Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
mitbekommen können.
„Mein
Vater machte ihm Präsente, die Sonnenkugel und seine goldene Quadriga waren nur
einige von ihnen, auch schenkte er ihm ganze Rinderherden und sogar eine Insel,
die er nach mir benannte und schlussendlich … auch meine Hand. Es interessierte
den Herrscher nicht länger was mit meinen Wünschen und Träumen war. Er sagte,
dass es als Erstgeborene sogar meine Pflicht wäre, einen mächtigen Gott zu
ehelichen. Ich war nicht länger seine kleine Prinzessin, das habe ich jedoch
viel zu spät bemerkt. Helios nahm mich großzügiger weise bei sich auf und half
mir, wo er nur konnte. Er hatte nie die Absicht, den Wünschen meines Vaters
nachzugehen, aber es bereitete uns beiden große Freude zu zusehen, wie er auf
dem Zahnfleisch herumkroch und darauf hoffte, dass Helios schon bald ein
Hochzeitsfest veranlassen würde.“
Rhode
lachte verschmitzt und auch Darius‘ strenge Gesichtszüge verschwanden. Serena
konnte sich nur zu einem leichten Lächeln überwinden, denn in der Geschichte
der Meeresprinzessin erkannte sie ihren eigenen Verlauf wieder. Wie ähnlich sie
ihr doch war und wie gleich die großen Herrscher waren. Enttäuscht atmete sie
aus und vergrub ihr Gesicht in der seidenen Decke, die sich um ihren Körper
schlang. Wieder musste sie sich eingestehen, dass alle anderen Recht zu haben
schienen, dass sie schon die ganze Zeit Recht behalten hatten und sie einfach
nur zu naiv war und die Augen vor der Wahrheit verschloss, für einen Wunsch,
der sich dennoch nicht erfüllen sollte und ihr nichts weiter als Kummer und
Leid brachte.
„Mein
Vater wollte sogar Benthesikyme, meine kleine Schwester, an einen der
olympischen Götter verkaufen, denn Triton war trotz seines Alters noch nicht
reif genug, um nach der Meinung meines Vaters, diesen würdig zu vertreten. Die
Liebeleien mit Nymphen und dergleichen sind ihm auch heute noch wichtiger als
alles andere.
Meine
kleine Schwester war schön, klug und somit das nächste Ziel eines berechenbaren
Strategen, doch sie hatte eine Willensstärke, die ich schon damals immer
bewundert hatte. Sie hatte die Pläne des Herrschers sofort durchkreuzt, als sie
verkündete, sie habe sich in einen Menschen verliebt und wolle für ihn alles
aufgeben.“
Serena
zog die Decke enger an sich und sah kurz zu Darius, der ungewohnt ruhig war,
doch sie konnte sich bereits denken, warum er keinen Ton von sich gab. Das
Thema Vater war für ihn ein rotes Tuch, verständlich.
„Was
ist aus ihr geworden?“, fragte sie dann neugierig und widmete ihre
Aufmerksamkeit dann wieder der Meeresschönheit. Diese hielt abrupt die Luft an und
warf ihr einen unverstandenen Blick zu.
„Sie
ist tot, seit vielen Jahrtausenden schon!“, erwiderte sie schroff, griff nach
dem Becher auf dem Boden und nippte daran.
Serena
wandte ihren Blick beschämt ab und versuchte diesen unangenehmen Augenblick der
peinlichen Stille zu überspielen, doch es half nichts.
„Sie
hat es wirklich ernst gemeint als sie sagte, sie wolle alles für diesen
Sterblichen aufgeben, denn für ihn verzichtete sie sogar auf ihre
Unsterblichkeit, wohlwissend, dass sie altern und eines Tages sterben würde,
doch sie hat gezeigt, dass es etwas gibt, dass noch stärker ist als Gier und
Hass ... Liebe!“
Stumm
blickte Serena in die stille Nacht hinaus. Die Worte der Meeresprinzessin
wollten ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen. Sie hatten für viel Verwirrung
gesorgt, aber manifestierten einen Gedanken dafür umso mehr: Helios war nicht
der, für den sie ihn gehalten hatte. Zeus war jedoch genau der, vor dem alle sie
gewarnt hatten. Ein machthungriger, selbstsüchtiger Herrscher, der Serena als
Gegenstand betrachtete um politischen Einfluss zu üben und sie hatte ihm vertraut
…
Schweigend
blickte sie auf die Reling hinab und sah in die großen sandfarbenen Augen eines
Federknäul - Cybele.
Seit
Wochen hatte Serena die Dienste der kleinen Eule nicht mehr in Anspruch genommen,
aus Angst, diese Schattenkreaturen könnten dahinter kommen und Hermokrates und
Lisias etwas antun. Nun würde sie ihre Hilfe jedoch noch einmal benötigen.
Sie
schob Cybele ihren Brief zwischen die Krallen und strich ihr ein letztes Mal
durch das weiche Gefieder, dann verschwand diese in der Dunkelheit der Nacht.
Es war wohlmöglich der letzte Brief, den sie an Hermokrates schicken würde,
doch sie wollte ihn glauben lassen, dass es ihr gut ginge und sie aus
persönlichen Gründen nicht mehr schreiben könnte. Das dies die letzte
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