Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
nicht die Götter zu beleidigen, bei denen ihr euch zuvor noch eingeschleimt
und gespeist habt!“, fuhr ihm Serena aufgebracht ins Wort und versuchte nicht
einmal ihre Wut zu zügeln, doch Helios wollte keineswegs auf die bevorstehende
Auseinandersetzung eingehen.
Kopfschüttelnd
wandte er sich ab und griff nach der Türklinke. Ein letztes Mal drehte er
seinen Kopf nach ihr um, würdigte sie jedoch keines weiteren Blickes.
„Ihr
verabscheut Zeus für seine Tat gestern Nacht, aber ihr solltet euch im Klaren
sein, dass göttliches Blut dicker ist als das der Sterblichen und ihr seid ihm
so viel ähnlicher als ihr glaubt … oder als euch lieb ist. Übrigens, eure Bediensteten
Tätigkeit beginnt morgen früh bei Sonnenaufgang! Seid also pünktlich!“ Mit
einem lauten Knall zog er die Tür hinter sich zu und ließ Serena so keine
Chance, ihm noch etwas hinter herzurufen.
Aufgebracht
stemmte sie ihre Hände in ihre Hüfte und stieß ein tiefes Knurren aus. In ihrer
festgefahrenen Rage schupste sie sogar den kleinen Nachttisch am Bett um und
eine darauf befindliche Öllampe zersprang auf dem Boden wie ein Spiegel in
tausend Teile. In diesem Moment, als die Wut sie übermannte, hatte er ihre
taffe Fassade durchbrochen und ihren Spiegel gesprengt. Er hatte sie zur
Weißglut gebracht und bei den Göttern, seine beleidigenden Worte gegenüber
ihrem Vater und den anderen Olympiern waren nur die Spitze des Eisberges. Er
hatte keine Ahnung. Er kannte sie nicht. Was bildete er sich ein? Ein Vertrauter
ihres Vaters … paah … Ein Witz. Er war ein hinterhältiger Lügner, mehr nicht.
Auch
am frühen Abend hatte sie sich noch immer nicht beruhigt. Angefressen lief sie
im Zimmer auf und ab und versuchte ihre Emotionen wieder herunterzufahren, doch
er hatte etwas in ihr in Gang gebracht, dass sie seit der letzten Begegnung mit
Arkios nicht mehr erlebt hatte. Und es machte ihr Angst. Sie versuchte sich
wieder zu beruhigen, vor allem ihrer Schwester Athene zu liebe. Ihr Vater war
ihr in diesem Moment völlig gleichgültig, doch egal was sie auch tat, ablenken
konnte sie rein Garnichts. Halten konnte sie nichts. Vergessen konnte sie nicht
…
Heimlich
schlich sie sich aus dem ihr zugewiesenen Zimmer und blickte den Gang auf und
ab. Niemand war zu sehen, ebenso wie es auf dem Olymp immer der Fall war. Der
helle weiße Marmor glänzte durch das seitlich eintretende Sonnenlicht. Statuen
prunkten an den Wänden und obwohl dieser Ort dem Olymp doch so sehr glich, war
er für Serena völlig fremd. Dort, wo sie das Emblem des Olymps erwarten würde,
strahlte nun eine riesige Sonne aus purem Gold auf sie herab. Im Olymp waren
die meisten Götterstatuen das Ebenbild ihres Vaters, doch hier sah sie nicht
eine einzige von ihm, nur von Helios und einer Frau. Es war sie - Die Frau, die
auch im Festsaal war und sich eng an ihn schmiegte. Seine Gemahlin, ohne
Zweifel. Ob sie wusste, dass ihr Gatte sie hergebracht hatte? Völlig egal -
früher oder später würde sie es bemerken.
An
einer riesigen goldenen Treppe, die einen Turm hinauf führte, hielt sie kurz
inne. Irgendetwas sagte ihr, dass sie hier nicht sein sollte, doch er hatte sie
her gebracht. Er wusste von ihrer neugierigen Ader, also musste er auch damit
rechnen, dass ein einfaches Tor sie nicht aufhalten konnte, einen verbotenen
Ort ausfindig zu machen.
Ohne
einen weiteren Gedanken zu verschwenden, lief sie die lange Treppe hinauf,
deren Ende nicht in Sicht war. Zwischenzeitlich nahm sie mehrere Stufen auf
einmal und dann nahm sie wieder jede einzelne, als die Erschöpfung an ihr
nagte, jedoch nur bis sie wieder neue Kraft geschöpft hatte und auch die letzten
Stufen nach oben hastete. Und ehe sie sich versah, stand sie draußen auf einer
großen Plattform. Dies musste das oberste Dach seines Palastes sein, denn um
sich herum sah sie nichts weiter als die unendlichen Weiten des Okeanos. Der
kühle Wind peitschte um ihre Ohren und spielte wild mit ihrem Haar. Selbst der
Versuch es zu bändigen scheiterte, doch es war ihr völlig gleichgültig in jenem
Moment, als sie die vier großen Pferdestatuen am Rande der Plattform erblickte,
doch sie wirkten nicht wie die gewöhnlichen Statuen, die Serena in Pergamenten
und auf dem Olymp gesehen hatte, diese waren viel … lebendiger.
Keines
von ihnen glich einem anderen. Alle vier mit unterschiedlicher Haltung und
Mimik, als hätte man sie nicht in Marmor gemeißelt, sondern reale, atmende
Wesen zu diesen werden lassen, in jener
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