Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
tat. Wie sie es mit Arkios auch getan hatten, nahmen die
Götter den sterblichen Besuchern jedoch jegliche Erinnerungen, sobald sie
diesen Ort wieder verließen.
Wieder
blickte Serena gedankenversunken umher. Sie kam nicht ohne hin zu bemerken,
dass eine weitere Schönheit den Raum betreten hatte und die Aufmerksamkeit der
übrigen Götter auf sich zog - Eine junge Göttin, gekleidet in eine
enganliegende kurze weiße Robe. Ihr langes dunkelbraunes Haar zu einem Zopf
geflochten, schwang sie bei einer eleganten Kopfdrehung über ihre Schulter nach
vorne. Ihre jadegrünen Augen erinnerten sie an die der Artemis, doch sie waren
viel strahlender.
„Aphrodite
…“, flüsterte Poseidon leise, als er bemerkte, wie Serenas Interesse sich von
ihm abwandte. „… sie ist sehr erbost, seitdem mein Bruder dich zu einer olympischen
Göttin ernannt hat.“
Irritiert
blickte Serena zu dem bärtigen Gott auf, der nachdenklich seine Arme verschränkt
hatte. Sie hoffte, sie müsse nicht fragen wieso, da ihre Blicke schließlich für
sich sprachen, doch Poseidon schien sie aus der Reserve locken zu wollen und
sah sie nicht einmal mehr an.
„Wieso?“,
brachte sie dann mit einer Engelsgeduld über ihre Lippen und schaute wieder aus
dem Seitenwinkel zu der Göttin, die sie bereits ins Visier genommen hatte und
keinesfalls begeistert schien, sie hier vorzufinden.
„Sie
gilt als schönstes Wesen unter den Göttern und den Sterblichen. Nie würde
jemand auf den Gedanken kommen, sich mit ihrer unbeschreiblichen Schönheit
gleichstellen zu wollen und sich somit dem Zorn einer olympischen Göttin
auszusetzen. Und nun seid ihr es, als eine Tochter des Zeus, deren Schönheit
die anderen atemlos werden lässt!“, flüsterte er leise und versuchte sich
angesichts der Beobachterin nicht anmerken zu lassen, dass er über sie sprach,
doch es waren nicht Serenas musternde Blicke, die Poseidons Vorhaben
missglücken ließen.
„Kaum zu glauben, dass sie weiß trägt,
dabei weiß doch jeder, dass sie längst nicht mehr unschuldig ist!“, lachte
Hermes, als er sich zu den beiden gesellte. Seine schrille Stimme war laut und
hallte durch den großen Raum wie durch ein Megafon, sodass auch die Göttin es
mitbekam und ihnen einen finsteren Blick der Verachtung zuwarf.
Serena
hielt scharf die Luft an und wandte sich von ihrem Bruder ab, doch das Versteckspiel
nützte nichts.
„Poseidon, wir haben uns lange nicht
gesehen!“ Aus dem Seitenwinkel sah Serena wie der Gott jemandem zunickte, der
direkt hinter der Halbgöttin stand. Es konnte nur Aphrodite sein.
Sie
wollte der Göttin nicht als das ärmliche Mädchen aus den Gossen von Athen in
Erinnerung bleiben. Aus diesem Grund wandte sie sich wieder gefasst zu ihr um.
Doch
als sich ihre Blicke trafen, fühlte Serena sich der Göttin schutzlos
ausgeliefert. Sie stand Aphrodite gegenüber und hatte absolut nichts mit dem
sie ihr entgegen wirken konnte. Nur ihre eiserne Mauer half ihr, ihre Gefühle
nicht preis zu geben und zu verschleiern, dass sie die Olympierin ebenso
fürchtete, wie sie Hera gefürchtet hatte.
Aphrodite
musterte sie herablassend und wandte sich dann schweigend von ihr ab, was
Serena nur zugutekam, denn als sie die erniedrigenden Blicke der Göttin nicht
mehr auf ihrem Körper ruhen spürte, atmete sie erleichtert auf und versuchte
ihr kühles Äußeres zu stärken.
Erst
jetzt bemerkte sie, dass Hermes die drohende Gefahr gewittert und sich
schnellstens aus dem Staub gemacht hatte, sodass sie mit Poseidon zurückblieb –
Dieser Mistkerl.
Aus
dem Seitenwinkel blickte Aphrodite wieder zu ihr herüber und sie verstand es, Serena
allein mit ihren Blicken dem Erdboden gleich zu machen und spitzte dabei angewidert
ihre Lippen.
„Vater
lässt dich also wirklich auf dem Olymp wohnen bleiben. Das muss doch wirklich
eine harte Umstellung gewesen sein. Essen so viel du willst, in einem riesigen
Bett nächtigen, wo du doch vorher nur im Dreck geschlafen und dich von den
Abfällen anderer ernährt hast!“
Ihre
Stimme erklang bedrohlich tief und ihre Worte versprühten unüberhörbar das Gift
der Verachtung.
Serena
machte einen bedrohlichen Schritt nach vorne, als Aphrodite es wagte, so
abwertend über sie zu reden. Nur Poseidons Hand konnte sie davon abhalten, der
Göttin die Haare lang zu ziehen und mit ihr den Boden aufzuwischen. Sie biss
sich auf die Lippen, um nicht ebenso ausfallend zu werden wie sie es tat, denn
sie hatte das Gefühl, die Göttin der Liebe und der
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