Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
in all den Jahren ausgezeichnet und sie in die ein oder
andere gefährliche Lage gebracht, sowohl in Athen, als auch auf dem Olymp. Hermokrates‘,
Athenes und Zeus‘ warnenden Worten zu trotz, hatte sie ihre gefährliche
Neugierde jedoch nie unterdrücken können. Und nun, da ihr schmerzlich bewusst
wurde, dass all das, was ihr einst etwas bedeutet hatte, bereits in Flammen
aufgegangen war und drohte, sich in Rauch aufzulösen, verflüchtigte sich auch
ihre drängende Neugierde.
Sie
wollte einfach nur noch, dass die Menschen, die ihr geblieben waren, in
Sicherheit leben konnten und so musste sie das tun, was Athene immer wieder von
ihr erwartet hatte.
Sie
öffnete ihre Hände und blickte auf das verblichene Medaillon in ihnen hinab. Im
fahlen Licht des Mondscheines erkannte sie die Umrisse des Greifs.
Es war alles, was sie noch von ihren
Eltern besaß.
Serena
musste vergessen. Sie musste schützen, was sie noch schützen konnte, egal zu
welchem Preis. Wer immer das Dorf angegriffen hatte, würde es sicherlich auch
wieder tun und möglicherweise war sogar sie das nächste Ziel.
Eine
leichte Brise spielte mit ihrem Haar und ließ die Grashalme um sie herum hin
und her wippen. Ihr wurde ganz anders bei dem Gedanken, dass die schwarzen Bestien
wissen könnten, dass sie den Überfall damals überlebt hatte und nach ihrem
Leben trachteten.
Sie musste vergessen .
Langsam
blickte sie wieder auf und betrachtete die feinen Gravuren, die Zeus von
Hephaistos, dem Gott der Schmiedekunst, in den Gedenkstein meißeln ließ. Er
stand nicht nur für Timaios und Callisto, er stand für all jene, die in jener
Nacht ihr Leben verloren hatten und nun auch für die kürzlich Verstorbenen.
Einige
Male atmete sie tief durch, als wolle sie sich einen Ruck geben und auf den
richtigen Moment warten, dann beugte sie sich nach vorne und legte das
Medaillon auf den Gedenkstein.
Ohne
noch einmal einen Blick darauf zu werfen, erhob sie sich und wanderte durch das
hohe Gras die Böschung hinauf und zurück in den Olymp.
Athene
musste nun sicherlich nicht mehr mit Nachdruck auf sie einreden, wie gefährlich
es war, dass sie ihrem alten Leben hinterher hing. Sie brauchte sich darüber
keine Gedanken mehr zu machen, denn ihr Opfer sagte mehr als tausend Versprechen,
die sie geben konnte.
Eine
kühle Brise lichtete den Schleier, den ihre Haare auf ihrem gesenkten Gesicht bildeten
und trug eine kleine Träne mit sich. Es war die erste Träne, die sie seit
langem aus tiefer Trauer vergossen hatte, für eine Vergangenheit, die sie
hinter sich ließ. Wohl wissend, dass die Realität sie eingeholt hatte und sie
auf den Boden der schmerzvollen Tatsachen zurückwarf, auf dem sie ihrer
göttlichen Zukunft entgegenblickte, ohne jeglichen Funken eines sterblichen
Empfindens oder eines Grundes, der sie noch an die Welt unterhalb der Wolken
binden konnte.
Dem Tode nahe
Das
warme Abendlicht der Sonne hatte sich über den Okeanos gelegt und kleidete den
Himmel in ein zartes Rot als Serena und Athene auf der flachen Wiese, hinter
dem Garten der Hera trainierten. Die Zeit hatte keinerlei Bedeutung mehr in
diesem magischen Moment. Sie hatte eine Möglichkeit gefunden, ihre Wut, die
sich in all den Jahren angestaut hatte und ihre Kraft mit ihrer Leidenschaft zu
verbinden. Sie wurde von Tag zu Tag besser und eignete sich die Techniken an,
die Athene ihr zeigte, doch es blieb bei Verteidigungsübungen und diese waren
Serena längst nicht mehr genug. Sie wollte mehr. Sie wollte kämpfen. Sie wollte
nicht nur in der Lage sein, sich verteidigen zu können. Von ihrer Schwester Athene
würde sie allerdings nicht mehr erwarten können, schließlich wollte diese nur,
dass sie in einer absoluten Notfallsituation, in der sie unerwartet, ohne
jeglichen göttlichen Beistand sein sollte, sich selbst verteidigen konnte. Aus
diesem Grund hatte sie sich in den letzten Tagen des Öfteren in Zeus‘ Arbeitszimmer
zurückgezogen und auf eigene Faust Bücher nach Kampftechniken durchsucht. Dabei
fiel ihr eines in die Hände, das sich mit den Techniken des Bogenschießens beschäftigte.
Doch
nicht nur über Kampftechniken hatte sie sich informiert, denn nun, da sie einen
Schritt nach vorne getan hatte und ihre Vergangenheit hinter sich ließ, um ihre
neue Identität anzunehmen, hatte sie sich auch genauer mit Schriften über die
Gottheiten beschäftigt. Interessanterweise hatte sie Poseidon wirklich falsch
eingeschätzt, denn in allen Büchern und
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