Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
wissen, woher er ihn so genau kannte, doch
sie wandte sich wieder schweigend ab und brachte kein einziges Wort mehr über
ihre Lippen – Eine Erleichterung für ihn, denn er hätte nicht gewusst, was er
ihr antworten sollte, doch er ahnte, dass sobald sie sich wieder gefasst hatte,
sie ihn darauf ansprechen würde, denn sie kam wirklich nach Zeus: hartnäckig
und dickköpfig.
„Eos
scheint dich gerne zu haben. Sie hielt dich anfangs für eine verwöhnte,
egoistische Einzelgängerin, doch inzwischen scheint sie ihre Meinung über dich geändert
zu haben!“, entfuhr es ihm plötzlich wie aus heiterem Himmel. Er versuchte
offensichtlich vom Thema abzulenken, doch Serena war zu aufgewühlt um dies zu
bemerken, denn sie schenkte seinen Worten in diesem Augenblick mehr
Aufmerksamkeit als seinem Verhalten.
Sie?
Eos? – unmöglich.
Irritiert
schüttelte sie den Kopf. Ihre Hände verhakten sich in seinem wärmenden Umhang,
doch obwohl jegliches Gefühl in ihren Körper zurückgekehrt war, überkam sie
eine beklemmende Kälte, als sie wieder an seine Schwester dachte.
„Ich
habe es nicht einmal geschafft eure Schwester zu täuschen … wie soll ich dann
die ganze Götterwelt täuschen?“, entfuhr es ihr leise, als sie wieder an die
unliebsame Begegnung mit der Göttin erinnert wurde, doch Helios schien nicht
lange überlegen zu müssen.
„Versuche
nicht zu täuschen, versuche einfach so zu sein wie du dich fühlst. Mich hast du
so auch getäuscht. Ich dachte anfangs wirklich, du wärst ein eiskaltes Biest!“,
zwinkerte er ihr zu und erhob sich schließlich.
Fragend
und empört zugleich sah sie zu ihm auf, als er ihr helfend die Hand reichte.
„Komm,
ich bring dich zu deinem Gemach!“ Ein Angebot, dass sie keineswegs abschlagen
konnte. Und obwohl sie Helios mehr und mehr mit anderen Augen sah, hatte sie
noch immer Probleme damit, ihm ein Gefühl entgegen zu bringen, das sie in ihrer
jetzigen Lage dringend benötigte, um ihn an sich heranzulassen. Sie konnte ihn
noch immer nicht ganz einschätzen, denn er war wie ein Buch mit sieben Siegeln,
er war auf der einen Seite wie sie: kaltherzig, eisern, abgeschirmt von
jeglichen Emotionen und auf der anderen: offen, gutmütig, hilfsbereit, doch es
war riskant, einem Fremden mit dieser Seite zu begegnen, vor allem für
jemanden, wie sie es war.
Ließ
man nichts an sich heran, so konnte einen auch nichts verletzen, das war die
beste Verteidigung, der Glaube von der Richtigkeit und hatte Serena durch all
die dunklen Jahre ihrer Vergangenheit geleitet. Ihr fehlte einfach etwas, das
sie vor Jahren in den Gossen von Athen verloren hatte, das sie seit jeher nicht
mehr kannte und möglicherweise aus Angst enttäuscht zu werden, auch nicht mehr
kennenlernen wollte, doch nun kam er einfach in ihr Leben und bat sie darum.
„Vertrauen“
Das Siegel des Olymps
Die
Kälte kroch unter ihre Haut und ließ sie erzittern, je weiter Serena lief. Es
war dunkel, stock finster um genau zu sein. Sie wusste nicht wo sie war, wie
sie hierher kam, geschweige denn wie weit sie schon gegangen war, doch ein
kurzer Blick an sich hinunter genügte, um zu begreifen, dass sie einen weiten
Weg hinter sich gelassen hatte. Ihre Füße waren grün und blau, gezeichnet von
den Strapazen einer langen Reise. Mit jedem Schritt den sie tat wurde ihr
Körper schwerer. Ein Ziel, falls es eins gab, war nicht in Sicht und dennoch wollte
sie nicht stehenbleiben, denn dies würde bedeuten, sie gäbe auf und würde somit
in der Finsternis zurückbleiben, das kam nicht in Frage.
Angestrengt
setzte sie einen Fuß vor den anderen. Ihrem Instinkt folgend, nicht wissend,
wohin dieser Weg sie führen würde, lief sie weiter. Hoffend, dass ihre Mühe
nicht um sonst sein würde. Und dann sah sie in der Ferne das kaum zusehende
Aufflackern eines kleinen Lichtes.
Für
einen Moment hielt Serena inne, rieb sich die Augen und formte sie zu schmalen
Schlitzen, als könne sie so besser sehen. War dies möglich? Sah sie wirklich ein
Licht am Ende des Tunnels? Das ersehnte Ziel ihrer scheinbar endlos langen
Reise?
Ohne
einen weiteren Moment zu verschwenden, rannte sie los, dem Leuchten entgegen.
Je näher sie dem Ursprung der Lichtquelle kam, desto heller wurde auch ihr
Umfeld und erstmalig erkannte sie, wo sie war. Gewaltige Bäume erhoben sich
neben ihr am Wegesrand. Ihre Schatten huschten an ihr vorbei wie Geister, die
vor dem Licht flohen. Kräftige kahle Stämme, deren dürre Äste über ihr im
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