Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Er dachte, dass wenn er ginge, alles besser werden würde und so verließ
er klangheimlich im Schutze der Dunkelheit das Dorf um seine Mutter zu
schützen. Ich fand ihn einige Tage später in der Nähe von Marathon. Er war dem
Tode nahe, also nahm ich ihn bei mir auf. Er entwickelte sich in kürzester Zeit
zu einem sehr intelligenten, vertrauenswürdigen jungen Mann, für den ich meine
Hand ins Feuer legen würde. Du und er haben viel gemeinsam!“, fuhr Helios fort
und verschränkte nachdenklich seine Arme.
Serena
war noch immer zu verblüfft um irgendetwas zu sagen. Niemals hätte sie gedacht,
dass Darius ein Halbgott sei, jemand wie sie, dessen Vergangenheit ebenso
unglücklich verlaufen war wie die ihre.
„Sein
Vater ist Poseidon … Er hat sich nie nach ihm erkundigt. Ich bezweifle sogar,
dass er von seiner Existenz weiß.“
Wieder
blickte sie zu Helios auf und ließ Darius für einen Moment außer Acht. War er
aus diesem Grund immer so hilfsbereit ihr gegenüber? Weil sie Darius so sehr
glich? Irritiert schüttelte sie den Kopf und versuchte diesen Gedanken wieder
zu vertreiben.
„Ich
habe fest damit gerechnet, dass du mich nach deinem Vater fragen würdest …“
Ihre
Stirn legte sich in tiefe Falten. Sie brauchte eine Weile um zu begreifen,
wovon er sprach.
„Dann
habe ich dich wohl überrascht …“ Er nickte leicht und spielte mit dem Wappen an
seinem Umhang. Ein Zeichen der Nervosität, das erkannte sie schnell.
„Du
bist ihm wirklich sehr ähnlich“, entfuhr es ihm dann plötzlich, sodass Serena ihn
fragend ansah. Das letzte Mal, als er das gesagt hatte, waren beide in eine
hitzige Auseinandersetzung geraten, denn Helios hatte sie mit Zeus verglichen
und somit ballten sich ihre Hände wieder zu Fäusten und die Wut in ihr stieg. „…
doch mehr noch kommst du nach Timaios … er hat sich auch immer mehr um andere
gesorgt. Ich erkenne ihn in dir wieder …“, fügte er hinzu, noch bevor der angestaute
Zorn in der jungen Halbgöttin überschwappte und auf ihn niederging.
Ihre
Körperspannung löste sich abrupt und sie erkannte ein leichtes Lächeln auf
seinen Lippen.
Zu
verwirrt war sie über seine Worte, als dass sie hätte begreifen können, was er
meinte, doch die Erleuchtung kam schneller als gedacht. Er hatte aus freien
Stücken ein Thema angeschnitten, von dem er all die Monate Abstand gehalten
hatte, vielleicht um sie zu schützen, doch möglicherweise auch um sich nicht
selbst an die Vergangenheit zu erinnern.
„Dein
Vater war einer der wenigen Sterblichen, dessen Wort ich sehr geschätzt habe.
Er hat stets die Bedürfnisse anderer über seine gestellt. Er hat dich wie sein
eigenes Kind angesehen. Das ist nicht selbstverständlich, da konntest du dich
wirklich glücklich schätzen!“
Serena
nickte leicht als sie förmlich an seinen Lippen hing und interessiert seinen
sanften Worten lauschte.
„Ich
erfuhr erst am darauffolgenden Tag von seinem Tod. Ich konnte ihm auch nicht
helfen, da wir Götter in der Nacht des Neumondes völlig blind und machtlos
gegen alles sind, was auf der Erde vor sich geht. Es scheint mir noch heute so
surreal …“
Seine
Stimme erstarb abrupt, als ihm die Worte zu fehlen schienen. So hatte Serena
ihn wahrhaftig noch nie gesehen. Ein Anblick, der ihr überhaupt nicht gefiel.
„Wieso
hast du ihn aufgesucht?“, lenkte sie sofort ab und sah wieder in die Ferne.
Helios
zögerte und schien sich wieder fassen zu müssen. Selbst in der Gestalt des rhodischen
Königs ähnelten seine Gesichtszüge noch immer denen des Sonnengottes, was ihr
ein wenig die Unsicherheit nahm, in der Gegenwart eines offensichtlichen
Fremden so frei zu reden.
„Deinetwegen!“,
entfuhr es ihm schließlich und ließ Serenas Gesicht entgleisen. „Athene bat
mich, ein Auge auf dich zu werfen. Sie war schon damals sehr besorgt um dein
Wohlergehen. Und ich muss gestehen, dass ich sehr fasziniert von den
Schmiedekünsten deines Vaters war.“
„Jedes
einzelne Schwert war ein Unikat. Eine aufwendige Kreation, deren Fertigstellung
ihn mit Freude erfüllte. Das letzte Schwert, das ich von ihm hatte wurde
gestohlen, als man mich an den Olymp brachte“, erwiderte sie leise und sah auf
das Wasser, das um den Bug herumfloss.
Wieder
kehrte Stille ein. Wieder wusste keiner der beiden, was er dem jeweils anderen
sagen sollte, denn die Stimmung hatte einen erdrückenden Tiefpunkt erreicht.
„Wusste
er, dass ich nicht seine leibliche Tochter war?“, fragte sie leise in das
Rauschen
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