Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
aus.
„Ich
…“ Serenas Stimme brach. Angespannt biss sie sich auf die Lippen und schien mit
sich selbst zu kämpfen, ehe sie nach einer gefühlten halben Ewigkeit den
Verband vorsichtig löste und gab preis, was zuvor nicht zu sehen war.
Helios‘
Blicke entgleisten buchstäblich. Wiedererwartend war ihre Hand völlig makellos.
Er hatte fast verheilte Wunden erwartet, Narben und wieder aufgerissene
Stellen, geronnenes Blut oder etwas dergleichen, doch er sah rein Garnichts.
Fragend
schaute der Gott sie an und schien mit seiner Fassung zu ringen. Kein Wort
brachte er über seine Lippen, was Serena ein kleines Lächeln entlockte, denn nie
hatte sie ihn so sprachlos gesehen.
„Verletzungen
heilen bei mir schneller als bei anderen, das habe ich schon ganz früh gemerkt …“,
entfuhr es ihr dann leise, als sie ihre Hand wieder unter ihrer anderen
vergrub.
„Und
zur Tarnung lässt du die Verbände noch an, sodass keiner Verdacht schöpft?“ Sie
nickte leicht und holte wieder Luft.
„Mir
wurde schnell klar, dass ich anders bin, dass ich nicht normal bin. Aus diesem
Grund habe ich immer versucht, es vor anderen zu verstecken …“
„Dann
ist das wohl deine göttliche Gabe. Andere Halbgötter verfügen über körperliche
Stärke, Schnelligkeit oder verblüffendes Geschick und du besitzt die Gabe der Selbstheilung
und das ganz ohne Rückstände“, säuselte er nachdenklich und stützte sich auf
dem Boden ab.
„Nicht
ganz!“, durchschnitt ihre helle Stimme seine Worte plötzlich aufgeregt.
Sie
zog ihr rechtes Bein an sich und löste die Lederriemen ihrer Sandalen um ihr
Fußgelenk.
„Was
hast du da?“, stieß Helios plötzlich entsetzt aus, als er die unschöne Narbe an
ihrem rechten Fußknöchel entdeckte. Serena zögerte. Ihr war dieser Moment mehr als
unangenehm.
„Diese
Wunde ist nie ganz verheilt … Mein Vater, Zeus, hat stets meine Schönheit
bewundert und den anderen Göttern davon erzählt. Aber wie du siehst, habe auch
ich meine Schönheitsmarkel. So ein Pech, nun kann er mich nicht mehr auf einem
Silbertablett präsentieren!“, erwiderte sie sarkastisch und lächelte dabei
leicht, was Helios sehr zu überraschen schien.
„Wie
kamst du zu dieser?“
Einen
Moment herrschte Stille, in der Serena zu überlegen schien, während sie die
unschöne Narbe wieder verdeckte.
„An
den genauen Verlauf kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich war noch ganz klein
und in den Feldern hinter meinem Dorf spielen … Dann war da dieser schwarze
Hund. Seine blutroten Augen hatten mich völlig gelähmt. Ich konnte mich nicht
mehr rühren … Das nächste woran ich mich erinnere, ist das besorgte Gesicht
meines Vaters über mir und der brennende Schmerz. Er sagte, ein krankes Tier
hätte mich gebissen und ich müsse durchhalten … Das war das erste und einzige Mal,
dass ich in seinen Augen Angst gesehen habe. Die Angst, dass ich sterben könnte
… Diese Narbe wird mich ewig daran erinnern …“ Ihre Stimme ging in ihren
kläglichen Atemzügen unter. Sie versuchte es zu verbergen, doch Helios hatte
längst bemerkt, dass sie mit größter Mühe eine einzelne Träne zurückhalten
wollte. Sie litt, noch immer, doch um ihr den erneuten Durchlauf ihrer Vergangenheit
und somit auch ihrer Alpträume zu ersparen, ging er erst gar nicht weiter auf
dieses für sie schmerzvolle Thema ein.
Sie
wusste selbst nicht, warum sie diese hässliche Narbe gezeigt hatte, schließlich
hatte selbst Hermokrates sie nie zu Gesicht bekommen, denn sie wusste sie immer
zu verbergen, den hässlichen Schandfleck ihrer Vergangenheit, doch selbst
Helios war nicht entgangen, dass diese Offenbarung etwas an ihr verändert
hatte. Ihre Augen glänzten selbst im schwachen Schein der Sterne wie die Wasseroberfläche
des Meeres, doch es war kein Leuchten, das ihn glücklich stimmte und noch bevor
Serena auf den Gedanken kommen würde, dass er sie beobachtete, wie die
Emotionen sie überrannten, sah er wieder in die Ferne, ohne ihr auch nur einen
Blick zu schenken, der sie in ihrem bemühten Versuch sich wieder zu fassen,
wieder aus der Bahn werfen könnte. So sehr versuchte sie nach außen hin stark
zu wirken, dass sie in Kauf nahm, von anderen als kalte Bestie bezeichnet zu
werden. Nur weil sie nicht dem Mitleid der anderen zum Opfer fallen wollte.
Serena
wandte sich nach einiger Zeit mit nachdenklichen Blicken zu ihm um und in
diesem Moment war er fest davon überzeugt, sie würde ihn nach Timaios fragen,
ihre Augen verrieten es. Sie wollte
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