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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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er. »Eigentlich wäre es besser, die Schwertkunst von Anfang an bei einem Meister zu erlernen. Das spart viel Mühe und Schweiß. Aber du machst Fortschritte. Deine Angriffe und Paraden haben sich deutlich verbessert.«
    Tenan lächelte stolz.
    »Dein Stand ist besser, und dein Schwertarm weiß langsam von selbst, was zu tun ist«, fuhr Chast fort. »Aber achte darauf, dass du nicht wieder in Selbstgefälligkeit versinkst und dich überschätzt.«
    Tenan staunte. Der Kesselflicker besaß eine gute Menschenkenntnis. Überhaupt zeigte sich Chast als fachkundiger Lehrer des Schwertkampfs, was Tenan dazu brachte, weiter über seine Herkunft zu spekulieren. Wie kam es, dass er sich so gut auskannte? Er hatte ihn ein paarmal direkt darauf angesprochen, aber Chast hatte stets nur vage geantwortet und das Themagewechselt. Irgendetwas verschwieg er über sich. Tenan kam zu keinem schlüssigen Ergebnis.
    Es war der siebte Tag der Flaute. Chast und er hatten gerade eine Trainingseinheit beendet, als ein plötzlicher, heftiger Ruck durch das Schiff lief. Das aufgeregte Rufen der Matrosen scholl über Deck. »Wir fahren wieder! Wind! Wind! Seht, die Segel füllen sich!«
    Tatsächlich: Die Segel blähten sich in einem kräftigen Südostwind, der schlagartig eingesetzt hatte. Endlich fand das tage lange Herumsitzen ein Ende! Tenans Herz jubelte.
    Harrid stemmte zufrieden die Arme in die Hüften und bellte seine Befehle. »Na los, Männer! Auf in die Rahen! Setzt alle Segel! Wir werden die ganze Nacht über fahren! Wenn wir Glück haben, verlassen wir das Meer der Stille in wenigen Stunden. Ich möchte hier weg sein, bevor Eta es sich wieder anders überlegt.«
    Er wandte sich an Tenan und Chast, die neben ihm auf dem Achterdeck standen. »Die Zeit, die wir bis jetzt verloren haben, können wir noch aufholen, wenn der Wind in dieser Stärke anhält.« Er schaute mit prüfendem Blick empor zu den Masten. »Wir können Meledin immer noch früher als gewöhnlich erreichen.«
    Morn, der Steuermann, der die letzten Tage sauertöpfisch dreingeschaut hatte, gewann sein schiefes Lächeln zurück. Als er später am Tag den neuen Zwischenkurs berechnete, grunzte er zufrieden. »Gute Nachricht, Kapitän! Wir haben das Meer der Stille vor zwei Stunden verlassen. Mit einer weiteren Flaute ist nicht mehr zu rechnen.«
    Harrid nahm das mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis. »Nun kommt der nächste gefährliche Abschnitt der Reise«, sagte er zu Tenan und Chast. »Die Meerenge von Sinth.«
    Die Dakany kreuzte nun in Richtung Norden.
    Tenan stand oft an seinem Lieblingsplatz am Achterdeck und streckte den Kopf in den Wind. Er genoss die schnelle Fahrt. Ein paar Megronen waren aufgetaucht, kleine, schlanke Fische von außerordentlicher Schnelligkeit, die das Schiff mit übermütigen Sprüngen begleiteten. Sie konnten sich eine kurze Zeit in der Luft halten, sodass es aussah, als flögen sie. In der Ferne sah Tenan, wie sich die gewaltigen Flossen einer Herde von Harg-Fischen aus den Fluten hoben. Es waren ungefähr zehn Tiere von unterschiedlicher Größe. Ihre charakteristisch gezackten Flossen ragten von ihrem Rücken auf, der von einem starken Panzer geschützt war. Ihr nach vorn schmal zulaufender Kopf ging in ein bizarres, mehrendiges Geweih über.
    »Wahrscheinlich ein paar Mütter mit ihren Jungen«, sagte Chast, der neben ihn trat. »Ein Glück, dass sie weit entfernt sind. Die Biester sind unberechenbar. An einem Tag er scheinen sie sanft und friedlich, und plötzlich greifen sie sogar große Kriegsschiffe an. Niemand weiß, warum. Vielleicht ist es reine Zerstörungswut. Manchmal rächen sie sich für einen Angriff auf ihre Herde, denn viele Fischer in Algarad machen Jagd auf die Tiere. Kein Wunder: Aus ihren Panzern lassen sich äußerst widerstandsfähige Beschichtungen für Schiffe herstellen und aus ihrem Geweih Rammsporne und andere Waffen, die selbst harte Mauern durchdringen können.«
    Tenan staunte. Die Weite des Meeres und seine vielfältigen Geschöpfe ließen die Dakany wie ein kleines, verlorenes Relikt menschlicher Existenz erscheinen, unbedeutend und nichtig im Vergleich zur Größe und Schönheit der Natur.
    Man brachte Tres aus dem dumpfen, muffigen Schlafraum an Deck, damit er sich in der Sonne und an der frischen Luftschneller erholte. Langsam kam er wieder zu Kräften, sein Blick wurde klarer, und er nahm die Dinge um sich herum wieder wahr. Sobald er Tenan und Chast entdeckte, flammte unverhohlener Hass, aber auch

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