Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
viele Namen - Die Nacht, in der der Mond im Schatten der Sonne
verschwand, der Sage nach selbst die Götter auf dem Olymp in einen tiefen
Schlaf fielen und sich das Tor zum Hades öffnete. Eine Nacht, in der Hypnos,
der Gott des Schlafes, über die Welt regierte und mit Hilfe von Morpheus für
Angst und Schrecken sorgte - Die kalte Finsternis.
Schwarze
Schatten zogen klanglos über den steinigen Boden nahe Athen und verschlangen
jeden noch so kleinen Grashalm in ihrer tiefen Dunkelheit. Wie eine Nebelwand,
die der Hölle entstieg, zog sie durch das Land und ließ kein Licht in das
Innere dringen. Es war unheimlich still außerhalb der hohen steinernen Mauern
der großen Polis. Windstill, hätte man meinen können, wenn die großen Felder
der Bauerndörfer in diesem Jahr Früchte getragen hätten und das in der Sonne
leuchtende Grün starr in ihrer Form aus der Erde geragt hätte, doch die Felder
lagen brach und naheliegende Bäume waren ab gerodet. So erschien das Gebiet
nicht nur trist, sondern auch kalt und unterstrich die unbehagliche Atmosphäre
dieser Nacht. Nur die Halme einiger Sträucher regten sich, kaum wahrnehmbar, in
den leichten Wogen einer Brise und lösten das starre Bild, das man vernehmen
konnte.
Doch
selbst die Regung einer kleinen Pflanze, die den Menschen versichern sollte,
dass der Odem der Götter noch immer über ihr Land zog, konnte ihnen in diesen
Stunden keine Sicherheit bieten.
Verzweifelte
Schreie und Hilferufe hallten durch die Nacht und setzten dem scheinbaren
Frieden ein abruptes Ende. Verwirrung und Angst sorgten für Chaos im kleinen
Dorf Aphidna, das im lodernden Schlund eines tobenden Feuers versank.
Doch
selbst das helle Flackern der Flammen konnte die Schattenwand um das Dorf herum
nicht durchdringen und so blieben Gebete und Flehen unerhört. Die Bewohner,
ärmliche Bauernfamilien aus einer Schmiedegemeinde, packten ihr Hab und Gut und
ergriffen die Flucht.
Allesamt
schraken sie aus ihren schrecklichen Alpträumen und fanden sich inmitten eines
grauenhafteren realen Alptraumes wieder.
Der
staubig vertrocknete Boden, der seit Tagen kein Wasser mehr gesehen hatte, war
rissig und die trockenen Strohdächer fingen somit schnell Feuer und brannten
schließlich lichterloh. Nur die steinernen Gemäuer der kleinen Häuser, die
nicht wie die meisten aus Holz gefertigt wurden, blieben zurück und sollten
noch Jahre später daran erinnern, dass es hier einmal Leben gab.
Ein
älterer Mann mit Frau und Kind rannte aus seiner Hütte, dessen Dach bereits
Feuer gefangen hatte und nun in sich zusammenfiel. Die großen Felsenhöhlen
weiter südlich waren sein Ziel, wie das vieler anderer Bewohner, die nicht
weiterwussten.
Wie
ein Rudel Wölfe kamen sie aus dem nichts. Eine Horde schwarzer Gestalten, die
von allen Seiten das Dorf umzingelten, brachen wie ein unbarmherziges Gewitter
auf die, dem Tode geweihten, Bewohner nieder und ließen kein Leben verschont.
Männer,
Frauen, selbst Kinder fielen den Bestien zum Opfer.
Nicht
weit entfernt von der Dorfmitte, wo sich ein großer steinerner Brunnen aus dem
verdorrten Boden emporhob, existierte jedoch noch Leben.
In
einer großen Steinhütte, dessen Strohdach von der Feuersbrunst bisher verschont
blieb, versteckte sich ein kleines Mädchen leise wimmernd unter ihrem Bett.
Der
Angstschweiß lief über ihre blasse Stirn und ihre großen braunen Augen
erzitterten vor Schreck. Nur das hastige Pochen ihres Herzens versicherte ihr,
dass sie noch am Leben war, doch wie lange noch? Wann würden die Götter ihre
kläglichen Gebete erhören und ihr helfen? Wann würden ihre Eltern kommen und
sie unter dem Bett hervorholen, unter dem sie sich verstecken sollte, bis alles
vorbei war?
Das
kleine Mädchen wusste nicht was um sie herum geschah. Sie hörte nur das leise
Knistern des tobenden Feuers, das aus der Entfernung wie ein kleines Lagerfeuer
klang und die vereinzelten Schreie der sterbenden Menschen, die erneut aus dem
Dorf zu ihr herüberhallten.
Das
kalte Holz des Bodens an ihrem schweißgetränkten Schlafgewand klebend, schloss
sie die Augen und versuchte sich mit flüsternden Worten selbst zu beruhigen.
Ein
goldenes Medaillon in ihren blassen kleinen Händen gab ihr den Halt, nicht laut
loszuschreien.
Immer
weiter schweifte sie von der Realität ab, während ihre eigenen Worte wie durch
einen Tunnel in ihr Gehör drangen, doch als sie die leichten Vibrationen im
Boden spürte, wurde sie erneut von ihrer Angst in die Realität
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