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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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den Bänken saßen junge Mönche, die monoton ihre Federn bewegten. Hinter ihnen Gestelle mit fertigen Büchern.
    »Hier könnte ich Wochen verbringen«, schwärmte Gerbert nach einem Blick auf das erste Schriftenverzeichnis. »Erstaunlich, was Farfa in wenigen Jahren zustande gebracht hat.«
    »Unser Scriptorium gefällt Euch? Dann lasse ich meine Gäste nun in Gesellschaft Bruder Benedikts«, sagte Abt Hugo erleichtert. »Benedikt! Verberge keinen unserer geschriebenen Schätze vor Gerbert von Aurillac.«
    Der Gerufene nickte unmerklich und blieb über seine Schrift gebeugt. Erst als der Abt den Raum verlassen hatte, sprang er auf. »Gerbert! Es darf nicht wahr sein! Nach so vielen Jahren. Erinnerst du dich an Katalonien?«
    »Diesen Benedikt hoffte ich weiß Gott nicht in Farfa zu finden!« Gerbert strahlte und wandte sich an den Missus. »Mein junger Freund Alexius, mein Kaiserbote! Den Mann hier musst du kennen lernen. Bruder Benedikt war zu Erzbischof Hattos Zeiten mit mir in Spanien. Wir haben als junge Männer zusammen Mathematik studiert.«
    Alexius konnte sich nicht zurückhalten. »Und Ihr seid jener Bruder Benedikt, der im Herbst vor …«
    »Später, Alexius«, unterbrach Gerbert. »Wir haben uns so viel zu erzählen. Berichte von Farfa, Benedikt! Weshalb bist du hier gelandet?«
    »Zufällig, zu Studienzwecken. In der letzten Zeit lässt es sich hier tatsächlich ruhig arbeiten.«
    »War es früher anders?«
    »Das kann man wohl sagen. Zur Zeit Ottos des Großen war Farfa berühmt für seine losen Sitten.« Aufgekratzt berichtete Benedikt. Die Priester hatten damals nicht nur ihre Konkubinen, sondern eine Art Ehefrauen. Diese wurden sogar als Erbinnen des Klosterguts aufgelistet.
    »Kein Wunder, dass Farfa den Cluniazensern bald ein Dorn im Auge war«, beendete Benedikt seine Erzählung.
    »Farfa ist von Cluny reformiert worden?« Alexius bereute seinen erschrockenen Einwand. Aber Benedikt lachte. »Das war bitter nötig. Sofort fassten die weltlich lebenden Mönche den Plan, die nach Farfa gesandten Reformatoren nachts zu ermorden. Diese bekamen aber Wind von der Sache und riefen ihre Panzerreiter zu Hilfe. Damit stand der Reform Farfas nichts mehr im Weg.«
    »Allerdings«, pflichtete Abt Hugo bei, der leise zu ihnen getreten war. »Ich habe vor, in einer Chronik alle diese Episoden aufzuschreiben. Vorerst aber will ich das Scriptorium zum Blühen bringen. Gerbert, kann ich Euch vor dem Essen allein sprechen?«
    Als Alexius und Benedikt den Schreibraum verlassen hatten, folgte Gerbert dem Abt in eine stille Nische.
    Hugo begann ohne Umschweife: »Es klingt verrückt, aber ich möchte gegen mich selbst Anklage erheben. Nur weiß ich nicht, wie ich es anstellen soll.« Gespannt beobachtete der Abt Gerberts Mimik.
    »Soll das ein Scherz sein?«
    »Nein. Als im letzten Herbst der neue Abt gewählt werden sollte, stand ich nicht zur Diskussion. Ich wollte aber unbedingt Klostervorsteher werden, um Farfa besseren Zeiten entgegenzuführen. Ihr wisst vielleicht nicht, dass ich privat gute Einkünfte habe. Nun, ich habe mein Amt von Papst Gregor gekauft.«
    »Der fromme Vetter des Kaisers ein Simonist?« Gerbert war verblüfft. »Er, der die Simonie ausdrücklich verurteilt hat?«
    »Ja, Papst Gregor lebt fast ohne Einkünfte im Exil. Da hat er mein Gold gern genommen. Ich möchte nun aber reinen Tisch machen. Kann der Bote einen Brief für den Kaiser mitnehmen?«
    »Wenn Ihr das tut, werdet Ihr abgesetzt, Hugo.«
    »Nein, jetzt kennen meine Mönche mich. Sie stehen alle auf meiner Seite, werden für mich kämpfen.«
    »Ihr habt mich nicht verstanden. Der Kaiser wird Euch absetzen, nicht die Mönche.«
    »Meine Mitbrüder werden den Kaiser umstimmen.«
    »Weshalb dann all die Umtriebe? Sagt nichts, und alles bleibt beim Alten.«
    »Es geht um die Wahrheit, um die Gerechtigkeit. Kaiser Otto hat ein Recht, alles zu wissen, bevor er einen Papst mit dem anderen vertauscht.«
    »Möchtet Ihr etwa Johannes Philagathos, den Invasor, weiter auf dem Apostolischen Stuhl sehen?«
    »Nein. Ich will nur mit meinem Gewissen ins Reine kommen.«
    Nach dem unglaublichen Gespräch mit Hugo genoss Gerbert das Abendessen im Refektorium. Es gab nur Bohnen und Käse. Die Mönche lauschten andächtig dem Vorleser und sprachen in der Stille dem Wein zu. Alexius war nicht dabei. Er nahm seine Mahlzeit im Gästehaus ein.
    Trotz der winterlichen Kälte begleitete der Missus Bruder Benedikt nach der Komplet durch den gefrorenen

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