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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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hinkenden jungen Griechen mit seinen Begleitpersonen aufmerksam. Sie schlugen Alarm, aber die Flüchtenden stoben auseinander und brachten sich in Sicherheit. Die Burgherrin mit ihrem Diener tiberaufwärts, der befreite Unbekannte stürzte sich in ein Boot am Flussufer.
    Alexius schleppte sich einige Schritte weit und versteckte sich in einem Karren. In der Ecke des Gefährts fand er drei halb vertrocknete Äpfel, die er heißhungrig verschlang. Erst eine Stunde später kroch er vorsichtig wieder ins Freie, sah sich ängstlich um. Der Kaiserbote wagte es nicht, zu seinem früheren Quartier zurückzukehren, und hatte keine Mittel, um sich ein Pferd zu kaufen. Als er eine Münze in seinen Taschen fand, atmete Alexius auf. Wenigstens konnte er Lucilla mitteilen, dass er wohlauf war. Er gab das Geldstück zusammen mit seinem Amulett einem Straßenjungen, der beides zu Lucilla tragen sollte. Da Alexius ihm am Ziel eine weitere Belohnung versprach, trabte der Bursche pflichtbewusst los.
    In ärmlichen Kleidern und mit Lumpen um die Füße gelang es dem schwachen Missus, mit einem Pilgerzug unbemerkt die Porta Flaminia zu passieren. Vor dem Stadttor hatte er einen Schwächeanfall. Ein Priester aus Venedig bemerkte den asketischen Fremden, den er für einen reisenden Pilger hielt. Vom Fieber geschüttelt, wurde Alexius auf einem Karren bis Ravenna transportiert.
    Als er vom Tod seiner Gesandten in der Engelsburg erfuhr, wollte der Kaiser keine Zeit verlieren. Alle Gerichtsverhandlungen wurden konzentriert in Ravenna angesetzt, der Großteil des Heeres marschierte sofort nach Rom voraus. Ottos geplanter Disput über Vergils Verse wurde erneut verschoben. Die Mitglieder der Hofkapelle, die Herzöge und zurückgebliebenen Heerführer berieten den Einzug in Rom.
    Um die mitreisenden Bischöfe und Äbte kümmerte Papst Gregor sich persönlich. Vor allem um Odilo von Cluny. Noch in Ravenna erteilte er dem Großabt die Rechte für alle seine Klöster, Güter und Besitzungen, auch für Peterlingen. Fortan würden alle Abteien Clunys Unabhängigkeit und das Recht auf direkten Papstschutz haben. Gegen einen alle fünf Jahre fälligen Geldzins an die Peterskirche in Rom.
    Südlich von Spoleto erwachte Alexius gesund und erholt auf seinem Krankenwagen. »Gerbert«, rief er, als der braune Haarkranz des Gelehrten zwischen den Vorhängen sichtbar wurde. »Gerbert, wo sind wir?«
    »Bald am Ziel. Der Kaiser will mit dem Hof in nur zehn Tagen von Ravenna nach Rom ziehen.«
    »Wenn ich sofort losreite, kann ich in Farfa einen Halt einschalten.«
    »Bleib liegen, Alexius, du musst dich erholen.«
    Statt einer Antwort schlug der Missus seine Decke zurück und griff zum Mantel. Gerbert resignierte, rief einen Knecht, der ein Reitpferd brachte. Mit seinen kräftigen Armen stützte der Gelehrte Alexius, als dieser sich vom Krankenwagen auf den Pfad sinken ließ und das Pferd bestieg.
    »Was hast du denn in Farfa Dringendes zu besorgen?«
    »Kommt näher, Gerbert.« Als die Flanken ihrer Pferde sich fast berührten, sagte Alexius leise: »Ich denke immer noch an die Unterredung auf der Reichenau. Vielleicht war jener mysteriöse Gesprächspartner Abt Witigowos und Großabt Abbos ein Gesandter von Farfa. Jedenfalls war ein Bruder Benedikt aus Farfa zur fraglichen Zeit in Peterlingen.«
    »Weshalb fragst du nicht Odilo von Cluny, da könntest du dir den Umweg sparen. Er war zwar nicht auf der Reichenau, kennt Abbo jedoch sehr gut.«
    Alexius erschrak. »Ich habe Angst, mich an die Großäbte zu wenden.«
    »Wie du willst. Ist es dir nicht aufgefallen, Alexius? Wir haben am Hof fast die gleiche Konstellation wie damals an Ostern in Verona. Reformäbte, der Vorsteher der Reichenau, Kaiser Otto, sein päpstlicher Vetter und einige Herzöge.«
    »Und?«
    »Nichts. Es wäre interessant, die Zwiegespräche der einzelnen Mitreisenden zu belauschen. Aber das geht leider nicht. Du hast Recht, auf nach Farfa! Wenn wir schnell reiten, holen wir den Hof vor Rom wieder ein.«
    Die Abtei von Farfa lag hoch in den Sabinerbergen. Am Rande einer Hügelkuppe zogen sich die imposanten Mauern endlos hin. Jahrelang war das Kloster Hauptquartier sarazenischer Banden gewesen, ehe es zur Zeit Ottos des Großen für die Benediktiner renoviert wurde.
    Abt Hugo genoss die Ehre, dem berühmten Gelehrten und seinem jungen Freund persönlich die Bibliothek von Farfa zu zeigen. Im geräumigen Scriptorium standen zahlreiche Schreibtische, alle übersät mit Pergamentrollen. Auf

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