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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Wälder, Seen oder Gebirge. Sie wirkten so naturgetreu, dass man glaubte, man könne die Szenerie betreten. Manche Fresken stellten Begebenheiten aus der Geschichte Algarads dar. Sie zeigten Abbildungen gewaltiger Schlachten, Ratsversammlungen und Friedensabschlüsse, Feste und Feiern mächtiger Könige, von denen Tenan noch nie etwas gehört hatte.
    Ein Bild erregte besonders seine Aufmerksamkeit: eine Stadt inmitten des aufgewühlten Meeres. Ihre Seitenmauern waren gestaltet wie der Rumpf eines Handelsschiffes, bauchig und hochgezogen. Sie schützten die Stadt vor Fluten, Stürmen und Angriffen. Rundherum waren Fenster und Schießscharten eingelassen. Hinter dem Schutzwall des Rumpfes erhoben sich Gebäude von Lagerhäusern, Hallen und Wohntrakten, diestufenweise auf das Zentrum der Stadt hin angelegt waren: einen hohen Turm, auf dem das Banner des Hochkönigs flatterte. Rund um den Turm schwangen sich in kühner Konstruktion weite, schmale Brücken nach unten in die niedriger gelegenen Stadtteile. Trotz ihrer Ausmaße erschien die gesamte Anlage filigran und luftig. Tenan bedauerte, dass er das Gemälde nicht genauer betrachten konnte.
    Chast hatte sein Interesse für das Bild bemerkt. »Wunderschön, nicht wahr? In Garadin zeigt sich die wahre Macht des Reichs von Algarad.«
    »Du kennst diese Stadt?«, fragte Tenan begeistert.
    Chast lächelte. »Garadin ist das geheime Zentrum der Macht der Hochkönige Algarads seit alters her. Keiner weiß genau, wo sich die schwimmende Festung befindet. Mal ist sie hier, mal dort. Auf geheimnisvolle Weise bewegt sie sich auf den Weltmeeren und ist so vor Angriffen geschützt. Nicht einmal Achests Dronth-Brecher konnten sie bisher aufspüren. Der Hochkönig zieht sich in Kriegszeiten mit seinen Feldherren dorthin zurück. Garadin ist das vollkommene Versteck. Außerdem befinden sich die wertvollsten Schriften aus alter Zeit in der dortigen Bibliothek. Eine wahre Fundgrube für jeden, der sich für Magie interessiert, wie mich«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
    »Bist du schon einmal dort gewesen?«
    Chast nickte. »Wenn auch die Umstände, unter denen ich dorthin kam, nicht besonders erfreulich waren, so hat mich doch die Bewunderung und Liebe für diese Festung im Meer gepackt. Sie ist wirklich ein Wunderwerk der Baukunst. Meledin ist nur ein schwacher Abglanz ihrer Schönheit.«
    Die Gefährten gingen schweigend und in Gedanken versunken weiter. Wieder legte sich Stille um sie wie ein samtener,modriger Mantel. Tenan beschlich erneut das Gefühl, dass sie verfolgt wurden. Aber diese Empfindung unterschied sich von der bösen Präsenz des dunklen Wesens, das sie letzte Nacht angegriffen hatte. Sie war realer, greifbarer. Er spähte des öfteren über die Schulter, hoffte, in der Finsternis irgendetwas zu erkennen, eine Form, einen Umriss, eine huschende Gestalt. Aber da war nichts – außer dem Unbehagen, das weiter an ihm nagte.
    Als er mit Chast flüsternd darüber sprach, nickte der nur mit dem Kopf.
    »Ich fühle es auch. Vielleicht werden wir auch nur verrückt, und unser Geist gaukelt uns etwas vor.«
    Dex unterbrach ihr Tuscheln. »Der Ausgang und die Schleusenhallen kommen näher. Ich wusste doch, dass ich mich auf meine Orientierung verlassen kann ...«
    Eilenna konnte ein spöttisches Lachen nicht unterdrücken.
    Tatsächlich erreichten sie wenig später eine Halle, die wie eine riesige ausgehöhlte Kugel gestaltet war. Ihre Wände waren mit kupferfarbenem Metall ausgekleidet. Zu beiden Seiten des Weges, der mitten durch den Raum führte, stand eine Vielzahl von hohen Podesten, auf denen golden und silbern schimmernde Hebel und Drehräder angebracht waren. Sie waren von beachtlichen Ausmaßen. Die Reisenden kamen sich daneben winzig vor, jetzt, da sie nicht mehr den Ausblick vom Rücken der Ykaliri hatten.
    Ein kompliziertes System von Zahnrädern und Flaschenzügen war an der Decke befestigt, dicke Eisenketten verliefen in langen Trossen nach unten. Die Gefährten gingen staunend unter dem gewaltigen Mechanismus durch, ihre Schritte hallten kalt in der Metallkugel wider.
    »Das ist ein Stellwerk, das die Schleusen und Wasserpumpensteuert«, erklärte Dex. »Durch sie können bestimmte Bereiche der Gänge geflutet werden, oder man kann eindringendes Wasser abpumpen. Wir haben in Atala auch so eine ähnliche Konstruktion.«
    »Warum sollte man die Gänge fluten wollen?«, fragte Tenan. »Das macht doch eigentlich keinen Sinn.«
    »Auch eine unterirdische Anlage

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