Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Serena erfüllte sich nun langsam der Traum einer
richtigen Familie.
Als
sie gerade die Treppen hinaufsteigen wollte, bemerkte Serena, dass ihnen jemand
entgegen kam und hielt sofort inne.
„Helios,
du bist noch hier?“, entgegnete Athene verwundert und sah abwechseln zwischen
ihrem Vater und dem Sonnengott hin und her. Dieser kam zögernd zu ihnen
herunter, ließ die Göttin der Weisheit jedoch völlig außer Acht, als er Serena beiläufig
musterte, die sich einige Strähnen hinter ihre Ohren strich. Zwei Stufen unter
ihr blieb er stehen, sodass er nun auf Augenhöhe mit der Halbgöttin war, die
seinen Blicken auszuweichen versuchte. Nur aus dem Seitenwinkel sah sie, wie er
zu lächeln begann und sie somit völlig verunsicherte.
„Ich
bin beeindruckt. Ihr habt euch wirklich gemacht. Ihr besitzt die Schönheit und
die Eleganz einer olympischen Göttin, meine Achtung …“, grinste er leicht und
verbeugte sich kurz vor ihr.
Serena
nickte ihm beifällig zu, denn zu mehr war sie in diesem Moment nicht fähig,
denn sie war gefesselt von dem Anblick, der sich ihr bot. Er trug sie wieder
bei sich, die Schriftrolle mit dem roten Band und dem Siegel des Olymps und
plötzlich erinnerte sie sich, dass sie diese Worte bereits des Öfteren gehört
hatte …
„Serena,
wir müssen gehen!“, entfuhr es der angespannten Göttin, die sie inzwischen
eingeholt hatte und ungeduldig darauf wartete, dass sich Serenas Blicke von
Helios‘ Schriftrolle lösten.
Wachgerüttelt
machte sie einen kurzen Knicks und eilte dann mit der nötigen Haltung einer olympischen
Göttin die Treppe hinauf, stets unter der Beobachtung eines seltsam
freundlichen Sonnengottes und eines nachdenklichen Vaters, der noch immer auf
dem Festplatz stand und ihr nachsah.
… Das Siegel des Olymps
… diese Worte hatte sie schon des
Öfteren gehört
Verzweifelt
versuchte sie sich daran zu erinnern, wann und in welchem Zusammenhang sie
diese Worte schon einmal vernommen hatte, doch ihr wurde schnell klar, dass sie
sie nur unterbewusst wahrgenommen haben konnte, denn in keinem Gespräch, das
sie aktiv mitbekam, konnte sie diese Worte einfügen, sodass sie einen Sinn
ergaben, doch auch Helios‘ plötzlicher Gemütswandel ließ sie nachdenklich
werden und das ihr Vater sie an einer Sitzung teilnehmen lassen wollte, die
nach Athenes Anschein nach viel zu gefährlich für eine Halbgöttin war, stimmte
sie ebenfalls unruhig.
Diese
Gedanken beschäftigten sie den gesamten Tag, auch dann noch, als sie sich ihrem
Vater zu Liebe in eine edle pfirsichfarbene Robe zwängte, deren geschwungener
Taillengürtel ihr die Luft abschnürte, doch sie dachte auch daran, dass sich
ihr Leben nun ganz verändern würde.
Während
sie die fremde Frau im Spiegel beobachtete, um deren schmalen Hals eine goldene
Kette mit dem olympischen Wappen hing, deren blasser Körper in ein edles
seidenes Gewand gehüllt war und deren rotbraune Haare ihr zierliches Gesicht
umspielten, das leicht geschminkt wirklich dem einer anmutigen Göttin glich,
erkannte Serena nicht einmal ihr eigenes Spiegelbild. Sie blickte in die Augen
einer Person, die sie nicht für sich selbst hielt. Zwar war Aussehen und Gestik
die Gleiche und dennoch konnte sie sich selbst nicht in ihr wiedererkennen, sie
war so anders.
Sie
dachte an Artemis‘ Worte, als sie ihr die geflügelten Wesen auf der Lichtung
zeigte. Ungerne gab sie zu, dass sie Recht hatte, dass sie und Demeter Recht
hatten. Wer war sie? Wer sollte sie sein?
Ein
unverhofftes Klopfen löste sie von ihren Gedanken und ließ erahnen, dass Athene
gekommen war, um sie zu holen. Sie war nicht begeistert, dass Zeus wollte, dass
Serena dieser Sitzung beiwohnte, warum das so war, konnte sie selbst nicht ganz
nachvollziehen, denn schließlich war sie in den Augen der anderen eine echte
Olympierin, die daran nicht einmal zu zweifeln schienen, hatten sie schließlich
gesehen, wie stark sie war und gehört, wie die Worte in der göttlichen Sprache
über ihre zarten weichen Lippen huschten.
Nervös
folgte Serena der zurechtgemachten Göttin durch die Gänge des Olymps. Ziel war
nicht der Festsaal, wie sie zunächst dachte, sondern ein Nebenraum, den Serena
für wesentlich kleiner hielt.
Noch
ein letztes Mal wandte die Göttin sich zu ihr um, als wolle sie sicher gehen,
dass Serena nicht das Weite gesucht hatte und schob dann die Tür auf, die ein kratzendes
Geräusch von sich gab, als sie über den Marmorboden glitt.
Die
junge Halbgöttin faltete ihre
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