Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
sie bei Sterblichen aufwachsen lassen, um mehr
über ihre Verhaltensweisen herauszufinden!“, entgegnete Zeus ihm gefasst und
drehte sich kurz zu ihr um.
Unfähig
zu sprechen, nickte sie nur kurz und versuchte nach Luft zu schnappen. Sie war
sich sicher, dass sie Zeus‘ Geschichte nicht glauben würden, doch was hatte sie
für eine Wahl, als mitzuspielen?
Die
Fremden musterten sie, verloren jedoch schnell das Interesse an ihr und wanden
sich wieder dem Göttervater zu, der es verstand, geschickt von einem Thema
abzulenken.
Nur einer ließ sich nicht darauf ein.
„Wie
geht es eigentlich Hades? Ich habe schon eine Weile nichts mehr von ihm gehört.“
„Wie
soll es eurem Bruder in der Unterwelt gehen? Jeden Tag nichts weiter als die dunkle
Unendlichkeit und die quälenden Schreie verlorener Seelen. Kein schöner Ort, um
Urlaub zu machen …“, entgegnete der Mann kühl und drehte seinen Kopf langsam,
fast schon mechanisch, zu ihm.
Ein
richtiges Gespräch wollte nicht aufkommen, auch nicht, als die eigentliche
Sitzung beginnen sollte und die Götter ihre Plätze einnahmen.
Als
Athene Serena den Sitzplatz neben dem Herrscher der Meere zuwies und sie sich
endlich setzen konnte, dachte sie nicht einmal daran, wieso sie sich
ausgerechnet neben Poseidon setzen sollte, obwohl sie diesem nicht über den Weg
traute, doch sie ging davon aus, dass ihre Schwester und vor allem Zeus sie so weit
weg wie möglich von den Gestalten wissen wollten und sie somit am anderen Ende
des Tisches saß.
Schnell
war das Thema für sie erledigt, denn ihr Kreislauf spielte ihr übel mit. Sie
wusste nicht, ob es die Aufregung war, die ihr ganz anders zu Mute werden ließ,
die plötzliche Kälte, die hier herrschte oder ob das enganliegende Gewand ihr
einfach nur die Luft abschnürte.
Serena
griff danach und versuchte es zu lockern, als auch die übrigen Götter sich
einen Platz suchten.
Sie
blickte kurz auf und sah in die Runde. Zeus saß zusammen mit Hera und Athene an
der Front des Tisches, daneben er, der Mann mit der Narbe. Als sich ihre Blicke
trafen, kamen seine weißen Zähne zum Vorschein und selbst wenn er grinste,
wirkte er unheimlich auf die junge Halbgöttin und ihr stellten sich alle Haare zu
Berge.
Sie
lächelte ihn gezwungenermaßen zu und senkte dann wieder ihre Blicke.
Der
junge Mann mit den kurzen schwarzen Haaren ließ sich ausgerechnet gegenüber von
ihr nieder, was Serena zunehmend verunsicherte. Sie wandte sich hilfesuchend an
ihren Onkel, der ebenfalls den Schock erst einmal verdauen musste, doch eine
kurze Handbewegung unter dem Tisch sollte ihr vermitteln, dass sie ruhig
bleiben solle.
Nur
eine Marmortischplatte trennte sie von einem Handlanger des Hades. Selbst aus
dem Seitenwinkel erkannte sie, dass seine Blicke auf sie gerichtet waren. Sie
hatte schlechte Karten diesen Raum noch einmal lebend zu verlassen, wurde ihr
sofort klar.
Reflexartig
zog Serena ihre Beine ein und legte ihre Hände in ihren Schoß. Zu allem Übel
wurde auch der Stuhl neben ihr zurückgezogen und die junge Halbgöttin machte
sich auf alles gefasst. Was konnte noch passieren? Im schlimmsten Fall würde
sich ein weiterer Scheintoter in ihre Nähe, vielleicht sogar direkt neben sie
setzen, dann wäre alles vorbei, doch überraschenderweise war es weder einer der
Fremden, noch ein Gott mit dem sie gerechnet hatte.
Helios.
Ihn hatte sie zuvor nicht gesehen, wohlmöglich war er erst jetzt gekommen,
allerdings schien er ebenso überrascht zu sein, sie hier anzutreffen, wie
umgekehrt.
Zögernd
ließ er sich auf dem Stuhl neben ihr nieder, sah verwirrt durch die Runde und
schien nach Zeus zu suchen. Dieser war allerdings in einem ernsten Wortgefecht
mit seinem Sitznachbarn verwickelt und hatte nicht einmal sein Kommen bemerkt.
Der
Lärmpegel nahm immer mehr zu und dies nutzte der Sonnengott aus und lehnte sich
vorsichtig zu ihr herüber.
„Was
soll das? Ihr habt hier nichts zu suchen!“, flüsterte er mit hervorgehaltener
Hand und durchdringlicher Stimme.
„Vater
wollte, dass ich dieser Sitzung beiwohne …“, erwiderte sie schroff, da er es
nicht einmal schaffte, ein einfaches ‚Hallo‘ über die Lippen zu bringen. Er war
wie ausgewechselt. Am Mittag noch freundlich und charmant und nun kühl und
distanziert. Sein Körper sprach Bände, die Serena sehr gut verstand,
schließlich verhielt sie selbst sich nicht anders.
Zögernd
strich sich der Sonnengott über seine Stirn und schaute zu dem Fremden auf der
anderen Seite, der den
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