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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Reichenau, das Bruder Maxim und Carolus zum Verhängnis geworden war.
    Alexius wurde aus den Erinnerungen an Fleury gerissen, als sein Pferd mit dem rechten Huf auf einen Steinbrocken traf. Das Bein knickte so unglücklich ein, dass die braune Stute stockend stehen blieb. Verdutzt verlor der Missus das Gleichgewicht, wurde aus dem Sattel geschleudert. Der Aufprall ließ ihn fast die Besinnung verlieren. Besorgt halfen ihm zwei Gefolgsmänner wieder auf die Beine.
    »Ich kann heute nicht weiterreiten«, brachte Alexius halb betäubt hervor. »Seht zu, dass ihr eine Herberge findet.« Er setzte sich auf einen Baumstamm, atmete tief ein und aus. Dann beugte er sich nieder und untersuchte das Gelenk der ängstlich wiehernden Stute. Eilig abgetrennte Stoffstreifen mussten als Notverband dienen. Zum Glück habe ich meinen Fuchshengst in Fleury zwei Gefolgsmännern anvertraut, die in gemächlicherem Tempo nach Rom reiten, dachte Alexius.
    Ein Diener war noch mit dem Verarzten des Reittieres beschäftigt, als die Vorhut zurückkehrte. Der Waldrand war nahe, und ein Späher hatte am Horizont eine Herberge gesichtet. Alexius nickte dankbar, bestieg ein Ersatzpferd. Während seine Stute langsam am Zügel ans Ziel geführt wurde, ritt er mit seinem Gefolge voraus.
    In der rauchigen Schänke wollte der Kaiserbote sich nicht länger als nötig aufhalten. Er nahm lustlos getrocknetes Fleisch mit Brot zu sich und spülte die Mahlzeit mit kräftigem Rotwein hinunter. Die Blicke der herumstehenden Bauern brachten Alexius nicht aus dem Konzept. Er war es gewohnt, dass man seine vornehme Kleidung anstarrte. Zwei Männer allerdings erregten seine Neugierde. Sie tuschelten auffällig miteinander, zeigten wiederholt in seine Richtung. Schließlich wagte sich der Ältere vor und stellte sich breitbeinig vor den Missus.
    »Wir haben vorhin gehört, dass Ihr im Namen des Kaisers unterwegs seid«, begann der Mann unsicher.
    »Ja und, was kümmert euch das?«, fragte ein Diener Alexius’ barsch.
    »Wäre es möglich, ein paar Worte mit dem Herrn zu wechseln?« Der Mann blieb hartnäckig stehen.
    »Kommt schon!«, rief Alexius freundlich. »Tretet näher und rückt mit der Sprache heraus.«
    Die beiden stellten sich nahe an den Tisch. »Gestern habe ich im Wald eine Botschaft gefunden«, verriet der ältere Bauer. »Ich war auf der Jagd mit drei anderen Männern.« Als Alexius ihn erstaunt musterte, wurde der Sprechende rot und fügte hastig bei: »Wir haben das Recht, hier zu jagen. Der Herr dieser Ländereien hat es uns erlaubt.«
    »Sprich weiter«, forcierte Alexius ihn auf, ohne seine Neugierde zu verraten. »Nimm dir einen Stuhl!«
    Der Mann setzte sich und berichtete …
    Am Vortag waren sie gegen Abend auf ein Wolfsrudel gestoßen, das einen Reiter angriff. Sie sahen, wie der Mann zu Boden sank, die Wölfe über das gestürzte Pferd herfielen. Mutig wagten sich die Jäger vor und griffen zu ihren Waffen. Vor allem gebrauchten sie ihre Stimmen. Das Geschrei der Jäger beschleunigte die Flucht der Tiere mehr als Schwerter und Pfeile. Nur wenige Wölfe blieben bei dem toten Pferd, rissen mit blutigen Schnauzen das Fleisch heraus. Gleichzeitig zerfetzten Raubtierzähne den Hals des jungen Reiters. Die Jäger schlugen mit den Waffen zu. Heulend ließen die Wölfe von ihrer Beute ab und rannten in den Wald. Natürlich untersuchten die Männer den Toten. Kleidung und Sattel verrieten ihnen, dass sie einen Meldereiter vor sich hatten. Unter der Tunika des Boten verborgen, fanden sie ein Schreiben. Ein Jäger hob es auf und nahm es in die Herberge mit.
    »Jetzt haben wir auf einen belesenen Mann gewartet, um ihm den Brief zu übergeben«, schloss der Jäger seine Erzählung und fügte hinzu: »Vielleicht handelt es sich um eine wichtige Botschaft.«
    »Da ich nun hier bin …«, begann Alexius und streckte die Hand nach dem zerfetzten Pergamentstück aus.
    »Da Ihr nun hier seid, wollen wir das Schreiben natürlich Euch anvertrauen«, unterbrach ihn der Jüngere. »In der Hoffnung, damit dem Kaiser oder gar dem Heiligen Vater zu dienen.«
    Alexius verstand und winkte den Wirt herbei. Dieser trug dienstfertig Brot, Fleisch, Käse und eine Weinkaraffe auf. Hungrig machten sich die Jäger über die Platten her und genossen ihre Belohnung. Der Kaiserbote ließ sich eine Schlafkammer zuweisen, stieg sofort nach oben. Gespannt beugte er sich über die Botschaft.
    An der Schriftrolle hing immer noch ein Wachssiegel. Alexius öffnete sie und sah, dass

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