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Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)

Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)

Titel: Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana R. K.
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reichlichen Regen der letzten Wochen immer wieder nach oben drang, setzte
ihr erheblich zu und ließ sie einknicken.
    Nur
einen Moment, dachte sie sich. Einen Moment, in dem
sie den Würgereflex unterdrücken wollte, um sich neu zu sammeln, doch dieser
Moment war ihr nicht vergönnt. Die Wachen hatten sie erspäht, waren ihr wahrscheinlich
gefolgt, hatten geahnt, dass etwas mit ihr nicht stimmte und nun hatten sie ihr
Gesicht gesehen und hatten ein Bild des Diebes vor ihren Augen, das der Realität
entsprach.
    Eine
Frau war es, die ganz Athen dazu brachte, den Atem anzuhalten. Eine Frau war
es, die die königlichen Wachen zu wilden Jagden durch die gesamte Polis trieb.
Sie würde niemals im Kerker enden. Diese Blöße konnte man sich nicht geben.
    Von
einem Dämon besessen, von den Göttern verflucht, eine Hexe .
    Irgendeine
Bezeichnung würde der König ganz sicher finden, wenn er eine junge Frau in
aller Öffentlichkeit hängen ließe, doch soweit sollte es nicht kommen. Sie
würden sie nicht kriegen, nicht solange Blut durch ihre Adern fließen und ihr
Herz in ihrer Brust schlagen würde.
    Nicht
länger zögernd, sprang sie auf und flüchtete in eine Abzweigung, doch die
Wachen waren ihr dicht auf den Fersen, dutzende, mehr als sie erwartet hatte.
Einige schnitten ihr die Seitenwege ab, durch die sie wie zuletzt verschwinden
wollte, um sich einen Vorsprung zu verschaffen, doch dieses Mal waren sie ihr
einen Schritt voraus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihnen in die
Hände laufen würde.
    Inzwischen
war sie bereits am Ende des mittelständigen Viertels angelangt und hatte die
Blicke vieler Bewohner auf sich gezogen. Hier waren die Gebäude zu hoch, um zu
wissen, was hinter der nächsten Ecke auf sie lauerte. Aus diesem Grund steuerte
sie das heruntergekommene Armenviertel der Polis an. Die Dächer waren niedrig
und die Bewohner würden entweder sie oder die Wachen niederstrecken - Ihre
einzige Möglichkeit. Einen anderen Weg sah Serena nicht. Sie konnte nicht ewig
wie ein Schaf vor dem Rudel hungriger Wölfe davonlaufen, jedenfalls nicht auf
diese Weise. Sie musste auf die Dächer, dahin, wo die Anzahl des Feindes keine
Rolle spielen würde, wenn er unbeholfen war und die Götter erhörten sie
schließlich. Ein alter Pferdekarren neben einem niedrigen Lehmgebäude bot ihr
den perfekten Ausweg. Was sie dabei nicht mitbekam war, dass das Medaillon, das
sie um ihren Hals trug, für einen winzig kleinen Augenblick zu leuchten schien.
Nur für den Moment eines Wimpernschlages, unbemerkt, bedeutungslos, nicht wahrnehmbar.
Serena war zu beschäftigt, die Gelegenheit, die ihr die Götter boten, zu
nutzen, sprang hoch und zog sich mit aller Kraft auf das Dach.
    Über
die Dächer war sie schneller, gerissener und mutiger. Die Gefahr, vom Dach
fallen zu können und sich wohlmöglich alle Knochen zu brechen, während sie von
einer blutrünstigen Meute Neandertaler gejagt wurde, trieb ihren Körper dazu,
bis ans äußerste zu gehen, die offensichtlichen Sackgassen und Mauern, die sich
ihr stellten, zu durchbrechen und alles zu riskieren.
    Ihr
Verstand setzte aus, nur ihr Geist, vollen Willens zu überleben, führte jeden
noch so kleinen Muskel und ließ sie am Ende, egal wie gefährlich und ausweglos
ihre Situation auch schien, dennoch gewinnen.
    Als
Serena die bronzefarbenen Rüstungen um die Ecke biegen sah, sprintete sie los,
sprang über ganze Wege und Straßen hinweg auf das gegenüberliegende Dach, immer
auf der Suche nach einem höheren Punkt. Runter konnte sie nicht mehr. Wie
Ungeziefer, das aus seinen Löchern kam, waren sie plötzlich überall, an jedem
Haus, in jeder Straße, in jedem noch so kleinen Loch erspähte sie die
Blechmänner.
    Während
sie direkt auf den Tempel der Athene zusteuerte, kam ihr zum ersten Mal dieser
Zweifel, dass sich der Sand in ihrer Uhr nun langsam dem Ende zuneigte, dass
sie wohlmöglich das Sonnenlicht des kommenden Morgens nicht mehr auf ihrer Haut
spüren würde, dass sie nie wieder das Lachen des kleinen Lisias zu Gesicht
bekäme. Es war ein Gedanke, der sie gewaltsam aus der Realität riss, während
ihr Körper immer schneller unkontrolliert über die Dächer sprang.
    Lisias .
Die großen braunen Augen, das breite Lachen, die kindliche Stimme eines kleinen
Jungen, für den sie alles getan hätte. Nie wieder würde sie sein Gesicht sehen,
würde den Klang seiner Stimme hören oder das Geräusch, wenn er mit einem Stock
gegen die Hausmauern schlug, um ihr zu zeigen, dass er

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