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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Walls nur im Schritttempo zurücklegen, weil immer wieder spielende Kinder ihren Weg kreuzten. Nur die Kleinsten durften in den Tag hinein leben, größere Knaben und Mädchen hüteten Schafe oder halfen auf den Feldern bei der Ernte mit. Als Elana und Alexius den Graben und das Burgtor hinter sich gelassen hatten, war es bis zum Fuß des Hügels ein kurzer Ritt. Sie durchquerten die Ebene vor dem Wald im Galopp.
    Die Holzhütte machte einen kümmerlichen Eindruck. Als Elana mit dem Missus den einzigen fensterlosen Raum betrat, verschlug es ihr fast die Sprache. Die Wände waren schwarz, der Lehmfußboden strotzte vor Unrat. Durch die überdachte Öffnung zog der Rauch der offenen Feuerstelle nur schlecht ab. Es roch nach Bohnenwasser, nach Staub und Schmutz. Auf einem Strohsack schlief ein mageres Kind, daneben melkte ein ungefähr zehnjähriges Mädchen eine Ziege.
    Erschüttert wandte die Burgherrin sich ab. Sie hatte genug gesehen. Durch die verstellte Öffnung zwängte sie sich rasch ins Freie, der hustende Alexius folgte ihr.
    »Flüchtlinge«, erklärte Elana. »Der Bauer hat drei Fußwegstunden von hier gehaust. Nur eine halbe Hufe Land, um fünf hungrige Mäuler zu stopfen. Die Frau hat die sechste Schwangerschaft nicht überlebt.«
    Freundlich wandte die Burgherrin sich an den mageren Witwer, der hinter ihnen aus der Hütte getreten war und unschlüssig wartete: »Heute Abend könnt Ihr zur Armenspeisung kommen.«
    Der Bauer sagte nichts, starrte auf den Boden.
    Elana griff nach seinem Arm. »Ihr alle dürft bleiben. Auf dem neuen Gut bekommst du eine ganze Hufe und musst zwei Sommer lang keine Abgaben leisten.«
    Der Mann seufzte dankbar. Jetzt gehörte er zu den servi casati. Ein von den Burgmannen geschütztes Stück Land, ein Haus. Seine Familie war von der Hufe nicht mehr zu trennen. Die günstigsten Lebensbedingungen, die er erwarten konnte. Was sollte er mit der Freiheit? Hungernd mit den Kindern umherziehen, mit Wölfen und Bären kämpfen. Nein, hier war seine Zukunft gesichert. Wenn überhaupt, konnte das Landstück künftig nur mitsamt seiner Familie den Eigentümer wechseln.
    Den Weg unter dem Burghügel entlang führten Elana und der Missus ihre Pferde an den Zügeln. Sie kamen an anderen Wohnhütten vorbei, an zufriedenen Gesichtern, gut genährten Kindern.
    »Das sind meine Hörigen«, betonte die junge Sächsin. »Versteht Ihr jetzt, weshalb es mir an Land fehlt?«
    »Lasst mich raten. Ihr behandelt Eure servi casati so gut, dass laufend neue Flüchtlinge nachkommen.«
    »Genau. Ich kann nicht verstehen, weshalb die Leute auf anderen Herrenhöfen hungern müssen. Eine reichlich bemessene Hufe Land genügt für eine Familie. Satt sind sie zufrieden, leisten besseren Dienst.« Elana lächelte Alexius zu. »Kommt, wir wollen zur Burg zurückreiten. Ich möchte, dass Ihr dem Kaiser genau berichtet, was eine Burgherrin zu leisten vermag.«
    Im Inneren des Wehrbezirks dehnten sich die Textilbetriebe aus. Alexius sah Frauen gepflückte Fasern verarbeiten. Mädchen an der Spindel, Weberinnen, Färberinnen, Schneider, Lederarbeiter.
    »Schaut mir nicht auf die Füße, ich trage keine Stiefel.« Elana hob leicht die Tunika und zeigte einen feinen Stoffschuh mit Ledersohle. »Fast alle diese Leute arbeiten, um meine Berufskrieger auszustaffieren.«
    Es gehörte zu den Pflichten der nobiles, auch der Burgherrinnen, dem Kaiser gut gerüstete Reiter zu stellen. Die Krieger brauchten Sättel, Zügel, lederne Panzer, Helme, Schilder und Kleider.
    Alexius war beeindruckt und sagte dies auch, als sie im Freien wieder ihre Reittiere bestiegen. »Ihr gebt Euren Bauern mehr als nötig. Habt genügend Burgmannen, um immer größere Gebiete zu schützen. Und doch könnt Ihr Ritter ausrüsten und besitzt eine Steinburg. Wie ist das möglich?«
    »Möchtet Ihr mein Geheimnis kennen?« Strahlend suchte Elana seine Augen. Dann blickte sie zum Himmel und prüfte den Sonnenstand. »Wir haben noch etwas Zeit, bevor der Vogt kommt … Gut, ich will Euch hinführen. Ihr habt einen Blick in mein Schatzhaus verdient. Ich könnte meine neuen Ländereien nicht so leicht in Besitz nehmen, wenn Ihr in diesen Tagen nicht bei mir wärt.« Elana lockerte die Zügel und galoppierte aus dem Burgtor. Alexius schüttelte den Kopf. Eine Rennreiterin im Damensattel!
    Der Ritt war ein Erlebnis. Saubere Weiler, goldene Kornfelder. Die Ernte auf den herrschaftlichen Hufen war im Gang. Aus dem Wald kam ihnen eine junge Frau entgegen. Ihr

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