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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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zu dem Spalt in der Decke, durch den Tageslicht hereinsickerte. Ihm kam ein gewagter Gedanke. »Vielleicht gibt es doch noch eine Rettung.«
    Die anderen sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Wir müssen warten, bis das Wasser zu unserer Ebene gestiegen ist«, erklärte er. »Dann lassen wir uns nach oben tragen, auf den Spalt zu, den das Beben in der Decke verursacht hat.«
    »Du meinst, wir verschwinden auf die gleiche Art aus den Tunneln unter dem Meer, wie wir hineingekommen sind – auf einem Wasserstrudel? Eine waghalsige Idee, aber ich habe auch keine bessere.« Chast nickte.
    »Vorausgesetzt, das Wasser trägt uns hoch genug, dass wir den Rand erreichen«, gab Harrid zu bedenken.
    Doch auch Dex stimmte zu. »Was Tenan vorschlägt, könnte gelingen. Stellt euch nahe an den Wänden auf. Dort könnt ihr euch an den Fackelhalterungen festhalten und nach oben hangeln, ohne weggerissen zu werden.«
    In einer schwarzen Fontäne schoss das Wasser über den Rand der Plattform. Glücklicherweise hatte es etwas von seiner Kraft verloren, da es sich in die unteren Stockwerke und Gänge verteilt hatte, dennoch war es stark und reißend. Innerhalb weniger Minuten umspülte es ihre Beine, sie verloren den Grund unter den Füßen. Langsam wurden sie emporgehoben, während die Plattform versank. Bald trieben sie über der Tiefe des Abgrunds. Die Fluten schossen in die abzweigenden Gänge und erzeugten starke Sogkräfte, die sie in neue Gefahr brachten. Sie kämpften mit aller Kraft dagegen an.
    Tenan prustete und spuckte, er konnte seinen linken Arm kaum mehr bewegen.
    »Vertrinken man wird!«, kreischte Urisk und paddelte verzweifelt mit den Armen. »Schwimmen kann man nicht!« Der Fairin war abgerutscht und trieb von der Wand ab. Sein Kopf tauchte unter Wasser.
    Harrid schaffte es, seinen Fuß zu erwischen. »Halte dich ruhig, sonst kann ich dir nicht helfen!«
    Er zog den Fairin zu den Fackelhalterungen zurück. Ängstlich packte Urisk die Eisenringe und klammerte sich daran. In der Tat waren die Halterungen die einzige Möglichkeit, in dem unberechenbaren Strudel den Kopf über Wasser zu halten.
    Die steigenden Fluten hoben die Gefährten empor, dem schmalen Spalt des Tageslichts entgegen.
    Tenan verdrängte die Vorstellung, wie hoch über dem Abgrund sie nun dahintrieben. Unter ihnen erstreckte sich der überflutete Schacht mit seinen unergründlichen Gefahren. Er fragte sich, was sich wohl unter der Wasseroberfläche verbergen mochte. Wartete dort immer noch der Herr der Schatten oder Thut Thul Kanens kräftige Hand darauf, einen von ihnen hinabzuziehen? Er hielt es durchaus für möglich, dass der Shon-Krieger überlebt hatte, sicherlich aber der Bash-Arak. Beide waren auch dem Mahlstrom des Arnom Gath lebend entkommen, also gab es keinen Grund, weshalb einer von ihnen diesmal getötet werden sollte.
    Der Bash-Arak war kein Wesen aus Fleisch und Blut und nicht den Gesetzen der Materie unterworfen. Womöglich hatte er seinem Gegner den Meledos abgerungen und befand sich nun auf dem Weg zu Achest, seinem Herrn. Tenan schob den Gedanken eilig in die dunkelsten Winkel seines Geistes.
    Der Spalt an der Decke der Halle rückte immer näher. Tenan konnte ein Stück blauen Himmels erkennen. Ein Strom frischer Luft wehte herein.
    Der Druck des Wassers, mit dem sie nach oben gehievt wurden, war jetzt deutlich zu spüren. Das Meer eroberte kraftvoll das letzte Stück seines neuen Reichs, hatte nun alle Gängeund Hallen des unterseeischen Labyrinths überspült. Sie würden auf ewig unzugänglich bleiben. Die obersten Wandfackeln leuchteten ein letztes Mal wie zum Abschied auf, dann verloschen sie.
    Die Gefährten befanden sich nun direkt unter der Öffnung des Kuppeldoms. Die Freiheit rückte immer näher! Dann, in einer gurgelnden Schaumkrone, wurden sie durch den Spalt ins Freie geschleudert.

9
    Sie flogen in hohem Bogen durch die Luft, landeten hart auf kantigem Felsgestein und schürften sich die Gliedmaßen auf. Erschöpft und keuchend blieben sie auf dem Rücken liegen, während das Wasser in den Schacht zurückschwappte. Tenan sog gierig die frische Luft in die Lungen.
    »Geschafft!«, kläffte Urisk begeistert und klatschte in die Hände. »Himmel und Erde haben uns wieder!«
    Die Strahlen der untergehenden Sonne wärmten sie kaum, nass und durchgefroren, wie sie waren. Auch das Meer ließ ihnen keine Zeit zur Erholung, ständig rauschten Wellen heran und durchnässten sie aufs Neue. Mühsam kamen sie auf die Beine und

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