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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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können. »Kenne ich Euch nicht?«, fragte er stirnrunzelnd. »Irgendwie kommen mir Eure Züge bekannt vor.«
    »Nein, unmöglich.« Chast schüttelte den Kopf, eine Spur zu heftig, wie Tenan bemerkte.
    »Hm«, brummte der Hauptmann misstrauisch. Er schien es vorerst dabei bewenden zu lassen. »Ihr kommt aus Gondun? Seit vielen Tagen ist kein Schiff mehr von dort eingetroffen. Wie seid ihr hierhergekommen?«
    »Das ist eine lange Geschichte, die wir Andorin persönlich erzählen müssen«, sagte Tenan. Die Schmerzen in seinem Arm waren stärker geworden, und er merkte, dass er schnell einen Arzt brauchte. »Ich bitte Euch, bringt uns schnell zu ihm. Der Frieden Algarads ist in Gefahr!«
    Der Anführer der Reiter zögerte. »Ich kann nicht einfach jedem Fremdling, der hier auftaucht, eine Audienz beim Hochkönig verschaffen«, sagte Dualar streng. »Seit einigen Stunden bebt die Erde, und weiter südlich ist ein Stück der Küste plötzlich im Meer verschwunden, als sei der Meeresboden eingestürzt. Eine Flutwelle ging an Land. Irgendetwas Ungewöhnliches geht vor, und wir haben den Auftrag, höchste Vorsicht walten zu lassen. Außerdem gibt es Gerüchte, dass der Hochkönig in Gefahr durch Attentäter sei.«
    »Sehen wir etwa so aus?«, fragte Harrid und stemmte die Fäuste in die Hüften.
    »Wenn Ihr es wissen wollt: ja.«
    Dualar gab zweien seiner Leute einen Wink, die sogleich von ihren Pferden stiegen.
    »Legt eure Waffen ab. Wir werden euch fesseln und in die Stadt bringen. Wenn ihr Widerstand leistet, müssen wir Gewalt anwenden.«
    Keinem der Gefährten war es wohl, unbewaffnet zu sein, aber die Reiter waren in der Übermacht, und es war besser, zu tun, was sie befahlen. Nacheinander schnallten sie die Schwerter ab und übergaben sie den Wachen.
    Dualar schwang sich aus dem Sattel und betrachtete die Waffen interessiert. »Gute Schmiedearbeit, wie man sie in Algarad nur noch selten antrifft«, meinte er anerkennend und ließ prüfend seinen Finger über die Schneide gleiten.
    Tenan wurde schwindlig. Sein Arm fühlte sich eiskalt und taub an. Er untersuchte ihn und erstarrte vor Entsetzen: Der schwarze Fleck hatte sich weiter ausgebreitet. Es sah aus, als fresse sich Dunkelheit durch seine Kleidung und in sein Fleisch.
    »Woher stammt diese Verletzung?«, wollte Dualar wissen, dessen scharfen Augen nichts entging. Er trat auf Tenan zu.
    Dem wurde plötzlich ganz sonderbar. Es war, als nehme die Finsternis in seinem Gesichtsfeld zu, sein ganzer Körper wurde zu einer Quelle des tosenden Schmerzes. Das Schwert aus Dunkelheit!, durchzuckte es ihn. Die Waffe des Bash-Arak war entweder vergiftet oder mit einem Zauber versehen! Er schwankte, dann fiel er vornüber. Aus weiter Ferne hörte er die Stimmen seiner Freunde. Dunkelheit senkte sich um ihn.

10
    W irbelnde Schwärze. Auftauchen aus namenlosem Vergessen, um kurz darauf wieder abzusinken in den Zustand ewiger Finsternis. »Ist dies nicht das wahre Wesen aller Dinge?«, fragt eine Stimme in seinem Inneren. »Ohne Licht existiert nur Dunkelheit. Also muss die Dunkelheit der Urgrund allen Seins sein. Licht ist nur ein lästiger, frecher Eindringling in die vollendete Welt der Nichtexistenz.«
    Doch die Dunkelheit teilt sich plötzlich auf unerklärliche Weise und gebiert das Licht. Oder ist es umgekehrt? Bewusstheit nimmt Gestalt und Form an. Zwei Welten, ein Sein.
    Einsam und verlassen steht Tenan auf einer weiten grauen Ebene, über die ein fahler Wind hinwegstreicht und Staubwolken vor sich her treibt. Tenan fröstelt. Er wundert sich, dass er mit allen Sinnen wahrnehmen kann, obwohl etwas in ihm weiß, dass er sich nicht in seinem wirklichen Körper befindet.
    Ist dies alles wieder ein Albtraum? Es fühlt sich an wie auf jener Ebene des Seins beim Zusammentreffen mit den Grauen Flüsterern, doch diesmal ist die Umgebung in ein graues, trostloses Licht getaucht, sodass er alle Einzelheiten gut erkennen kann.
    Zwei Portale, riesig, monolithisch, schmucklos, erheben sich auf einem Hügel, der inmitten der Ebene steht. Die Flügel des eisernen schwarzen Tores sind geschlossen. Das andere, das ihm gegenüber steht, ist aus hellerem Sandstein gebaut, doch es sieht aus, als sei es von einer gewaltigen Kraft gesprengt worden. Ruß und Schlieren von eingebranntem Rauch bedecken die Säulen. Seine Flügel stehen offen, hängen zerborsten und geschmolzen in den Angeln. Tenan kann nicht sehen, wohin der Weg dahinter führt. Aber er ahnt: Hinter jedem der Tore liegen

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