Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
sie überhaupt
wieder aufnehmen? Vielleicht würde er sie auch einfach zum nächsten Gott
schicken, zu Poseidon …
Ein
tiefer Atemzug ließ sie zusammenzucken. Die trockenkalte Luft kratzte in ihrem
Hals. Es war Machtlosigkeit, die gleiche, die sie verspürte, als sie sich der
Göttin der Morgenröte schutzlos ausgeliefert fühlte. Wie gerne wäre sie nun
einer dieser leuchtenden Punkte am Himmelszelt, ohne Sorgen was die Zukunft anbelangt,
doch sie saß hier, als Mittel zum Zweck, in einem Gefängnis aus dem sie nicht
lebend entkommen konnte. Sie hätte bei Hermokrates bleiben sollen. Sie hätte
sein Angebot annehmen sollen, ein normales Leben führen, doch das wollte sie ja
nicht. Sie wollte Abenteuer erleben, Adrenalinkicks verspüren, sie wollte
kämpfen, sie wollte nicht normal sein, doch das war sie auch so nicht …
Ein
wärmendes Gefühl legte sich plötzlich auf ihren Körper und ließ sie aufsehen.
Neben ihr stand Helios, der in die klare Nacht hinaus blickte. Er hatte ihr
seinen Umhang um die Schultern gelegt. Er war warm und verströmte diesen
anziehenden Duft.
Zögernd
zog sie ihn an sich, sodass die Wärme in ihre Glieder zog und wandte sich dann wieder
ab. Er, Helios, würde ihr jetzt sicherlich eine Szene machen und sie hatte
nichts mit dem sie ihm entgegen wirken konnte.
„Die
Nacht ist ein wenig zu kühl, um sie hier draußen zu verbringen, meinst du
nicht?“
Sie
atmete tief durch, doch auf eine Antwort hoffte er vergebens. Sie war zu nervös,
um zu antworten. Es war das erste Mal, dass er sie so sah. Fragend richtete er deshalb
seine Blicke auf die zusammengekauerte Person zu seiner Rechten hinab und ließ
sich neben ihr nieder.
Abrupt
hielt sie die Luft an und starrte aus dem Seitenwinkel zu ihm herüber, während
er seine Hände rieb als wäre ihm kalt.
„Du
hast meine Regeln missachtet!“, entfuhr es ihm dann angespannt, als er Luft
holte. Sie schwieg. Hatte er erwartet, sie würde daraufhin etwas anderes sagen
als ,ja‘? Für eine einfache Zustimmung benötigte es nur ihr Schweigen und das
wusste er.
„Was
hast du da unten gesucht?“, fuhr er fort und wartete geduldig auf ihre
Reaktion.
„Antworten“,
entgegnete sie prompt. „auf all die Fragen, die mir das Leben buchstäblich zur
Hölle machen.“
„Und
hast du sie gefunden?“
Sie
schüttelte den Kopf und sah auf ihren Schoß hinab. Eine eisige Stille umhüllte
die beiden in der keiner von ihnen wusste, was er dem anderen sagen sollte.
Serena
zog den Umhang enger an sich und atmete den wärmenden Geruch ein.
„Eos
weiß Bescheid. Ich habe ihr alles erzählt …“, durchschnitt seine sanfte Stimme dann
den kühlen Wind und ließ sie wieder aufschauen.
„Es
war mein Fehler. Ich hatte das Medaillon um …“
„Nein!
Sie hat es lange vorher schon geahnt. Es war dumm von mir zu glauben, sie würde
deine Aura nicht spüren und eine Schande, dir erneut diese Bürde aufzuerlegen.
Früher oder später wäre es schief gelaufen“, fuhr er ihr ins Wort und blickte
in die klare Nacht hinaus.
Überrascht
sah sie ihn an. Sie konnte nicht so recht glauben, was er da gerade gesagt
hatte. Er hatte sich selbst die Schuld gegeben … nur, dass sie sich besser
fühlte? Wie konnte er überhaupt so viel Geduld mit ihr haben. Zeus hatte sie
auch nicht, er hatte einen anderen Weg gewählt … Er hatte sie geschlagen.
Sie
schüttelte verständnislos den Kopf und blickte verwirrt in die Tiefe.
Es
war so einfach … Sie musste nur loslassen. Was hielt sie eigentlich noch?
„Ich
vertraue ihr und ich möchte, dass du ihr auch vertraust. Sie wird niemandem
etwas erzählen!“ Serena nickte ihm einfach nur zu. Sicherlich wusste er was er
tat, doch die gleiche Zuversicht konnte sie nicht mit ihm teilen. Seine
Schwester hatte etwas Seltsames an sich, was sie nervös werden ließ. Konnten
ihre Sinne sie so täuschen?
Eine
Weile herrschte wieder eisernes Schweigen zwischen den beiden. Es war ein
beklemmendes Gefühl für Serena, denn Stille verhieß nie etwas Gutes.
„Du
hast wirklich ein außerordentliches Talent, dich zu verletzen, doch dir scheint
es schon viel besser zu gehen … Was macht deine Hand?“, fragte er plötzlich
besorgt, sodass Serena fragend zu ihm aufsah.
Sie
zögerte, ehe sie ihre Hand mit dem Verband darum hob und ihre Blicke darauf
ruhen ließ. Er vernahm keine Antwort von ihr und beugte sich somit weiter nach
vorne, sodass er sie ansehen konnte. Sie war deutlich verunsichert und wich
seinen Blicken
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