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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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und blinkten einladend im kühlen Abend. Eine Vielzahl von Balkonen, Balustraden und kleinen, nach oben hin spitz zulaufenden Nebentürmen sprossen wie Äste und Zweige aus einem mächtigen Stamm. Auf den Wehrmauern der sechs Mauerringe wehten Flaggen und Banner all der Fürsten und Königshäuser, die dem Hochkönig treu ergeben waren. Vom Fuße des Turms ausgehend, führten breite, gepflasterte Straßen sternförmig zu den umstehenden Gebäuden. Aus den Schornsteinen der unzähligen Häuser und Hütten, welche die eigentliche Stadt bildeten, kräuselten sich Rauchfäden, die sich in der kühlen Meeresbrise auflösten.
    »Ich kann es kaum mehr erwarten, heute Abend in einem weichen Bett zu schlafen und vorher einen Humpen Met zu trinken«, sagte Harrid.
    Die anderen stimmten ihm zu – zumindest, was das Bett anging.
    Müde schleppten sie sich weiter. Während sie liefen, konnten sie immer noch das Rumpeln und Beben spüren, das aus der Tiefe der Erde unter ihnen kam. Auf einem Hügel drehten sie sich kurz um und schauten zurück aufs Meer. Starke Wellenbrandeten ans Ufer, immer wieder bildeten sich Strudel und Wasserwirbel vor der Küste. Die See war in Aufruhr, obwohl kein Sturm wütete. Tenan vermutete, dass weitere Hallen und Gänge des Labyrinths überflutet wurden und Säulen und tragende Felswände vom Wasser weggerissen wurden, sodass das Deckengewölbe unter dem Druck des Meeres nach und nach einbrach und Erdverschiebungen auslöste.
    Wieder bebte die Erde.
    »Der Boden unter unseren Füßen ist von den letzten Ausläufern der Gänge ausgehöhlt, die nach Meledin führen«, erklärte Chast sichtlich beunruhigt. »Wahrscheinlich dringt das Meerwasser gerade in diese Bereiche vor. Kommt weiter! Hier draußen wird es langsam ungemütlich. Wenn wir Meledin erreichen, sind wir in Sicherheit, die Stadt ist auf massivem Stein erbaut.«
    Wie zur Bestätigung öffnete sich plötzlich mit lautem Rumpeln nicht weit entfernt ein Spalt, und ein Stück des Erdbodens sackte in die Tiefe. Sie nahmen all ihre verbliebenen Kräfte zusammen und beschleunigten ihre Schritte.
    Ihr Weg führte durch ein Waldstück aus knorrigen Föhren. Ein dämmriges Zwielicht lag zwischen den Stämmen und kündigte das Nahen der Nacht an. Sie waren noch nicht weit gekommen, da hörten sie den Klang von Hörnern ganz in ihrer Nähe, gefolgt von Hufgetrappel.
    »Das müssen Reiter aus der Festung sein!«, rief Chast aufgeregt. »Vielleicht ein Trupp, der die Gegend kontrolliert.«
    Zwischen den Bäumen leuchteten rote Fackeln auf, die sich schnell näherten. Sie waren entdeckt worden! Wiehernd brachen Pferde aus dem Unterholz. Gut zwanzig berittene Krieger jagten von zwei Seiten auf die kleine Gruppe zu. Sie hatten ihre Schwerter gezogen und schienen entschlossen, jeden Fremdensofort gefangen zu nehmen oder zu töten, wenn er Widerstand leistete.
    Dex und Harrid wollten eben zu ihren Waffen greifen, da gebot ihnen Chast Einhalt. »Wenn es wirklich Reiter aus Meledin sind, ist es besser, wir bleiben friedlich. Lasst mich mit ihnen sprechen!«
    Die Krieger galoppierten im Kreis um sie herum, bis sie von allen Seiten umringt waren. Schnaubend und tänzelnd kamen die Tiere zum Stehen. Die Reiter saßen bewegungslos wie Statuen im Sattel. Sie waren in lange weiße Roben und Umhänge gehüllt. Auf den Köpfen trugen sie hohe, spitze Helme mit schrägen Augenschlitzen und Nasenschutz. Feindselig schweigend musterten sie die Gefährten.
    Diese hatten sich Seite an Seite gestellt und warteten angespannt ab, was sich als Nächstes ereignen würde. Ihre Hände ruhten an den Griffen ihrer Schwerter. »Es sind tatsächlich Palasttruppen aus Meledin«, raunte Chast ihnen zu.
    Der Anführer des Trupps sprach zu ihnen. »Ich bin Dualar, Hauptmann der vierten Division der Palastwache. Wer seid ihr, und was habt ihr hier zu suchen?« Er war noch jung, vielleicht in Tenans Alter. Dennoch klang er, als sei er das Befehlen gewohnt und als wisse er, was zu tun war.
    »Wir sind Verbündete des Hochkönigs Andorin«, antwortete Chast mit fester Stimme. »Wir haben einen weiten Weg von Gondun hierher zurückgelegt, um dem König eine wichtige Botschaft zu überbringen.« Er verneigte sich knapp. »Wir bitten Euch, uns unverzüglich zum Hochkönig und seinem Rat zu bringen, damit wir uns erklären können. Die Sache eilt«, fügte er mit einem Blick auf Tenan hinzu. »Wir haben einen Verwundeten.«
    Der andere beugte sich im Sattel vor, um Chasts Gesichtbesser sehen zu

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