Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
dich?“, durchbrach Darius erneut ihren Gedankengang und legte seine
Hand auf ihre Schulter. Er war besorgt und in seinem Gesicht zeichnete sich
eine ernstzunehmende Strenge ab, die sie nie zuvor gesehen hatte.
Serena
nickte leicht, als sie die wiederwertige Pampe herunterschluckte und einen
Würgereiz unterdrücken musste.
„Halte
beim Schlucken die Luft an, dann verspürst du das Gefühl, dich übergeben zu
müssen, nicht mehr ganz so stark!“
Fragend
wandte Serena sich um.
Die
Meeresprinzessin schaute sie noch immer an, doch sie hatte gerade wirklich zu
ihr gesprochen, ihr sogar einen hilfreichen Tipp gegeben, dabei wirkte sie, als
wünschte sie sich, sie würde an diesem Fraß ersticken.
Irritiert
sah Serena hilfesuchend zu Darius, denn sie wusste nicht ganz, wie sie sich ihr
gegenüber verhalten sollte. Aus diesem Grund ließ sie auch keinen Ton
verlauten, doch auch er schien zu überrascht über ihr friedliches Verhalten.
Eine
Weile stocherte Serena peinlich berührt in der Pampe herum und hoffte, dass
dieser Moment schnell verflog.
„Helios
muss wirklich frei von allen Sinnen sein, dass er die Schicksalsschwestern
aufsucht!“, fuhr die Meeresprinzessin fort und stellte ihren Becher aus den
Händen.
Ihre
Stimme klang angespannt und dennoch viel sanfter als sie sie das erste Mal
hörte. Nichts mehr deutete darauf hin, dass sie die Tochter eines zynischen
Götterpaares war.
„Ich
weiß nicht genau was ihn dazu verleitet hat, euch in dieser Weise zu helfen,
doch ihr solltet diese Geste sehr schätzen. Kein Gott dieser Welt würde dieser
Insel freiwillig zu nahe kommen und dennoch sorgt Helios dafür, dass sogar eine
ganze Mannschaft bereit steht.“
„Worauf
wollt ihr hinaus?“, entgegnete Serena angespannt und schenkte der
Meeresschönheit einen kritischen Blick.
„Helios
sorgt sich stets um das Wohl anderer, selbst um das einer einfachen Halbgöttin.
Er ist in dieser Hinsicht sehr naiv ... nutzt es also nicht aus!“, zischte sie
leise und formte ihre Augen zu schmalen Schlitzen des Misstrauens.
Empört
schüttelte Serena den Kopf und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sie wusste
nicht, wie die Meeresprinzessin auf solch eine absurde Idee kam, doch in diesem
Augenblick war es ihr auch völlig egal. Sie sah sich in ihrem ersten Eindruck
von ihr bestätigt: eine selbstgerechte, egoistische Zynikerin, die mit Vorliebe
anderen Vorschriften erteilte und die Herrin spielte, ganz nach ihren Eltern,
doch etwas an ihr ließ Serena zugleich alles wieder über Bord werfen. Ihre Augen,
es waren ihre Augen. Sie glänzten ebenso wie es die ihre taten, wenn sie
verträumt fern ab von jeglicher Realität war. Es ließ sie für diesen einen
Moment so verletzlich wirken, dass Serena nicht glauben konnte, sie habe eine
stolze Meeresprinzessin vor sich.
„Ich
habe ihm meine Freiheit zu verdanken, jedenfalls das, was noch zu retten war“,
entfuhr es dieser dann plötzlich leicht lächelnd, als sie wieder zu Serena
aufblickte, die sie fragend ansah.
„Mein
Vater wollte nur das Beste für mich … jedenfalls hat er mich das immer glauben
lassen. Ich habe seine Entscheidungen nie in Frage gestellt, warum auch … ich
habe stets alles bekommen, was sich eine junge Prinzessin wünschen konnte.
Meine Welt war perfekt. Ich durfte an sämtlichen Festlichkeiten teilnehmen,
stand überall im Mittelpunkt und wurde bewundert, dies dürfte auch euch bekannt
sein.“ Natürlich kam es Serena bekannt vor und sie hatte Mühe ihre Wut zu
unterdrücken. „Es dauerte lange, bis ich begriff, dass er mich überall nur
präsentieren wollte. Sein Ziel war es vor allem, seinen Bruder Zeus
eifersüchtig zu machen, denn die Götter rissen sich geradezu um meine Hand, doch
dann, als ich älter wurde, spürte ich, wie sich auch das Verhältnis zu ihm
veränderte. Er wurde distanzierter, beherrschender, behandelte mich wie ein Gegenstand,
doch meine Erkenntnis kam erst viel später. Jahrtausende hatte er im Schatten
seines jüngeren Bruders verbracht. Nun wollte endlich er an die Spitze. Eine
Verbindung mit einem mächtigen Gott sah er als ideale Gelegenheit, um Einfluss
auf dem Olymp zu erhalten und Zeus dann vom Thron drängen zu können. So wurde
auch Helios eine Schachfigur im kranken Spiel meines Vaters …“, sprach sie
leise und wandte sich suchend um. Sie schien nicht zu wollen, dass es außer
ihnen jemand mitbekam, doch die angetrunkenen Soldaten waren viel zu
beschäftigt mit sich selbst, als dass sie es hätten
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