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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Lucilla. Er öffnete den Mund, um Elana zu sagen, dass er nicht verheiratet war. Aber die Sehnsucht nach Lucilla brannte so stark und fast schmerzlich, dass er es aus ihm selbst unklaren Gründen bleiben ließ.
    Der Kaiserbote sprang auf und bot Elana die Hand. Er spürte ihre Wärme. Der harte, trotzige Zug um ihren Mund war verschwunden. Jede Frau ist für die Liebe geschaffen, dachte der junge Grieche und bestieg sein Pferd. Je stärker sie sich sträubt, desto tiefer wird ihre Hingabe sein. Der Gedanke erregte ihn. Er löste seine Augen von Elanas schlanker Figur und preschte hinter ihr her, bis die Burgherrin vor einem Steingebäude vom Pferd stieg. Aus der Dachöffnung zog ungewöhnlich starker Rauch ab.
    »Mein Geheimnis.« Die junge Sächsin schmunzelte komplizenhaft. »Wir wollen hineingehen.« Alexius folgte ihr. Im einzigen Raum standen zwei Männer in Lederschürzen neben einem seltsamen Würfel aus Stein. Ungefähr so lang wie ein Arm. Der Schmelzofen war glühend heiß.
    »Ich stelle Eisen her«, verriet Elana triumphierend. »Eisen ist so wertvoll wie Gold.«
    Alexius war verblüfft. Er besaß Hufeisen und Waffen aus Metall, hatte aber nie über deren Herstellung nachgedacht. Den Wert des Eisens allerdings kannte er. Wie hatte seines Vaters Haushofmeister streiten und betteln müssen, bis er zwei Schaufeln und ein Beil bekam! Eisenwerkzeug war sündhaft teuer, wer ein Hufeisen fand, war ein gemachter Mann.
    »Kaiser Otto hat mich auf die Idee gebracht«, erklärte Elana. »In einer Pfalz unterhält er ein viel größeres Eisenhaus.« Sie trat ins Freie und zeigte auf einen schwarzen Hügel. »Eisenerz und Kohle. Beides gibt mir die Natur ganz in der Nähe. Was nicht auf dem Fluss transportiert werden kann, schaffen die Träger her.«
    Gegen geringe Eisenmengen hatte die Herrin der Fallsteinburg so viele Steine eingehandelt, dass sie ihr niedergebranntes hölzernes Vaterhaus stabil wie einen städtischen Bischofspalast neu bauen konnte. Für Eisen bekam sie Hanf, Wolle, Leder und von fahrenden Händlern sogar Seide und Elfenbein aus Byzanz.
    »Mein Traum ist ein Glasfenster für den Burgsaal«, vertraute Elana ihrem Gast an. »Ich habe genug von den Tüchern, sie halten die Kälte nur schlecht ab. Im Winter müssen wir die Fensterläden den ganzen Tag geschlossen halten. Auch wenn noch so feste Leinentücher gespannt werden, zieht die Hitze des Kaminfeuers durch die Fensteröffnungen ab. Außerdem bläst der Wind dauernd die Kerzen aus.«
    »Immerhin habt Ihr eine Steinburg, die nicht so feueranfällig ist.«
    »Mit all den Vorhängen, Teppichen und Holzverzierungen?« Elana schüttelte den Kopf. »Nein, auch wenn andere Burgen und die meisten Gotteshäuser keine Glasfenster haben, so werde ich trotzdem dafür kämpfen.«
    »Ist denn in Sachsen Glas zu bekommen?«, fragte Alexius zweifelnd.
    »Ja, grundsätzlich schon. Aber es ist kaum erschwinglich und derart heikel, dass es die Reise hierher kaum überstehen würde.«
    Alexius dachte an Gerberts Reiseberichte. Der Erzbischof von Reims war in seiner Wandermönchszeit weit herumgekommen und hatte ihm von wundervollen Glasfenstern erzählt. Begeistert sagte der Missus: »Es soll in Westfranken Kirchenfenster geben, die aus farbigen Glasstücken zusammengesetzt sind. Stellt euch die Wirkung vor, wenn das Sonnenlicht damit spielt.«
    »Da müsst Ihr gar nicht so weit gehen«, pflichtete Elana ihm bei. »Auch auf der Insel Reichenau in Schwaben existieren Fenster mit Glasmalerei.«
    Alexius wandte sich erschrocken ab und schwang sich in den Sattel. Sein Interesse für Elanas Baupläne war schlagartig erloschen. Die Erwähnung der Reichenau erinnerte ihn an das Carolus gegebene Versprechen.
    Auf dem Heimritt wich die schwüle Augusthitze unvermittelt einem kühlen Wind. Wolken ballten sich schwarz zusammen, der Donner grollte. Alexius trieb sein Pferd an, folgte erschrocken den vorwärts schießenden Gewitterfetzen. Der Himmel dröhnte, drohte. Wolkenteile verschlangen sich, formten zwei Ritter, die sich gegenseitig niedermachten.
    Ich muss weiter, dachte Alexius. Mein Versprechen erfüllen. Carolus’ Tod darf nicht vergessen werden. Wenn ich darum bitte, wird der Kaiser mich nach Schwaben schicken, zur Reichenau.
    Elanas Stute preschte vor dem Wind. Der Regen peitschte, durchtränkte ihre Tunika. Aus dem unteren Augenwinkel sah sie den durchsichtig gewordenen Stoff. Entblößte Formen, abgezeichnete Brüste, ihre nackten Beine. Elana drehte den Kopf zu

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