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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Welten, Sphären, Schicksale.
    Er hat das Gefühl, dass er irgendwo in einer der Welten, die sich hinter den Torflügeln verbergen, seinen Platz hat. Doch in welcher? Durch welches Portal soll er gehen? Das samtige Schwarz des Portals zu seiner Rechten zieht ihn in den Bann, lockt ihn mit der Verheißung ungeahnten Wissens und großer 476Geheimnisse. Es bedarf nur einer Entscheidung, und seine Pforten werden sich öffnen.
    Da bemerkt er eine Gestalt, die vor diesem Tor steht. Nebelschwaden und eine graue Kapuze verhüllen das Gesicht, dennoch weiß Tenan gefühlsmäßig, dass es sich um einen Mann handelt. Er mag nicht viel älter als er selbst sein. Sofort spürt er eine seelische Verbindung. Es ist wie ein Erkennen, ein Wiedersehen nach langer Zeit, ein stillschweigendes Wissen, als seien sie einer gemeinsamen Quelle entsprungen.
    Die Gliedmaßen des jungen Mannes folgen einer unsichtbaren Macht, die ihn in die Nähe des schwarzen Tores zwingt, das sich nun geräuschlos öffnet. Ein kaltes düsteres Licht quillt aus dem Tor hervor, das wie graues Blut aus einer Wunde dem Herzen der Unendlichkeit entweicht. Die Gestalt schreit verzweifelt, als ihre Schritte zwischen die Säulen des Portals gelenkt werden. Der Mann kann nicht anders, muss dem Befehl der unsichtbaren Macht folgen, obwohl er die Seelenqualen der Verdammnis leidet. Er wird in eine Welt des Grauens und des Schmerzes gezogen, versinkt immer tiefer in einem unermesslichen Ozean aus Leiden, der sich hinter dem Tor erstreckt. Die Umrisse seiner Gestalt verschwimmen im schwarzen Nebel, bis sie sich auflösen im Meer ohne Wiederkehr.
    Tenan sieht hilflos zu, entsetzt, unfähig, etwas zu tun. Seine Glieder sind erstarrt und schwer, als hingen Bleigewichte daran. Erst als sich das Tor mit dumpfem Schlag geschlossen hat, kann er sich wieder bewegen.
    Sein Herz pocht. Hilflos schaut er sich um. Alles ist leer und grau, und dieser Zustand beginnt auch von seinem Gemüt Besitz zu ergreifen.
    Wohin soll er sich wenden? Das andere Tor durchschreiten? Er hat Angst, dass ihn dahinter ein ähnlicher Schrecken erwar tet wie beim schwarzen Tor. Er will weg von hier, will fliehen! Bis zum Horizont erstreckt sich das flache Land und scheint in die Unendlichkeit zu führen. Rechter Hand entdeckt Tenan einige Felsen, die sich schließlich zu einem kleinen Gebirge auftürmen. Es bildet die einzige Abwechslung in der tristen Einöde. Dorthin wendet er sich und beginnt eilig den Aufstieg. Schwert atmend setzt er einen Fuß vor den anderen. Der Hang ist steiler, als er gedacht hat. Er muss seine Hände beim Klettern zu Hilfe nehmen. Der Fels ist unnatürlich kalt und scharfkantig, und Tenan reißt sich die Finger auf.
    Er erreicht das obere Ende eines Grats, der auf der anderen Seite fast senkrecht nach unten in einen ausladenden Trichter abfällt. Was er an dessen Grund sieht, erfüllt ihn mit Grauen. Tausende schwarzer Gestalten drängen sich um eine ausladende Schale aus Eisen, schmucklos und bedrohlich anzusehen. Ein Feuer aus schwarzen Flammen lodert darin. Die Wesenheiten, die um sie herumstehen, versuchen, in die Nähe der Flammen zu gelangen. Diejenigen, die von den Lohen erfasst werden, schreien in Verzückung und winden sich in grotesken Bewegungen, stecken andere mit ihrem wilden Tanz an.
    »Die dunkle Flamme gebe uns Kraft, das Schwarze Feuer sei unsere Stärke!« Der Ruf schallt aus vielen tausend Kehlen zu Tenan herauf, sein Echo bricht sich an den Felswänden. »Bald ziehen wir los, um unser Werk zu tun!«
    Dann, plötzlich, ertönt der blecherne Missklang einer Fanfare. Es wird schlagartig totenstill. Die Reihen der Schatten öffnen sich, weichen zurück und geben den Blick auf den hohen Ausgang einer Höhle frei. Etwas Dunkles kommt darunter zum Vorschein. Es ist von menschlicher Gestalt, doch weitaus größer und von einer Aura dämonischer Macht umgeben. Seine Umrisse sind nicht klar zu erkennen, ständig in Bewegung, doch Tenan glaubt, mächtige Schwingen, drachengleich, hinter seinem Rücken zu sehen. Die Menge erstarrt und verbeugt sich. Langsam und majestätisch schreitet das finstere Wesen zwischen den Schatten hindurch, und bei jedem seiner Schritte bebt der Boden. Vor der Schale aus Schwarzem Feuer kommt es zum Stehen. Es breitet seine Arme zu einer segnenden Geste aus, und erst jetzt erkennt Tenan, dass es sechs an der Zahl sind. Die anderen Schatten verharren bewegungslos, als der Koloss die Eisenschale umfasst und emporhebt. Tenan kann kaum glauben,

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