesen aus einer finsteren Sphäre sein. Für uns stellt es sich als ein Loch aus tiefster Seelenschwärze dar, dem wir kein Gesicht geben können. Sei vorsichtig! Es hat sich gegen uns abgeschirmt, als es bemerkt hat, dass wir nach ihm Ausschau hielten. Sein finsterer Geist liegt auf der Lauer und beobachtet jeden deiner Schritte, Tenan. Du darfst auf keinen Fall in den Raum der Stille zurückkehren und nach dem Buch suchen, jedenfalls jetzt noch nicht. Du würdest euren Verfolger auf direktem Weg dorthin führen, was unbedingt vermieden werden muss. Lass das Buch besser noch einige Zeit im Verborgenen und hol es zu einem späteren Zeitpunkt, wenn du zurückkehrst.«
    »Ich habe mich also nicht getäuscht, als ich eine Gestalt an den Roten Flüssen sah, die uns folgte.«
    Stumm schwebten die Grauen Flüsterer vor ihm und ihr Schweigen war Bestätigung genug.
    »Von nun an dürfen wir uns auch nicht mehr auf dieser Ebene treffen«, fuhr Henom fort. »Die Kreatur darf nicht wissen, dass wir Kontakt zu dir aufgenommen haben. Aber wir werden versuchen, sie von dir und deinen Begleitern fernzuhalten.«
    »Dafür danke ich euch«, antwortete Tenan. »Sobald ich in Meledin angekommen bin, werde ich versuchen, hierher zurückzukehren und das Buch des Meisters in Sicherheit zu bringen. Das verspreche ich.«
    »Sei nicht voreilig mit Versprechungen«, entgegnete Henom. »Du wirst kommen, wenn die Zeit reif ist. Wir werden warten, wie wir schon lange gewartet haben.«

    Dex blickte Tenan am nächsten Morgen mit düsterer Miene an. »Du hast dich wieder mit ihnen getroffen, nicht wahr?«
    Tenan wusste, was er meinte. »Ganz richtig, ja. Hast du Schwierigkeiten damit?«
    Der Fisk-Hai schüttelte missbilligend den Kopf. »Auch ich habe ihre Gegenwart heute Nacht gespürt. Sie sind gefährlich, mein Junge. Sie vergiften den Geist mit ihren Einflüsterungen und führen uns in die Irre. Traue keinem ihrer Worte, oder du wirst es bereuen.«
    »Lass das meine Sorge sein«, entgegnete Tenan unwirsch. Er mochte es nicht, wenn sich Dex in Dinge einmischte, die ihn nichts angingen.
    Der zuckte die Schultern. »Wenn du es besser weißt, bitte schön. Glaube mir, es haben schon einige aus meinem Volk, die ihren Einflüsterungen folgten, ihr Leben gelassen.« Damit gab er seinem Ykaliri die Sporen und übernahm wieder die Führung.
    Sie ritten weitere fünf Tage unter dem Meer. Tenan war beunruhigt und angespannt. Er ertappte sich dabei, dass er ständig lauschte und sich im Sattel umdrehte, um den Weg, den sie hinter sich gelassen hatten, nach einer Spur ihres Verfolgers abzusuchen. Aber das Labyrinth lag düster und verlassen im dünnen Schein des Kristalls an seiner Stirn, und die einzigen Schatten waren die der Reisenden.
    Die breiten Gänge, Straßen und Alleen stiegen mittlerweile wieder an und führten in höhere Bereiche. Tenan verspürte eine starke Sehnsucht nach der Weite des Himmels. Er hatte genug von der Dunkelheit des Labyrinths und der lichtlosen Schwermut, die die Seelen der Gefährten belasteten.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, erreichen wir demnächst die Halle mit den Schleusen«, teilte Dex ihnen mit. »Von dort ist es nicht mehr weit zum Alten Tor nach Meledin.«
    Die Gefährten hörten das mit Erleichterung.
    Sie legten eine letzte Ruhepause ein. Man merkte Dex an, dass die lange Zeit, in der er nicht geschlafen hatte, nun auch an seiner Kraft zehrte. Also war er seit kurzem dazu übergegangen, Wachen zu bestimmen, mit denen er sich ungefähr alle drei Stunden abwechselte, damit auch er sich ausruhen konnte. Damit sie die Zeit bestimmen konnten, legte er den Zweig mit den Yurai-Knospen gut sichtbar auf den Boden. Er warf Tenan, der die erste Wache übernehmen sollte, einen strengen Blick zu, der mehr als deutlich sagte, er solle sich von den

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