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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Gefolgsmänner auf und startete zu einem Ritt in die Umgebung. Als sie vor das Klostertor zurückkehrten, stieg Alexius außerhalb der Mauer vom Pferd. Mechanisch folgten die Begleiter seinem Beispiel, musterten ihn verblüfft. Der Bruder Pförtner trat hinzu und beobachtete die Gäste.
    »Stellt euch neben das Tor und plaudert«, flüsterte der Missus seinen Leuten zu. »Ihr müsst den Mönch ablenken.«
    Ein Bewaffneter protestierte. »In Peterlingen solltet Ihr nicht allein …«
    Alexius schnitt ihm das Wort ab. »Ich muss etwas kontrollieren. Du kannst mich ja im Auge behalten.«
    Die Gefolgsleute hielten sich an seine Anweisungen. Der Pförtner saß wieder an seinem Platz am Tor. Dicht neben sich hörte er die plaudernden Männer. Plötzlich spitzte der Mönch interessiert die Ohren, konnte unglaublich aufregende Gesprächsfetzen aufschnappen. Zoten von jungen Frauen in einer lustigen Gaststube in Pavia. Gebannt beugte sich der Klosterbruder den schwatzenden Bewaffneten entgegen und verlor das Tor aus den Augen.
    Sicher war sicher. Alexius entfernte sich aus dem Blickfeld des Pförtners und trat vom Wall her dicht neben das Portal. Seine Augen suchten jeden Stein im unteren Teil des Bogens ab. Nichts. Er glitt auf die Innenseite des Eingangs und inspizierte die Steine auch dort. Zuerst rechts, dann links. Wieder nichts. In Peterlingen hatte man das steinerne Mal noch nicht angebracht.
    Beim Abendessen schaute Alexius genau in seinen Becher, ehe er ihn mit Wein füllte. Im Speisezimmer des Priors von Peterlingen wurde die Giftgeschichte in seiner Erinnerung wieder lebendig. Auch wenn jener mysteriöse Klosterbruder aus Verona nicht mehr hier war, konnte Vorsicht nicht schaden. Gut, dass man den Fisch und Käse aus gemeinsamen Schüsseln aß.
    »Ihr habt also Vergil und mit ihm auch Loblieder auf Jupiter studiert«, wandte sich der Großabt von Cluny unvermittelt an Alexius.
    War das eine Falle? Der Missus beschloss, seine Worte vorsichtig zu wählen. Schließlich sagte er: »Die frömmsten Kirchenfürsten haben in ihrer Jugend in der Domschule Vergil gelesen.«
    »Ich bin dagegen. Meine Vorgänger Odo und Maiolus waren derselben Meinung. Odo hatte sogar ein Traumgesicht.«
    »Berichtet, Vater Abt«, warf Andreas interessiert ein.
    »Odo träumte von einem schönen Gefäß voll Schlangen. Der Krug bedeutete die liber Virgilii, der Inhalt die Lehre der Dichter.«
    Alexius beharrte auf seiner Meinung: »In den Domschulen wird Vergil gelesen, weil man sich sprachlich daran bilden will. Der Sinn braucht nicht auswendig gelernt zu werden.«
    »Odos Traum beweist, dass dies unmöglich ist«, sagte der Großabt ernst. »Wer das Gefäß leert, kommt mit dem Inhalt in Berührung. Mit den Schlangen, mit dem Bösen.«
    »Und doch, zwischen Euch und Vergil gibt es Parallelen.« Alexius erschrak über sich selbst, aber die Worte waren ausgesprochen.
    Odilo gab keine Antwort. Er starrte auf die Schüssel mit dem Gemüse. An seiner Stelle flüsterte Andreas dem Missus zu: »Was sagt Ihr da? So erklärt Euch doch wenigstens.«
    »Vergil wollte im Auftrag seines Kaisers Augustus die reinen Sitten der Väter wieder propagieren. Ihr selbst, Väter Äbte, reformiert so viele Klöster, wie Ihr könnt.« Alexius beachtete das aufgeregte Fuchteln des Klosterseniors nicht. Er strahlte Odilo an. »Das bedeutet für beide das Gute in den Menschen fördern.«
    Schweigend fixierte der Abt sein Gegenüber, ließ den Blick zum Tisch wandern. Er tunkte ein Brotstück in die Schüssel und schob mit dem Messer einige Bohnen darauf. Genüsslich spülte er den Bissen mit einem Schluck Wein hinunter. Alexius und Andreas warteten gebannt. Plötzlich lächelte Odilo anerkennend. »Brav geantwortet, Kaiserbote! Euer Argument hinkt allerdings. Gut ist der Mensch nur im Zusammenhang mit Christus.«
    Alexius machte einen neuen Anlauf. »Vergil konnte Christus nicht kennen. Ihr wisst allerdings so gut wie ich, dass er die Geburt eines göttlichen Kindes verkündete, vorbestimmt zum Herrscher über die Welt.«
    »Das mag sein. Vor allem hat der Dichter aber die Liebesabenteuer Jupiters besungen. Wie schlecht sich die Vergillektüre auswirkt, hat kürzlich eine Episode in Westgallien gezeigt.« Odilo kam langsam in Fahrt, seine magischen grünen Augen blitzten. »In jener Domschule ist eine Satyre gedichtet worden, deren Inhalt vom Anfang bis zum Ende obszön ist und sich auf Jupiters amouröse Eskapaden bezieht.«
    »Seht Ihr, ich würde mich hüten,

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