Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Schönheit wolle sie auf die
Probe stellen. Sie sah sie als Bedrohung , schossen ihr Poseidons Worte
durch den Kopf und schnell konnte sie sich wieder beruhigen und ein trumpfendes
Lächeln aufsetzen.
„Sicher,
aber mit Umgewöhnungen dürftet ihr ja vertraut sein, nun, da ihr euch nicht
mehr der vollen Aufmerksamkeit der anderen Götter sicher sein könnt!“, zischte
Serena gerade laut genug, dass Aphrodite jedes einzelne Wort vernahm, sie
entrüstet ansah und sich dann wortlos von ihr und Poseidon abwandte und mit
erhobenem Haupt davon stolzierte.
Erst
als die Halbgöttin sie in der Ferne wusste, konnte sie wieder beruhigt atmen
und schüttelte über sich selbst den Kopf. Sie würde sich sicherlich nicht mit
ihr anfreunden. Sie war keinesfalls eine umgängliche Göttin und hatte zweifellos
etwas gegen Halbgötter, was Serena möglicherweise noch in ernste
Schwierigkeiten bringen könnte.
„Nicht
nur wunderschön, sondern auch schlagfertig, so muss eine olympische Göttin sein!“,
lachte der Gott der Meere herzhaft und klopfte Serena zufrieden auf die
Schulter. Jede seiner Berührungen empfand sie wie ein Erdbeben. Er schien für
einen Moment völlig vergessen zu haben, dass er es mit einer Halbgöttin zu tun
hatte und sie seine göttlichen Kräfte viel extremer wahrnahm als jemand seines
gleichen. Sie schwieg einfach nur. Es war keinesfalls ihre Absicht, jemanden
gegen sie aufzubringen, doch wenn es nötig war, würde sie sich verteidigen, sei
es mit Worten oder mit einem Schwert als Waffe.
Aus
den Gedanken gerissen, spürte sie kurze Zeit später die warme Hand ihrer
Schwester auf ihrer Schulter liegen, die sie erleichtert ansah. „Hier bist du …“,
entfuhr es ihr leise, mehr brachte sie nicht über die Lippen.
Serena
sah Athene ihre Besorgnis an. Unruhig blickte sie umher und schien ihre
Umgebung genauestens im Auge behalten zu wollen.
„Athene,
ist alles …?“ Doch eine abweisende Bewegung ihrer Schwester ließ sie inne
halten. Sie sah Poseidon zögernd an, nickte ihm kurz zu und lief dann einfach
fort.
Serena
sah ihr nur fragend hinterher. Als war es für sie nicht schon schwierig genug
die Sprache der Götter zu verstehen, hatten diese jetzt wohl auch noch eine
Zeichensprache entwickelt um sie auszuschließen.
„Stimmt
etwas nicht?“, fragte die junge Halbgöttin auffordernd, sodass es nur Poseidon
hören konnte. Er blickte mit seinen großen ozeanblauen Augen auf sie herab und
schien nach den richtigen Worten zu suchen.
„Wir
warten auf unsere Ehrengäste!“ Serena nahm seine angespannte Stimmung wahr.
Seine Finger vergruben sich in seinem Gewand. Er biss sich von Zeit zu Zeit
nervös auf seine Unterlippe und wippte mit seinem rechten Fuß, das lag wohl in
der Familie, denn auch Zeus hatte diese Angewohnheit, wenn er ruhelos war.
„Meint
ihr Hades?“, fuhr Serena mit ruhiger Stimme fort und beobachtete das Verhalten
des Meeresgottes ganz genau. Sein Gesicht entgleiste. Seine Finger vergruben
sich tiefer in seinem Gewand und verkrampften dort.
„Nein,
mein Bruder beehrt uns auf dem Olymp eher selten und das ist auch gut so ...“, erwiderte
er schroff und schien das Thema abwürgen zu wollen.
„Aber
ist er nicht auch wichtig bei solchen Sitzungen?“
„Ja,
sein Platz wird auch stets vertreten!“
Als
die junge Halbgöttin wieder durch den Raum blickte, bemerkte sie, dass Poseidon
längst nicht der einzige war, der sichtlich nervös umher sah. Auch Zeus strich
sich unruhig durch seinen weißen langen Bart und schien nach jemandem Ausschau
zu halten. Sogar Hera, die dicht neben ihrem Gemahl stand und so tat, als würde
sie seinen Worten aufmerksam lauschen, war in Wirklichkeit weit weg von
jeglicher Realität.
Gedankenversunken
entfernte die junge Halbgöttin sich vom Gott der Meere, der ihr nachschaute,
als wolle er sichergehen, dass sie nicht die Flucht ergriff, doch er ließ sie
ziehen. Was sollte er auch dagegen unternehmen? Sie fesseln? Sie an sich
binden? Sie in die Tiefen des Meeres in seinen kristallenen Palast entführen,
aus dem sie nie wieder entkommen würde, so wie Hades es mit Persephone tat?
Abrupt
hielt sie inne und versuchte den Gedanken schnell wieder zu verwerfen. Wer
konnte schon sagen, was in seinem Kopf vorging, was er sich nun für eine Taktik
überlegt hatte, Zeus davon zu überzeugen, dass sie bei Triton, seinem Sohn, in
besten Händen war.
Sie
blickte zur Decke auf, als eine Wolke den Mond verdeckte und ihr somit das
kühle Licht nahm. Die Götter
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