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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Willen eines Grafen verstoßen. Es ist besser, wenn wir abwarten, ob der Bote Reinholds tatsächlich zur Fallsteinburg zurückkehren will, um mich zur Eheschließung einzuladen.«
    Alexius bestimmte zwei Männer, die abwechslungsweise die Durchgangsstraße beobachten mussten. Dann zog er aus seinem Gepäck einfache Hosen, ein Hemd und einen Strohhut. Barfuß wie irgendein sächsischer Bauer marschierte er mit einer Holzbürde auf der Schulter der Olseck entgegen. Sein Diener Ricolf schob zur Tarnung einen Heukarren vor sich her. Am Rand eines Feldes, wo zahlreiche Leute mit der Getreideernte beschäftigt waren, bezog Alexius mit seinem Gefolgsmann hinter einem Baum Stellung und beobachtete das Olsecktor.
    Als die Sonne noch lange Schatten warf, wurde es erstmals aufgeschoben. Ein Karren mit Fässern passierte den Eingang. Nach kurzer Zeit verließ das Gefährt den Hof wieder und verschwand westwärts hinter einem Hügel. Alexius wollte ihm nacheilen, die Leute befragen. Hastig nahm er sein Reisigbündel hoch und machte sich auf den Weg.
    Plötzlich hörte er lautes Hufgetrommel. Eine beeindruckende Kriegerschar galoppierte aus der Burg in seine Richtung. Der Missus schlüpfte hinter einen Baum, hielt die Holzbürde vor das Gesicht. Verstohlen folgte sein Blick den Reitern. An der Spitze sprengte ein ungefähr vierzigjähriger Mann mit kostbarem Umhang und blitzendem Schwert. Graf Reinhold. Neben ihm der Bote, der Elanas Schreiben zum Kaiser getragen hatte.
    Im Laufschritt strebten Alexius und Ricolf der Waldlichtung zu, verfluchten ihre Idee, wie die Bauern ohne Schuhe zu gehen. Ihre Füße waren zerschunden, als sie im Feldlager ankamen. Die Wache an der Durchgangsstraße hatte den Panzerrittertrupp bereits gemeldet und fünfzehn Männer gezählt, die Richtung Fallsteinburg preschten.
    Minuten später galoppierte Alexius mit seinem Gefolge zur Olseck. Geduldig warteten die Männer hinter einer Hügelkuppe, bis das Tor sich für eine Jägergruppe öffnete. Sofort sprengten die bewaffneten Reiter los, passierten den Eingang, ehe der erschreckte Wächter das Tor wieder schließen konnte.
    Der vornehme Grieche vergaß die guten Manieren nicht. »Kann ich den Haushofmeister sprechen?«
    Bald eilte ein flachsblonder Mann herbei. »Wer seid Ihr? Was wünscht Ihr?«
    »Im Namen des Kaisers verlange ich Graf Reinhold zu sprechen.«
    »Er ist weggeritten.«
    »Dann meldet mich bei Burgherrin Elana.«
    »Sie kann niemanden empfangen, während der Herr weg ist.« Der Haushofmeister griff zum Strick einer Glocke. Beim ersten Ton stürzte ein bewaffneter Burgmann in den Hof.
    Bevor der Haushofmeister die Glocke voll zum Klingen brachte, packte Alexius ihn am Arm. Gerold und Ricolf warfen sich auf den Bewaffneten.
    »Knebelt sie und vergesst den Torwächter nicht. Er soll seine Arbeit tun, aber beobachtet ihn!«, befahl der Missus. »Nein, mehr Stricke! So fest, dass sie nicht schreien können. Dann versteckt ihr sie in der Kammer dort. Wir wollen doch sehen, was hier vor sich geht.«
    Mit drei Gefolgsleuten marschierte Alexius los, die anderen verteilten sich um die Palisaden und nahmen die wenigen zurückgebliebenen Burgmannen gefangen. Kreuz und quer durcheilte er das Haupthaus, rief vor jeder Tür nach Elana. Nichts. Unerwartet huschte eine Dienerin aus einem kleinen Raum. Beim Anblick der bewaffneten Männer wollte sie flüchten. Alexius griff zum Schwert: »Wo ist die Burgherrin?«
    »Graf Reinholds Mutter?« Die Antwort der Dienerin war ein erschrockenes Flüstern. »Sie ist längst verstorben.«
    »Ich meine Elana von der Fallsteinburg.«
    »Sie ist nicht hier.«
    Alexius hob die Waffe.
    Leise begann die Frau zu wimmern. »Im Untergeschoss. Der Herr hat sie bis zur Hochzeit in einem fensterlosen Raum untergebracht. Damit ihre Haut weißer wird.« Ohne einen Befehl abzuwarten, eilte die Frau nach unten und schob einen Teppich zur Seite. Mühsam hob sie zwei Klappen. Darunter wurden einige Tritte sichtbar.
    Alexius schob die Dienerin einem Gefolgsmann zu und stieg hinunter. »Elana!« Mehr als ein Ruf kam ein Schrei über seine Lippen. Keine Antwort. Er hetzte durch von Holzbalken getragene Gänge, rief ihren Namen. Da, ein Geräusch, Elanas klingende Stimme. Alexius fühlte, wie sein Herz sich weitete. Danke, Herr im Himmel, sagte er ohne Worte und öffnete die einzige aus Brettern gezimmerte Tür.
    Elana strahlte. Das war keine geschundene Gefangene. Sie trug eine saubere grüne Tunika und silberfarbene Sandalen.

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