Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
entsetzt über die Worte des Mannes, doch überrascht war sie bei weitem
nicht. Es war nicht der erste Mord an einem Halbgott und zahlreichen
Sterblichen, von dem sie hörte und innerlich wussten sie alle, dass es auch
nicht der Letzte sein würde.
Serena
erinnerte sich noch an das Gespräch, das sie auf dem Olymp belauscht hatte. Er war auch gestorben. Er - unweigerlich ein Sohn des Zeus, den man
beobachtet hatte. Ein Halbgott, so wie sie. Jedoch hatte er nicht so viel Glück
…
Selbst
als der Abgesandte längst wieder verschwunden war, Helios sämtliche
Bedienstete aus dem Thronsaal geschickt hatte und nur noch sie, Darius und Eos
zu gegen waren, konnte man das Entsetzen noch immer von seinen Augen ablesen.
Er
rieb sich entnervt über das Gesicht und lehnte sich in seinen Thron zurück. Die
Göttin kniete sich neben ihm nieder und sprach leise auf ihn ein. Serena
verstand jedoch kein einziges Wort, der göttlichen Sprache sei Dank, doch wenigstens
schien es zu helfen, denn er erwachte langsam aus seinem tranceartigen Zustand
und blickte in die honigfarbenen Augen seiner jüngeren Schwester. Er blinzelte
einige Male und griff dann nach ihrer Hand als wolle er sicher gehen, dass sie
keine Einbildung seines Verstandes war. Nach einigen tiefen Atemzügen sah er dann
wieder zur Halbgöttin auf, die daraufhin seinen Blicken auswich.
Jemand
hatte diesen Monstern befohlen, Halbgötter zu jagen, weil dieser jemand wohl wusste,
dass der Schlüssel zu den zerstörerischen Mächten bei einem von ihnen lag. Dies
war der Grund, weshalb so viele sterben mussten, kein Hass, keine
Rachefeldzüge, nur Gier, die Wurzel allen Übels. Mit der Kalten Flamme könnte man den Bund der Götter brechen und ungeahnte Kräfte freisetzen, die das
Ende des Olymps und des Friedens bedeuten würden. Aus diesem Grund sterben
Halbgötter und mit ihnen unzählige Menschen, nur ihretwegen .
In
diesem Moment erkannte sie die Schleife, die erst mit einem gewaltigen Krieg
enden würde.
Es
würden auch weiterhin Halbgötter auf die Welt kommen, würden unter Menschen
aufwachsen und sie alle würden auch weiterhin sterben, bis diese Monster sie gefunden hatten, der Glaube der Menschen gebrochen war und die Götter somit
ihre Macht verlieren würden. Dies würde das Ende der jetzigen Ordnung bedeuten.
Sie war der Auslöser und nur sie war die Lösung.
Gefasst
wandte sie sich um und lief in schnellen Schritten zu einem kleinen Tisch, auf
dem Pergamentpapier und eine Feder lag mit der Helios bereits den einen oder
anderen Vertrag im Namen des rhodischen Königs unterzeichnet hatte. Sie
vergewisserte sich, dass diese Feder schrieb – Natürlich tat sie es und das
ganz ohne Tinte, doch noch ehe sie auch nur einen Buchstaben niederschreiben
konnte, löste sich die Feder auf und verschwand aus ihrer Hand. Verwirrt sah
sie auf, aber die Erkenntnis kam schnell. Und als hätte sie es nicht schon
gewusst, drehte sie sich um und entdeckte sie in den Händen der Göttin.
„Was
hast du vor?“, fragte diese aufgebracht und wedelte mit der Feder herum.
„Ich
muss meinem Vater einen Brief schreiben. Er muss wissen was los ist. Er muss
wissen, wer ich bin, sonst wird das alles niemals enden!“, entgegnete Serena
und suchte Verständnis bei Eos und Helios, doch selbst dieser sah sie kopfschüttelnd
an.
„Das
ist keine gute Idee“, entgegnete er sanft, doch Serena hatte keinerlei
Interesse daran, ein ruhiges Gespräch mit ihm zu suchen.
„Da
unten sterben Menschen!“
„Zeus
wird dagegen auch nichts machen können …“
„Wir
haben keine andere Wahl. Er kann vielleicht helfen. Ich bin seine Tochter!“
„Na
und? Das schien ihn die letzten Wochen auch nicht interessiert zu haben!“, fuhr
Eos ihr plötzlich lautstark ins Wort, sodass die goldenen Kronleuchter an der
Decke klirrten, ehe sie wieder zur Ruhe kamen. Serena sah sie schwer atmend an,
auch Helios, der sich die Hand auf die Stirn schlug und dann kopfschüttelnd zu
Boden sah.
„Was
meint ihr damit?“ Zitternd kamen diese Worte über die zarten Lippen der
Halbgöttin, denn sie ahnte, dass ihr die Erklärung der Göttin nicht gefallen
würde. Diese sah notgedrungen zu ihrem Bruder hinab, wandte sich jedoch schnell
wieder ihr zu.
„Wunderst
du dich nicht, dass dein Vater, Zeus, sich nicht einmal gemeldet hat?“
„Eos
…“, entfuhr Helios leise, als er sie zurückpfeifen wollte, doch diese war so
sehr auf Serena konzentriert, dass sie ihn völlig ignorierte.
„In
all den Wochen,
Weitere Kostenlose Bücher